Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Buschfeuer in Australien: Neue Hitzewelle verstärkt Brände​
> In Australien wird das Trinkwasser knapp. Scharfschützen sollen deshalb
> Tausende Kamele töten. Die Tiere würden sonst qualvoll verdursten.
Bild: Es brennt: ein Feuerwehrmann in Tomerong, South Wales
BERLIN afp/dpa/taz | Als Folge der seit Monaten anhaltenden extremen Dürre
hat Australien mit der Zwangstötung von bis zu 10.000 Kamelen begonnen.
Die Tiere gefährdeten entlegene Ortschaften der Ureinwohner, teilten die
Behörden am Mittwoch zur Begründung mit. Für die kommenden Tage wird mit
neuen Hitzewellen gerechnet, die die Dürre und damit auch die Buschbrände
im ganzen Land verstärken dürften. Die Behörden ordneten deshalb neue
Evakuierungen an.
Die Kamele werden von Hubschraubern aus von Scharfschützen abgeschossen.
Die Tötung erfolge nach höchsten Tierwohl-Standards, betonte das
Umweltministerium des Bundesstaates South Australia. Riesige Herden von
Kamelen seien auf der Suche nach Wasser und Nahrung inzwischen bis in
Gemeinden der Ureinwohner vorgedrungen, hätten das Trinkwasser verschmutzt
und die knappen Lebensmittelvorräte geplündert.
Die Keulung ist die erste dieser Art in dem Bundesstaat und findet in
Anangu Pitjantjatjara Yankunytjatjara (APY) statt, einem Verwaltungsbezirk,
in dem etwa 2.300 Ureinwohner leben. Der Abschuss diene nicht nur dem
Schutz der Menschen, sondern auch dem Wohl der Herden, erklärte das
Ministerium. Es seien bereits Tiere verdurstet oder hätten sich gegenseitig
totgetrampelt.
Kamele wurden in Australien erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts aus Indien
eingeführt, um sie für die Erschließung des riesigen Binnenlandes zu
nutzen. Heute leben in der australischen Wüste vermutlich so viele wilde
Kamele wie nirgendwo sonst auf der Welt, schätzungsweise sind es mehr als 1
Million Tiere. Sie gelten in Australien als Plage, da sie Quellen
verseuchen und bei der Futtersuche die natürliche Flora zertrampeln. Um sie
einzufangen, sind es zu viele.
## Hitzejahr 2019
2019 war das trockenste Jahr in Australien seit Beginn der
Wetteraufzeichnungen. Die extreme Dürre ist einer der Hauptgründe für die
Buschbrände im Land. Diese drohen sich mit einer bevorstehenden neuen
Hitzewelle erneut zu verstärken. In mehreren Regionen wurden deshalb zum
wiederholten Mal Evakuierungen ausgerufen. „Gehen Sie – und vor allem:
Gehen Sie rechtzeitig“, forderte am Mittwoch die Polizeiministerin des
Bundesstaates Victoria, Lisa Neville.
Mit der erneuten Evakuierungsaktion hätten die Behörden „schlicht und
ergreifend ein einziges Ziel: Leben retten“. In Victoria betrifft die neue
Evakuierungsanordnung vor allem mehrere Ortschaften im Osten des
Bundesstaates. Auch auf der bei Touristen beliebten Känguru-Insel südlich
von Adelaide im Bundesstaat South Australia wurden Menschen aus ihren
Häusern geholt und an sichere Orte gebracht.
Im Kampf gegen die Flammen starb derweil erneut ein Feuerwehrmann. Es war
bereits das vierte Todesopfer in den Reihen der Einsatzkräfte. Insgesamt
kamen bei den Bränden damit seit September 26 Menschen ums Leben. Mehr als
2.000 Häuser wurden aktuellen Angaben zufolge zerstört. Eine Fläche so groß
wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen wurde Opfer der Flammen.
Die Rauchfahne der Buschbrände erreichte mittlerweile Chile und Argentinien
– sie überquerte über 11.000 Kilometer den Pazifischen Ozean bis an die
chilenische Küste. Der wolkenlose Himmel erschien in Zentral-Chile durch
die Rauchpartikel ergraut. Auch in Argentinien war der Rauch vom südlichen
Patagonien bis in die zentralen Provinzen Córdoba und Buenos Aires
sichtbar, wie die argentinische Wetterwarte SNM berichtete.
Zuvor hatten die Menschen in Neuseeland, das 2.000 Kilometer von Australien
entfernt liegt, gesehen, welche Dimensionen die Brände haben. Der Himmel
färbte sich gelb und orange. Auf den Schnee der Gletscher auf der Südinsel
legte sich ein gelblicher Film.
8 Jan 2020
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Australien
Waldbrände
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Scott Morrison
Schwerpunkt Klimawandel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Waldbrände in Australien: Canberra droht Megafeuer
Eine neue Hitzewelle verschärft die Feuersituation. Zwei Waldbrände könnten
sich zu einer Feuersbrunst vereinigen.
Klimaexpertin zu Feuern in Australien: „Kohlelobby hat Regierung im Griff“
In Australien wüten die Buschfeuer, doch der Premier leugnet die
Klimakrise. Wegen des Einflusses der Kohlekonzerne, sagt Klimaexpertin
Brynn O’Brien.
Materielle Brandschäden in Australien: Angst vor dem Feuersturm
Die materiellen Schäden sind trotz des Infernos nicht so hoch wie bei den
Buschfeuern in Kalifornien 2018. Die Regierung sagt finanzielle Hilfen zu.
Waldbrände in Australien: Katastrophales Krisenmanagement
Australiens Regierungschef Scott Morrison will den Ernst der Lage nicht
erkennen. Mit seinem Zögern gerät das Feuer immer weiter außer Kontrolle.
Unkontrollierte Buschfeuer in Australien: Warten auf die Apokalypse
taz-Korrespondent Urs Wälterlin lebt im australischen Busch. Hier
beschreibt er die Bedrohung seiner Familie durch die Feuergefahr.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.