# taz.de -- Club „Robert Johnson“ in Offenbach: See you soon, hoffentlich | |
> Der Club Robert Johnson in Offenbach hat sich fürs Überleben eine | |
> besondere Fundraising-Aktion mit bildenden Künstler:Innen ausgedacht. | |
Bild: Kein Flugschalter, es das DJ-Pult im „Robert Johnson“ | |
Wer es ernst meint mit dem Clubbing, stand an diesem Ort wenigstens schon | |
einmal auf der legendären Dachterrasse und blickte nach durchtanzter Nacht | |
erschöpft, aber glücklich auf den Main, über dem gerade die Sonne aufging. | |
Im Rücken die wummernden Boxen des Clubs Robert Johnson, in dem die Party, | |
die am Freitag begonnen hatte, noch bis tief in den Sonntag hinein | |
weiterlief. Seit seiner Gründung vor 21 Jahren ist „das Robert“ der | |
Technoclub, den Frankfurt gern für sich reklamieren würde, der aber im | |
benachbarten Offenbach residiert, auf dem Gelände eines alteingesessenen | |
Ruderclubs. | |
Von Beginn an bestanden an dem auch international bekannten Club enge | |
Verbindungen zur Städelschule und der Hochschule für Gestaltung, | |
Künstler:innen wie [1][Anne Imhof] jobbten im „Robert Johnson“: „Anne war | |
Türsteherin – dafür braucht man schon eine bestimmte Persönlichkeit. Aber | |
man nimmt auch was mit fürs Leben, das sagt sie selbst immer wieder“, | |
erklärt Ata Macias, Gründer, DJ und Impresario des Robert Johnson. | |
Macias ist ein [2][Urgestein] der Frankfurter Techno- und Houseszene. „Und | |
Tobias Rehberger hat früher seine Platten bei mir im Laden gekauft (Anm. | |
„Delirium“, ebenfalls von Macias mitgegründeter Techno-Plattenladen). Das | |
Robert Johnson ist die Factory Offenbachs“, sagt Macias und lacht, obwohl | |
der Anlass des Gesprächs kein bisschen lustig ist. | |
## Die Kommune ist zu arm | |
Ob renommiert oder nicht, Covid-19 streckt im ganzen Land das Nachtleben | |
nieder, auch das Robert Johnson musste vor einigen Wochen auf unbestimmte | |
Zeit schließen. Keine Einnahmen, aber die Miete muss der Laden weiter | |
zahlen: „Die Stadt Offenbach ist leider zu arm, um Clubs wie den unseren zu | |
unterstützen.“ | |
Eigeninitiative ist gefragt: Und so entstand aus der Kunst-Connection die | |
Kampagne „See You Soon“, die nun gestartet ist. 32 Künstler:innen tragen | |
mit extra für die Solidaritätsaktion kreierten Werken zur Rettung des | |
Offenbacher Clubs bei. 16 „Multiples“ und ebenso viele „Robert Johnson | |
Editions“ werden nach und nach erhältlich sein. Ab jetzt sollen jeweils | |
mittwochs bis September immer Kunstwerke verkauft werden. Erschwinglich für | |
Kauffreudige aller Kontogrößen, das ist wichtig: „Die Kampagne soll kein | |
elitäres Ding sein“, erklärt Designerin Sandra Doeller, verantwortlich für | |
die visuelle Kommunikation. | |
Gemeinsam mit Ata Macias hat sie „See You Soon“ ausgetüftelt, Macias fragte | |
alle Künstler:innen direkt an: „Wir wollten vor allem Leute dabeihaben, die | |
eine persönliche Verbindung zum Club haben.“ So kann zum Bispiel ein | |
To-go-Becher aus Porzellan von Stefan Marx erworben werden. | |
## Micky Mouse im Spiegel | |
Aber auch der Chef macht mit: Ata Macias steuert einen Spiegel mit | |
Micky-Mouse-Motiv bei – warum ausgerechnet Disney? „Micky Mouse ist immer | |
gut drauf und kommt aus jeder schwierigen Situation raus. Das streben wir | |
auch an!“ Eine geheime Widmung hat der Spiegel auch: wer 160 Euro berappt, | |
erfährt, von wem sie stammt. | |
Sandra Doeller hat einen Schlüsselanhänger gestaltet, auf dem das Motto | |
„See You Soon“ zu lesen ist. „Der Anhänger ist alltäglicher Begleiter, | |
gleichzeitig ist er eine Referenz an Getränke- und Garderobenmarken. Und er | |
soll die Hoffnung ausdrücken, dass wir uns alle bald wiedersehen.“ | |
Der Wunsch auf eine Wiedereröffnung ist groß, viele DJs hätten sich schon | |
Dates zum Auflegen geben lassen, obwohl ungewiss ist, wann genau es wieder | |
losgehen kann. Im Gegensatz zu anderen Clubs gibt es keine gestreamten | |
DJ-Sets aus dem Robert Johnson: „Da halten wir uns raus“, sagt [3][Ata], | |
„Energie und Atmosphäre einer Clubnacht lassen sich im Stream eh nicht | |
vermitteln. Wir sammeln lieber unsere Kräfte für die Zukunft!“ | |
Apropos: Gibt es Pläne, was in der Re-Opening-Night passieren soll, sofern | |
sie stattfinden wird? „Es wird gewünscht, dass Ata und Dixon auflegen, wie | |
damals in der Eröffnungsnacht 1999. So werden wir es dann auch machen.“ | |
29 May 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Improvisation-im-Hamburger-Bahnhof/!5336524/ | |
[2] https://www.discogs.com/label/361-Playhouse | |
[3] https://www.youtube.com/watch?v=zHdPGIf9-og | |
## AUTOREN | |
Christina Mohr | |
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