# taz.de -- Sprung an die Elbe | |
> Der Park Fiction in St. Pauli möchte sich zur Elbe hin erweitern. Nun | |
> werden in einer ersten „Wunschproduktion“ Ideen gesammelt, wie es am | |
> Fischmarkt einmal aussehen könnte | |
Bild: Mit Knete, Spielzeug und Malstiften kann man seit vergangenem Freitag Ide… | |
Von Philipp Steffens | |
Mit Spielzeug, Knete und Malstiften können Interessierte ihre Ideen und | |
Wünsche für die Weiterentwicklung des Park Fiction visualisieren. Das | |
Kollektiv, das sich um den beliebten Park in St. Pauli kümmert, | |
veranstaltet eine sogenannte Wunschproduktion, aus der sich – offen für | |
alle – eine Vision des Areals an der Elbe entwickeln soll. Aus dem derzeit | |
meist als Parkplatz genutzten grauen Betonstreifen am Fischmarkt soll ein | |
Treffpunkt für das Viertel werden. | |
Die Künstler Margit Czenki und Christoph Schäfer, die beide seit den | |
Neunzigern an der Umsetzung und der Pflege des Parks mitwirken, | |
organisieren dafür mit anderen die Ideenfindungsphase an vier Wochenenden. | |
Bis zum 6. September können Interessierte ab 14 Uhr im Park Fiction ihre | |
Wünsche aufmalen oder an einem Modell plastisch aufbauen. „Es ist völlig | |
absurd, dass an einer so tollen Fläche Autos parken. Von daher fragen wir, | |
wie man dem Ort eine Aufenthaltsqualität gibt“, sagt Margit Czenki. | |
Den Plan, den 2005 eröffneten Park bis an die Elbe zu erweitern, gab es | |
bereits von Anfang an. Damals fehlte jedoch politischer Rückhalt, also nahm | |
man wieder Abstand von der Idee, erzählt Schäfer. Im diesjährigen | |
Bürgerschaftswahlkampf forderten die Grünen aber eine Erweiterung des Parks | |
bis an die Elbe, was dem Projekt Aufwind gab. Daher soll erörtert werden, | |
was sich die Nutzer*innen des Park Fiction wünschen – und wo Nöte sind. | |
„Wir schauen jetzt, was die Leute überhaupt wollen. Erst mal muss es eine | |
Vision geben“, fasst Czenki die Wunschproduktion zusammen. | |
Gerade in der Coronazeit hätten sie gemerkt, wie wichtig die kleine | |
Grünfläche an der Antonistraße ist, sagt Czenki. Für Familien mit Kindern | |
sei der Park ein wichtiger Ausgleich zum Lockdown gewesen, auch zahlreiche | |
ältere Menschen hätten sich dort getroffen, um trotz Distanz noch mit | |
anderen in Kontakt bleiben zu können. | |
Eine Erweiterung des Parks käme daher vielen zugute. Außerdem gibt es immer | |
wieder Probleme mit der Lautstärke der nächtlichen Parkbesucher, die dann | |
auf den Teil unten an der Elbe ausweichen könnten, meint sie. Der Wunsch, | |
den Park direkter mit dem Wasser zu verbinden, um zumindest seine Füße | |
reinhalten zu können, wurde auch schon geäußert. | |
An einem nicht maßstabsgetreuen Modell kann jeder seine Ideen für den Park | |
einbringen. Diese werden dann fotografiert und zusammen mit Meinungen zu | |
der Entwicklung in ein Archiv gegeben. Zusätzlich gibt es mehrere Malbögen | |
als Vorlagen, auf der ebenfalls Wünsche festgehalten werden können. Der | |
Ideenfundus soll dann zusammengefasst und im Stadtteil diskutiert werden. | |
Das genaue Format nach der sogenannten Wunschproduktion steht also noch | |
nicht fest, durch die Coronakrise ist eine Stadtteilversammlung schwierig. | |
„Es ist auch ein Versuch, sich ein Format auszudenken, wie politisches, | |
außerparlamentarisches Agieren wieder funktionieren und wie man aus | |
festgefahrenen Formen rauskommen kann“, sagt Christoph Schäfer. | |
Klar ist jedoch jetzt schon, dass auch mit einem Park an der Elbe weder der | |
Fischmarkt noch der Hafengeburtstag auf das Gebiet verzichten müssen. | |
Stattdessen könne man sich modulare Konzepte vorstellen, von denen jeder | |
profitieren kann, glauben Czenki und Schäfer. | |
Ein zeitlicher Rahmen für die Erweiterung des Parks steht noch nicht fest. | |
Für den Park Fiction wurde acht Jahre lang geplant, bevor 2002 der erste | |
Bauabschnitt begann. Christoph Schäfer ist optimistisch, dass es für den | |
Ausbau nicht so lange dauert. | |
Bis dahin werden Ideen gesammelt und an den Wochenenden Führungen durch den | |
Park und zum neuen Planungsgebiet angeboten. „Man braucht hier eine | |
Hoffnung. Für mich ist das ein Hoffnungsprojekt“, fasst Margit Czenki die | |
Planungen im Park zusammen. | |
An der Wunschproduktion kann man sich bis zum 6. September Fr–Sa ab 14 Uhr | |
im Park Fiction beteiligen. Ab 17 Uhr Führung durchs Plangebiet | |
17 Aug 2020 | |
## AUTOREN | |
Philippp Steffens | |
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