# taz.de -- Plakat-Polemik soll weg | |
> Stadt und Verkehrsbetriebe Hannover sollen demagogische | |
> Anti-Grünen-Plakate entfernen, verlangt eine Initiative. Dem Vermarkter | |
> Ströer wirft sie Doppelstandards vor | |
Bild: Die Grünen als Buhmann: Plakat von Conservare Communications | |
Von Sarah Zaheer | |
Welke Sonnenblumen auf grünem Hintergrund: Plakate mit Aufschriften wie | |
„Klimasozialismus“ und „Wohlstandsvernichtung“ zieren derzeit über 50 | |
Großstädte. Mit der Kampagne #GrünerMist warnt eine AfD-nahe | |
Lobbyorganisation vor einer grünen Regierungsbeteiligung. In Hannover | |
fordert die Initiative „Rote Karte gegen die AfD“ nun in einem offenen | |
Brief die Stadt und die Verkehrsbetriebe dazu auf, die Plakate zu | |
entfernen. | |
„Es ist unerträglich, wie der öffentliche Raum mittlerweile durch rechte | |
Hetze eingenommen wird, Falschbehauptungen aufgestellt werden können und | |
dies schweigend und achselzuckend von Entscheidungsträger*innen | |
hingenommen wird“, sagt Saskia Radig, Sprecherin von „Rote Karte gegen die | |
AfD“. Die Initiative hat sich im Juni gegründet, um die AfD bei den | |
Bundestags- und Kommunalwahlen in Niedersachsen zu beobachten und ihren | |
Wahlkampf zu stören. | |
Hinter der Kampagne #GrünerMist verbirgt sich nicht direkt die AfD: | |
Verantwortlich ist die Hamburger Firma Conservare Communications. Deren | |
einziger Gesellschafter ist Ex-CSUler David Bendels, der enge Kontakte zu | |
AfD-Politiker:innen pflegt und Vorsitzender des „Vereins zur Erhaltung der | |
Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten“ ist. Zudem ist Bendels | |
Chefredakteur des rechten Blatts Deutschland-Kurier, in dem dazu aufgerufen | |
wurde, die AfD zu wählen. | |
In ihrem offenen Brief wenden sich die Aktivist:innen an die Stadt | |
Hannover, die Verkehrsbetriebe Üstra, deren Tochtergesellschaft X-City | |
Marketing und den internationalen Werbevermarkter Ströer. Darin heißt es, | |
dass Hannover sich als moderne, offene und tolerante Stadt gebe und daher | |
im besonderen Maße verpflichtet sei, den „großflächig plakatierten Hass und | |
Hetze im Stadtbild zu bekämpfen“. Die Initiative verlangt, die Plakate zu | |
entfernen und die Zusammenarbeit mit Ströer einzustellen. | |
Dass die Plakate auch an Haltestellen und Bahnhöfen hängen, bedeute nicht, | |
„dass sich die Üstra oder die Infrastrukturgesellschaft mit dem Inhalt | |
identifiziert“, versichert Üstra-Pressesprecher Udo Iwannek. Die Anlagen | |
der Stadtbahn – und somit auch die Plakatflächen in den Stationen – gehör… | |
der Infrastrukturgesellschaft Region Hannover. Die Plakatflächen werden von | |
der X-City Marketing vermarktet, die zur einen Hälfte der Üstra und zur | |
anderen Ströer gehört. | |
Üstra-Sprecher Iwannek sagt, dass Ströer Werbung nur dann ablehnen könne, | |
„wenn diese gegen geltende Gesetze verstößt oder beispielsweise von einer | |
Partei stammt, deren Verfassungsfeindlichkeit festgestellt ist“. Die | |
Seebrücke Hamburg hingegen twitterte am Freitag, dass Ströer Plakate der | |
Gruppe in der Vergangenheit nicht veröffentlicht habe, „weil sie einen | |
politischen Appell“ beinhaltet hätten. „Rote Karte gegen die AfD“ | |
kritisiert das Kölner Werbeunternehmen diesbezüglich: „Es scheint ganz so, | |
als käme es für Sie vor allem darauf an, aus welcher Richtung der | |
‚politische Appell‘ kommt“, schreibt die Initiative in ihrem Brief. | |
Die Stadt Hannover mit ihrem grünen Oberbürgermeister Belit Onay sagte der | |
taz, dass sie die Forderungen der Initiative prüfe. „Als Stadtverwaltung | |
ist es grundsätzlich nicht unsere Aufgabe, uns zu politischen Kampagnen zu | |
verhalten“, sagte Pressesprecher Christian von Eichborn. Die Grünen können | |
nach eigenen Angaben rechtlich nicht gegen die Schmierkampagne vorgehen – | |
weshalb die Werbetafeln wohl bleiben werden. | |
Üstra-Sprecher Iwannek hat einen pragmatischen Vorschlag: „Jeder Fahrgast, | |
der an den Plakaten Anstoß nimmt, hat am Wahltag die Möglichkeit, mit | |
seiner Stimme zu zeigen, was er von demagogischer Werbung hält“, sagt er. | |
17 Aug 2021 | |
## AUTOREN | |
Sarah Zaheer | |
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