# taz.de -- das medienhaus an der friedrichstraße: Coole Leser*innen lesen vor | |
> Zu Beginn der Pandemie wollte ein taz-Leser seinem Vater vorgelesene | |
> taz-Texte per Messenger schicken. Inzwischen ist daraus ein | |
> Community-Projekt samt Podcast erwachsen | |
Bild: Illustration: Donata Kindesperk | |
Von Anna Böcker und Lalon Sander | |
Anfang Juli 2020 argumentierte Natasha Kelly in der taz, dass die | |
Entfernung des Wortes „Rasse“ aus dem Grundgesetz, so wie es die Grünen | |
fordern, problematisch sein könnte. Der Text wurde in der gedruckten taz | |
und [1][online auf taz.de veröffentlicht]. So weit, so alltäglich für die | |
meisten Texte in der taz. | |
Im Fall von Natasha Kellys Beitrag stellte sich jedoch kurze Zeit nach der | |
Veröffentlichung eine kleine Besonderheit ein: Wer online auf den Text | |
klickte, entdeckte, dass das Stück nun auch zum Anhören bereit stand – dank | |
taz-Leserin Elena. Elena ist Teil des Projekts „taz vorgelesen“. | |
Bei „taz vorgelesen“ lesen Leser*innen Texte aus der taz vor und | |
verschicken die Aufnahmen dann per Sprachnachricht. Mehrere Hundert | |
Menschen [2][können so im Messenger-Programm Telegram] bereits hören, was | |
in der taz geschrieben steht. Inzwischen teilen wir diese kleinen Lesungen | |
auch als Bild zum Hören [3][auf der Instagram-Seite der taz] und erreichen | |
dort fünfstellige Hörer*innenzahlen. Außerdem veröffentlichen wir die | |
neuesten Lesungen im eigens für das Projekt geschaffenen Podcast „taz | |
vorgelesen“. Doch wie wurde aus einem experimentellen Community-Projekt | |
innerhalb weniger Monate ein richtiges Crowdstudio? | |
Ende März, nicht einmal zwei Wochen nach Beginn der Coronaeinschränkungen, | |
erreichte uns dieNachricht eines Lesers: Im Altersheim seines Vaters gebe | |
es eine drastische Besuchssperre. Dieser sei politisch und wissenschaftlich | |
interessiert, lese aber kaum noch. Deshalb wolle der taz-Leser, sein Sohn, | |
ihm gern Artikel vorlesen und per Sprachnachricht zuschicken. Ob in der taz | |
Interesse bestünde? | |
## taz im Messenger-Dienst | |
Na klar – seit fast anderthalb Jahren entwickeln wir in der taz | |
Messenger-Dienste als Verbreitungskanal für die Inhalte der taz. Mit dem | |
Aufkommen der Fridays-for-Future-Proteste haben wir im Frühjahr 2019 ein | |
Informationsangebot auf Whatsapp gestartet, wo sich die jungen | |
Klimaaktivist*innen vorwiegend organisieren. | |
Auf Telegram haben wir mehrere thematische Kanäle aufgebaut, in denen sich | |
inzwischen mehrere Tausend Menschen über die Berichterstattung der taz | |
[4][zu Klimawandel], [5][Überwachung] oder [6][Rechtsextremismus] | |
informieren konnten – und seit Kurzem auch entweder über alles [7][zu | |
Corona] oder [8][ohne Corona-Bezug]. | |
Und nun der Vorschlag eines Kanals zum Hören: vorgelesene Zeitungstexte? | |
Audio-Inhalte auf Messenger? Ein Projekt, das komplett von der | |
taz-Community gemacht würde? Die Idee klang spannend, aber nicht einfach – | |
mit der Coronapandemie in vollem Gange wollten wir es aber versuchen. | |
Eine erste Umfrage war vielversprechend: Mehrere Dutzend Menschen hatten | |
Interesse vorzulesen, mehrere Hundert hatte Interesse, sich die | |
vorgelesenen Texte anzuhören. Und so startete bereits eine Woche später der | |
taz-Audiokanal auf Telegram, mit einem von einer Computerstimme | |
vorgelesenen Text als Beispiel. | |
Zur Vorbereitung hatten wir mit computergenerierten Vorlesestimmen | |
gearbeitet – für den Fall, dass es an Vorleser*innen scheitern könnte. Doch | |
das war nicht nötig. | |
Schon wenige Tage später hatten sich fast ein Dutzend Vorleser*innen | |
gefunden, die täglich insgesamt eine knappe halbe Stunde vorlasen, mal | |
mehr, mal weniger. Die Vorleser*innen wandeln sich beständig: Manche | |
sind von Anfang an dabei, andere lesen ein paar Wochen vor und hören wieder | |
auf, während neue Stimmen hinzukommen. | |
Das Projekt hat auch zu Innovationen an anderer Stelle geführt: Im | |
Social-Media-Team werden die vorgelesenen Texte immer wieder als Bilder zum | |
Hören, als sogenannte Audiogramme, aufbereitet. Mit dem taz-Podcast-Team | |
entwickeln wir seit knapp zwei Monaten [9][den „taz vorgelesen“-Podcast], | |
in dem einzelne lange Texte ebenfalls publiziert werden. | |
In der taz sind Kolleg*innen, deren Texte vorgelesen werden, erfreut. | |
„Toll, dass es das jetzt gibt“, schreibt eine Kollegin. Ein Kollege | |
schrieb, er könne ohne die ruhige Stimme eines Vorlesers nicht mehr | |
einschlafen. Eine andere war schon früh ein Fan des Projekts und schwärmt: | |
„Weil die taz die allercoolsten Leser*innen hat, haben diese | |
Leser*innen jetzt angefangen, der Welt taz-Texte vorzulesen“. Und damit | |
hat sie recht, finden wir. | |
18 Jul 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Vorstoss-gegen-Rasse-im-Grundgesetz/!5693371 | |
[2] https://t.me/tazAudio | |
[3] https://www.instagram.com/p/CCddX76q8MM/ | |
[4] https://t.me/tazKlimawandel | |
[5] https://t.me/tazUeberwachung | |
[6] https://t.me/tazAntifa | |
[7] https://t.me/tazCorona | |
[8] https://t.me/tazCoronapause | |
[9] /Ein-Podcast-von-taz-Leserinnen/!170889/ | |
## AUTOREN | |
Anna Böcker | |
Lalon Sander | |
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