# taz.de -- Neue Pässe und Personalausweise: Ohne Morphing, mit Fingerabdrück… | |
> Die digitale Verschmelzung mehrerer Passbilder zu einem Foto soll künftig | |
> verhindert werden. Die Linke protestiert gegen Fingerabdruckpflicht. | |
Bild: Passen Benutzer*in und Abdruck zusammen? Fingerabdrücke sollen im Perso … | |
Freiburg taz | Die Bundesregierung will die Nutzung von Ausweispapieren | |
durch mehrere Personen oder durch Nichtberechtigte verhindern. Deshalb soll | |
das so genannte Morphing ausgeschlossen werden. Außerdem sollen künftig | |
Fingerabdrücke im Personalausweis gespeichert werden. | |
Beim Morphing werden digitale Passbilder von bis zu sieben Personen durch | |
eine spezielle Software zu einem neuen Passbild verschmolzen. Dieses | |
Passbild können dann mehrere Personen benutzen, was Kontrollen erschwert. | |
Manipulationen an Passbildern können aber nicht erkannt werden, wenn die | |
Bürger ihre Passbilder in Papierversion auf die Passbehörde mitbringen und | |
die Fotos erst dort eingescannt werden. Die Bundesregierung schlug deshalb | |
zunächst vor, dass Passbilder für Ausweise nur noch in der Behörde unter | |
Aufsicht von Beamten gemacht werden dürfen. Die FDP sprach spöttisch von | |
„betreuten Selbstportraits“. Dagegen protestierten jedoch die freien | |
Fotostudius, denen ein großer Markt verloren zu gehen drohte. | |
Der Protest hatte Erfolg. Künftig soll beides möglich sein, sagte jetzt | |
[1][Innen-Staatssekretär Günter Krings] (CDU) bei der ersten Lesung des | |
Gesetzentwurfs im Bundestag. Einerseits sollen die bundesweit 6.115 Pass- | |
und Ausweisbehörden mit Kameras und Fotoautomaten ausgerüstet werden. | |
Daneben sollen Bürger aber auch in Zukunft Passfotos von freien Fotografen | |
nutzen können. | |
„Wer ein künstlerisch anspruchsvolles Passfoto haben möchte, der kann | |
weiterhin zum Experten gehen“, sagte der CDU-Abgeordnete Josef Oster. Die | |
Fotografen müssen das Foto dann aber elektronisch an die Behörde | |
übermitteln. Eine Zuverlässigkeitsprüfung der Fotografen ist nicht geplant. | |
## Pflicht zum Fingerabdruck | |
Eine zweite Neuerung ist beim Personalausweis vorgesehen. Künftig müssen | |
alle Bürger den linken und rechten Zeigefinger scannen lassen, so dass sie | |
im Chip des Personalausweises (nicht sichtbar) gespeichert werden. Seit | |
2007 gibt es diese Pflicht bereits bei Reisepässen. Bei Personalausweisen | |
war dies freiwillig und wurde 2019 bei rund 40 Prozent der neu | |
ausgestellten Ausweise genutzt. | |
Mit Hilfe der Fingerabdrücke soll die Polizei im Zweifel kontrollieren | |
können, ob der Personalausweis tatsächlich vom Berechtigten genutzt wird | |
oder nur von einer ähnlich aussehenden Person. Die geplante Änderung geht | |
auf eine EU-Richtlinie zurück und muss deshalb auch in Deutschland | |
umgesetzt werden. | |
Dennoch gibt es heftigen Protest gegen die Reform, vor allem von Seiten der | |
Linken. Die Abgeordnete Ulla Jelpke befürchtet, dass die Ausweise für die | |
Bürger so eher unsicherer werden. Kriminelle könnten die Fingerabdrücke | |
auslesen und dann mit der gestohlenen Identität krumme Geschäfte machen. | |
„Die sichersten Daten sind jene, die die Bürgerinnen und Bürger für sich | |
behalten und die gar nicht erst irgendwo gespeichert werden,“ erklärte | |
Jelpke. Auch der europäische Datenschutzbeauftragte Wojciech Wiewiórowski | |
hatte sich gegen die Speicherpflicht ausgeprochen. | |
## Datenschützer raten zu Vorsorge | |
Die Bundesregierung wies die Befürchtungen aber zurück. Die Fingerabdrücke | |
würden auf dem Personalausweis verschlüsselt gespeichert. Sie könnten nur | |
von Behörden mit einem hoheitlichen Zertifikat ausgelesen werden. Beim | |
Reisepass sei nach über zehn Jahren noch kein Fall des missbräuchlichen | |
Auslesens bekannt geworden. | |
Wichtig ist aus Sicht des Datenschutzes, dass die Daten nur auf dem Ausweis | |
gespeichert werden. Bei der Behörde muss der Fingerabdruck an dem Tag | |
gelöscht werden, an dem der neue Ausweis abgeholt wird. Es wird also keine | |
Fingerabdruck-Datei der gesamten Bevölkerung angelegt. | |
Die [2][Bürgerrechts-Organisation Digitalcourage] empfiehlt den Bürgern | |
dennoch, bis zum 30. Juli 2021 einen neuen Personalausweis zu beantragen. | |
Bis dahin können noch Ausweise ohne Fingerabdrücke ausgestellt werden. | |
13 Sep 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Bundesverfassungsgericht-zu-AfD-Klage/!5691915&s=G%C3%BCnter+Krings/ | |
[2] https://digitalcourage.de/ | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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