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# taz.de -- Rätselraten um Nordkoreas Diktator: Kim Jong Un wird wieder gezeigt
> Wochenlang war Nordkoreas Machthaber abgetaucht. Gerüchte über seinen Tod
> kursierten. Das Regime in Pjöngjang setzt den Mutmaßungen vorerst ein
> Ende.
Bild: Hat er offensichtlich in der Zeit seines Abtauchens nicht verlernt: Kim J…
Seoul dpa | Als wäre nichts passiert: Nach der rätselhaften Abwesenheit Kim
Jong Uns seit fast drei Wochen hat Nordkorea den Spekulationen um die
Gesundheit des Machthabers vorerst ein Ende gesetzt. Am Samstag berichteten
die Staatsmedien, Kim haben am 1. Mai an einer Zeremonie zur Fertigstellung
einer Düngemittelfabrik nördlich von Pjöngjang teilgenommen. Die offizielle
Zeitung Rodong Sinmun zeigte Fotos von Kim, wie er in einem dunklen
Mao-Anzug ein rotes Band zerschneidet oder sich breit lächelnd im Kreis von
Funktionären bewegt – darunter auch seine einflussreiche Schwester und
Beraterin Kim Yo Jong.
Die staatlich kontrollierten Medien hatten 20 Tage lang nicht mehr von
öffentliche Aktivitäten des Machthabers berichtet, der nach Angaben
Südkoreas 36 Jahre alt ist. Jetzt folgte sein inszenierter Auftritt vor
jubelndem Publikum. Hunderte von Menschen, die einen Mundschutz trugen,
klatschten vor der Bühne auf dem Gelände der Sunchon-Phosphatdüngerfabrik.
Alle Anwesenden hätten „Hurra“ gerufen, um Kims Einsatz für die
Düngemittelindustrie zu würdigen, hieß es. Ein Grund dafür, warum Kim
wochenlang von der Bildfläche verschwunden war, wurde auch jetzt nicht
genannt.
US-Präsident Donald Trump, der in Washington auf die Berichte aus Pjöngjang
angesprochen wurde, sagte: „Ich möchte das lieber noch nicht kommentieren.“
Man werde sich zu gegebener Zeit äußern. Trump setzt auch auf sein gutes
Verhältnis zu Kim, den er schon dreimal getroffen hatte, um die derzeit
stockenden Verhandlungen über Nordkoreas Atomwaffenprogramm wieder
fortsetzen zu können.
Nordkorea ist eines der weltweit isoliertesten Länder. Die Gesundheit des
Machthabers gilt als Tabuthema. Am 11. April hatte Kim noch ein wichtiges
Parteitreffen in Pjöngjang geleitet, danach war er nicht mehr aufgetaucht.
Insbesondere nach seiner Abwesenheit bei den Feierlichkeiten zum Geburtstag
seines 1994 gestorbenen Großvaters und früheren Staatschefs Kim Il Sung am
15. April in Pjöngjang hielten sich hartnäckig Gerüchte, Kim sei ernsthaft
erkrankt.
Der US-Nachrichtensender [1][CNN hatte zuletzt unter Berufung auf einen
Regierungsbeamten berichtet], Kim sei „nach einer Operation in ernsthafter
Gefahr“. In Südkorea war der Bericht auf Skepsis gestoßen. Nach Angaben des
Präsidialamts in Seoul gab es zunächst keine Hinweise auf größere
Gesundheitsprobleme Kims. Auch war die Regierung in Südkorea davon
ausgegangen, dass Kim weiter die Kontrolle über die Regierungsgeschäfte
ausgeübt hat.
Das auf Nordkorea spezialisierte [2][News-Onlineportal Daily NK] in
Südkorea hatte berichtet, Kim habe sich einer Operation am Herzen
unterziehen müssen. Später gab es sogar Gerüchte, er sei wahrscheinlich
tot. Kim Jong Un ist übergewichtig und gilt als starker Raucher. Sein Vater
Kim Jong Il war Ende 2011 war an einem Herzinfarkt gestorben.
## Verschlossenheit des Systems befeuerte Spekulationen
Von der Zeremonie in der Fabrik hieß es, Kim Jong Un habe sich mehrere Orte
auf dem Fabrikgelände angeschaut und sich über den Produktionsprozess
informieren lassen. Er habe sich über das Geschaffene zufrieden geäußert
und über die Aufgabe gesprochen, „unsere chemische Industrie mit korrekter
Orientierung zu entwickeln, wie es das neue Jahrhundert erfordert“.
Südkoreas Vereinigungsministerium bestätigte den Auftritt. „Grundlose
Berichte über Nordkorea hätten zuletzt unnötige Verwirrung in den Bereichen
der Wirtschaft, der Sicherheit und Gesellschaft gestiftet“, hieß es in
einer Erklärung.
Die Verschlossenheit des nordkoreanischen Systems befeuerte die
Spekulationen. „Nordkorea ist ein Ort, der schwer zu knacken ist“, schrieb
die Expertin Jean H. Lee vom amerikanischen Wilson Center auf Twitter.
„Dieser ganze Rummel hat unsere Schwächen bei der Aufklärung und der
Berichterstattung offengelegt.“ Allerdings könnten die Berichte über eine
Erkrankung auch stimmen. „Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren.“
Dass Kim längere Zeit nicht öffentlich in Erscheinung tritt, ist nicht
ungewöhnlich. 2014 war er fast sechs Wochen von der Bildfläche
verschwunden. Danach zeigte er sich mit einem Gehstock. Der Geheimdienst in
Südkorea vermutete damals, dass Kim eine Zyste am Sprunggelenk entfernt
worden war.
2 May 2020
## LINKS
[1] https://edition.cnn.com/2020/04/20/politics/kim-jong-un-north-korea/index.h…
[2] https://www.dailynk.com/english/what-we-know-and-what-we-dont-about-kim-jon…
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