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# taz.de -- Krieg in Äthiopien: Neuer Rebellenstaat
> Die Aufständischen haben die Region Tigray wieder eingenommen. Diese
> Wende zeigt, warum Guerilla-Armeen immer wieder erfolgreich sind.
Bild: Eine Frau passiert Soldaten der Äthiopischen Regierungsarmee Anfang Mai …
Es ist eine dramatische Wende in Afrikas derzeit brutalstem Krieg.
Äthiopiens Armee, kampferfahren, hochgerüstet und vom Nachbarn Eritrea
unterstützt, [1][muss die Waffen strecken und sich aus der rebellischen
Bergregion Tigray zurückziehen]. Die dortige ehemalige Befreiungsarmee
TPLF, die hier in den Bergen zuhause ist, marschiert triumphal zurück in
die Hauptstadt Mekelle ein, die sie vor gut sieben Monaten räumen musste.
Und weitere Städte fallen wie Dominosteine. Äthiopiens Regierung muss um
eine Feuerpause betteln, während die Tigray-Führung ungerührt zur
Fortsetzung des Kampfes aufruft, „bis unsere Feinde Tigray vollständig
verlassen“.
Wieder einmal zeigt sich: Keine konventionelle Armee der Welt kann in
schwierigem Terrain gegen eine kollektiv als Feind bekämpfte Bevölkerung
bestehen. Guerilla-Armeen haben das immer wieder vorgemacht. Großmächte der
ganzen Welt haben viele Tausend Soldaten in Kriegen verheizt, nur um am
Ende doch noch die Waffen strecken zu müssen.
In Äthiopien müssten die Regierenden das eigentlich wissen: Tigray-Rebellen
erhoben sich schon vor dreißig Jahren erfolgreich gegen die damalige
sozialistische Militärdiktatur und übernahmen die Kontrolle über den
Vielvölkerstaat Äthiopien, den sie allerdings auf lange Sicht nicht zu
beherrschen vermochten. Erst als sie entmachtet und auf ihre Heimat
zurückgeworfen waren, konnten sie zu ihren Wurzeln zurückfinden, als
bewaffneter Arm einer Bevölkerung statt eines autoritären Zentralstaates.
Äthiopiens Ministerpräsident [2][Abiy Ahmed], 2019 als
Friedensnobelpreisträger weltweit bejubelt, steht nun vor den Scherben
seiner Politik. Er wollte seine innenpolitischen Gegenspieler mit deren
eigenen Mitteln schlagen, nämlich mit Gewalt. Er hat es nicht geschafft. Es
ist fraglich, ob er diese Niederlage übersteht. Gleiches gilt für Eritreas
Diktator Isaias Afeworki, der fast alle seine militärischen Mittel in den
Tigray-Krieg geworfen hat, um sich an der Niederlage im Grenzkrieg von 1998
bis 2000 gegen das damals noch Tigray-geführte Äthiopien zu rächen.
## Keine andere Wahl als die Guerilla
Eritreas Politik der verbrannten Erde in Tigray war vor allem Vergeltung
für frühere Zerstörungen, aber sie hat nichts erreicht: International wuchs
die Empörung über immer neue dokumentierte Kriegsverbrechen; in Tigray
blieb den Menschen keine Wahl als die Guerilla. Am Ende hat d[3][ie brutale
Kriegsführung Äthiopiens] und Eritreas in Tigray der Guerilla zum Sieg
verholfen.
Indem Tigray jetzt mit der Waffe als Rebellenstaat neu entsteht, fordert
nun auf dem äthiopischen Staatsgebiet ein neuer De-Facto-Staat den
äthiopischen Zentralstaat heraus. Seit Jahrzehnten gibt es Warnungen, mit
dem Ende der Militärdiktaturen vergangener Zeiten drohe Äthiopien der
Zerfall, so wie einst Jugoslawien. Nie war diese Gefahr realer als heute.
29 Jun 2021
## LINKS
[1] /Krieg-in-Aethiopien/!5783434
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Abiy_Ahmed
[3] /Krieg-in-Aethiopien/!5755133
## AUTOREN
Dominic Johnson
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