# taz.de -- heute in hamburg: „Das Thema Tod kann sehr lebendig sein“ | |
Interview Regina Seibel | |
taz: Frau Hattebier, einige Menschen verbinden mit Tod Stille und nicht | |
Humor. Was entgegnen Sie diesen? | |
Ina Hattebier: Wir vom Netzwerk Trauerkultur haben die gegenteilige | |
Erfahrung gemacht. Der Austausch über das Thema Tod kann sehr lebendig | |
sein, viele unterhalten sich gern darüber und sind dankbar für diese | |
Möglichkeit. Mit Stille können die Menschen sich selbst begegnen. Humor und | |
Lachen erleichtert hingegen den Umgang mit als schwierig empfundenen | |
Themen, gerade wenn wir mit anderen Menschen zusammen sind. | |
Warum glauben Sie denn, dass Humor dafür so wichtig ist? | |
Wir können in Bezug auf Dinge, die wir nicht ändern können, in Ohnmacht | |
verfallen. Oder wir versuchen, uns damit auseinanderzusetzen. Wir | |
entscheiden, welche Macht das Thema Tod über uns hat. Wenn wir anderen | |
Menschen gegenüber nicht gleich in Tränen ausbrechen wollen, nutzen wir den | |
Humor, um zu umschreiben, dass es uns nicht so gut geht. Das Gegenüber | |
versteht das. | |
Bei der Werkstatt-Lesung hören die Besucher*innen heute Geschichten und | |
modellieren mit Ton. Warum Ton? | |
Wir halten es für eine gute Ergänzung, nebenbei mit den Händen zu arbeiten. | |
Wir bringen Modelle verschiedener Memento mori, also Symbole für den Tod, | |
mit. So eine Erinnerung im Alltag, dass wir nicht ewig leben, hilft uns | |
vielleicht dabei, das Leben mehr zu genießen. Wir schreiben aber nicht vor, | |
was modelliert werden soll. | |
Und was für Geschichten sind zu hören? | |
Unterschiedliche Geschichten und Gedichte. Wir beginnen mit dem Märchen | |
„Der Gevatter Tod“ von den Brüdern Grimm und klären, woher der Begriff | |
„Gevatter“ kommt, der so viel wie „Freund, Verwandter, Taufpate“ bedeut… | |
Es gibt viele Geschichten über die Arbeit in Hospizen und dass es wichtig | |
ist, auch die lustige Seite des Ganzen zu betrachten. Komik und Tragik | |
liegen ganz dicht beieinander. Uns interessiert, wann etwas lustig ist und | |
ab wann nicht mehr. | |
Sie betreiben auch regelmäßig „Death Cafés“. Was genau geschieht dort? | |
Die Besucher*innen sprechen mit Fremden über das Thema Trauer und Tod. Mit | |
Fremden fällt es ihnen oft leichter, außerdem dürfen sie offen sein. Wir | |
sind kein Trauercafé, besprechen also nicht nur akute Todesfälle. Es geht | |
auch um solche Fragen, wie ich mir den Tod vorstelle und wie ich ihn finde. | |
17 Aug 2020 | |
## AUTOREN | |
Regina Seibel | |
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