# taz.de -- pride in hamburg: „Als Mann darf ich weinen“ | |
Interview Arne Matzanke | |
taz: Malte Legenhausen, sind Sie stolz darauf, ein Mann zu sein? | |
Malte Legenhausen: Das würde ich nicht sagen, aber ich fühle mich mit | |
meiner Männlichkeit in den meisten Fällen sehr wohl. Ich habe gelernt, | |
Männlichkeiten vielfältig zu sehen und darin meine eigene Form von | |
Männlichkeit zu finden. Dabei habe ich auch erkannt, welche Privilegien ich | |
als Mann besitze. | |
Wie ist Ihr Blick auf Männer? | |
Es geht mir vor allem darum mit Klischeevorstellungen von Männlichkeit | |
umzugehen, sie aufzubrechen. Ich darf als Mann weinen oder mit | |
überschlagenen Beinen sitzen, auch wenn das dem gesellschaftlichen Bild | |
nicht entspricht. | |
Wie wird ein Mann zum Mann? | |
Schon vor der Geburt denken wir in binären Kategorien – Mädchen rosa, Jungs | |
blau. Je älter Kinder werden, desto stärker werden sie auf diese | |
Rollenbilder geprägt. Das wirkt durch das Erwachsenenalter hindurch. Das | |
Elternhaus, aber auch das soziale Umfeld sind dabei Faktoren. Wenn jemand | |
nicht den Geschlechterrollen entspricht, eckt die Person häufig an. | |
Benutzen einige Männer das Wort „schwul“ deswegen als Beleidigung? | |
Da geht es zunächst um die Abwertung von vermeintlich weiblichen | |
Attributen, somit auch um Misogynie und die Aufrechterhaltung von Macht. | |
Die Abwertung von schwulen Männern hilft, ein Bild von überlegener, | |
heterosexueller Männlichkeit zu stärken. Eben diese benutzen das Wort, um | |
sich von Homosexualität abzugrenzen. Letztlich sehen manche Menschen | |
Homosexualität leider als etwas Unnormales und damit auch „schwul“ als | |
Schimpfwort. | |
Wie wirken Männlichkeitsnormen auf schwule Männer? | |
Männlichkeitsnormen betreffen zunächst alle Männer. Auffällig ist, dass in | |
schwulen Kreisen häufig mit den starren Männlichkeitsbildern gebrochen | |
wird. Gleichzeitig sind bestimmte Bilder aber auch in schwulen Communitys | |
sehr dominant. Einerseits werden diese Normen also überwunden, andererseits | |
kommt es beispielsweise auf Dating-Apps zu Diskriminierungen gegenüber | |
Männern, die dem durchtrainierten Bild nicht entsprechen. | |
Ist das Aufbrechen von Männlichkeitsnormen also eine private Verantwortung? | |
Es ist zwar wichtig, dass Männer reflektieren, was diese Geschlechterrolle | |
mit ihnen macht, aber wenn nicht auch auf institutioneller Ebene etwas | |
passiert – im Unterricht beispielsweise auch die Wirkung von | |
Geschlechterrollen einbezogen wird –, ist das alleine nicht genug. Wir | |
dürfen in der Öffentlichkeit nicht immer wieder auf starre | |
Männlichkeitenbilder treffen, sonst verändert sich nichts. | |
29 Jul 2021 | |
## AUTOREN | |
Arne Matzanke | |
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