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# taz.de -- Caterina Valente wird 90: Lebende Legende fernab der Bühne
> Der erste internationale Popstar in Nachkriegsdeutschland war zugleich
> ein Weltstar. Und eine Perfektionistin auf allen Gebieten ihrer Kunst.
Bild: Eine Entertainerin, die viele Stile beherrschte: Caterina Valente
Wie würdigt man ein künstlerisches Monument, wie gratuliert man einer –
nach wie vor auf der sonnigen Seite [1][auf den Höhen des schweizerischen
Lugano – lebenden Legende]? Jüngere werden Caterina Valente kaum noch
kennen. Doch sich mit ihr vertraut zu machen wäre zugleich eine Lehrstunde
in: Konsequenz, körperlicher Disziplin, eisigem Fleiß, sehr harter Arbeit
am eigenen Können und Verzicht auf alle Starallüren zugleich.
Caterina Valente, Kind einer vor allem in Europa recht populären
Artistengruppe mit Performances in Zirkuszelten und Revuetheatern, wurde zu
einer der wichtigsten Berühmtheiten der Nachkriegszeit, weil sie in ihrem
Fach alles beherrschte: singen in allen Tonarten, tanzen mit allen
Schrittfolgen – für ihre Kolleg:innen gewiss furchteinflößend.
Sie war der erste internationale Popstar (nicht nur) in der Bundesrepublik,
immer populär, aber auch stets mit dem gewissen Flair kühler
Distanziertheit. Sie lachte gern, oft und laut, aber nie hatte ihr Lachen
dieses Anschmeißerische, das um Sympathie buhlt – denn sie warb um ihre
Kunst nicht mit devoten Gesten.
Sie war international, durch ihre erste Heirat wurde sie Deutsche, heute
ist sie Französin. Sie versteht sich als Europäerin und strikte Pazifistin,
Kind einer kriegsgeschädigten, nazihassenden Familie – aber recht
eigentlich, sagte sie einmal [2][im taz-Gespräch], verstehe sie sich als
Weltbürgerin.
## Alles für das Publikum
Die Valente, das war in den 1960er Jahren US-amerikanisches Fernsehen, wo
sie mit Perry Como viele Monate eine Show zur Primetime bestritt. Sie war
es, die die wahnsinnig stylish-modernen Sounds des [3][Bossa nova in
Brasilien entdeckte] und in die USA trug – eine Frau, die [4][Musik und
Bühne liebte], Jazz sowieso und in gewisser Weise auch frühe Formen des
Rap, jedoch zugleich um jeden kunstreligiösen Underground einen Bogen
machte: „Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“ – sie wollte
dem Publikum bieten, was es mochte.
Also in den USA, vor allem in Las Vegas und in Los Angeles, die Kunst, für
die auch Sammy Davis, Jr. stand, Entertainment pur; oder in Deutschland, wo
sie als Schlagersängerin bekannt wurde für [5][Titel wie „Malaguena“] (mit
dem das deutsche Publikum nichts anfangen konnte, mutmaßlich deshalb, weil
es zu intensiv ist), [6][„Wo deine Sonne scheint“], „Itsy Bitsy Honolulu
Strandbikini“ oder „Steig in das Traumboot der Liebe“ – oder später, �…
siebzigjährig schon, die mit der WDR Big Band live aufgenommenen „Kurt
Weill American Songs“, frisch und geschmackvoll überliefert.
Der Sänger Gilbert Bécaud, bester Freund der Valente, als sie Ende der
1940er Jahre ohne ihre Familie (und die übermächtige Mutter) nach Paris
kam, war ihr ebenso ergeben wie so viele ihrer Generation. 2003 zog sie
sich von der Bühne zurück. Mein Publikum mag es mir danken, sagte sie, mich
zu sehen – aber ich fühle mich nicht mehr in der Verfassung, mich dem
Publikum zu präsentieren – man müsse wissen, wann es genug sei.
Geboren am 14. Januar 1931, als ihre Familie gerade in Paris gastierte,
wird sie heute 90 Jahre alt, öffentliches Comeback ihrerseits unerwünscht.
14 Jan 2021
## LINKS
[1] https://oe1.orf.at/artikel/679531/Caterina-Valente-wird-90
[2] /Ich-jamme-nicht-mehr/!743362
[3] https://www.youtube.com/watch?v=jw_-TFeEnXg
[4] https://www.youtube.com/watch?v=Gajbzv__V1w
[5] https://www.youtube.com/watch?v=SLMbmecCFlg
[6] https://www.youtube.com/watch?v=lyRm5kc9ZUY
## AUTOREN
Jan Feddersen
## TAGS
Schlager
Popstar
Musikerinnen
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