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# taz.de -- Flugzeugabsturz in Iran: 176 Tote und keine Erklärung
> Bei dem Absturz einer Boeing bei Teheran starben auch viele Studenten aus
> Kanada. Über die Ursache herrscht zwischen Iran und Ukraine Uneinigkeit.
Bild: Auch in der Ukraine herrscht Trauer: Kolleginnen der toten Crewmitglieder…
VANCOUVER taz | Vor ein paar Wochen waren Siavash Ghafouri-Azar und seine
Freundin Sara Mamani in den Iran gereist, um dort zu heiraten. Die
Mittdreißiger lebten in der kanadischen Provinz Québec. Beide hatten in
Kanada studiert, hatten gute Berufe und hatten sich gerade ein Eigenheim in
einem Vorort von Montréal gekauft.
Am Mittwoch wollte das frisch vermählte Paar nach den
Hochzeitsfeierlichkeiten zurück nach Kanada reisen – doch ihre Maschine von
Ukraine International Airlines [1][stürzte kurz nach dem Start in Teheran
ab]. Alle 176 Menschen an Bord der Boeing 737-800 nach Kiew kamen ums Leben
– darunter auch Siavash Ghafouri-Azar und Sara Mamani.
Am Donnerstag veröffentlichten iranische Ermittler einen Bericht, wonach
ein technisches Problem die Ursache des Absturzes gewesen sein könnte. Die
Erkenntnisse der iranischen Behörden für die zivile Luftfahrt beziehen sich
auf Äußerungen von Augenzeugen. Demnach wurde sowohl am Boden als auch in
einer anderen Maschine aus großer Flughöhe beobachtet, dass die Boeing
bereits in der Luft in Brand geriet. Das Flugzeug steuerte dann einen
nahegelegenen Flughafen an, bevor es zu Boden ging.
Unklar blieb, ob es sich um einen mechanischen Defekt oder ein fehlerhaftes
Bauteil handeln soll. Westliche Geheimdienste kamen Sicherheitskreisen
zufolge zu einer ähnlichen Ersteinschätzung wie die iranischen Ermittler.
Auch sie gehen von einer technischen Fehlfunktion aus – und nicht davon,
dass die Maschine von einer Rakete getroffen wurde, wie es vonseiten dreier
US-Informanten hieß.
## Raketenangriff als mögliches Szenario
Olexij Danilow vom ukrainischen Sicherheitsrat erachtete jedoch auch einen
Raketenangriff oder Terrorismus als mögliche Ursache des Unglücks. Es
könnte sich demnach um ein Tor-Raketensystem handeln, das in Russland
entwickelt wird. Ukrainische Ermittler, die in Iran eingetroffen seien,
warteten noch auf eine Genehmigung iranischer Behörden, die Absturzstelle
zu untersuchen und nach Raketenteilen zu suchen, sagte Danilow.
In Kanada hat die Tragödie große Bestürzung ausgelöst, denn außer Iran ist
keine Nation stärker von dem Unglück betroffen: 138 der Passagiere befanden
sich auf dem Weg über Kiew nach Kanada, als das Unfassbare geschah. Unter
den Opfern befinden sich laut kanadischer Medien Familien mit Kindern,
junge Paare, Unternehmer, viele davon kanadisch-iranischer Abstammung.
Dazu kommen auffällig viele Studenten, Doktoranden und Lehrkräfte, die in
kanadischen Hochschulen eingeschrieben oder dort tätig waren. Viele hatten
ihre Semesterferien bei Familienangehörigen in Iran verbracht und befanden
sich auf der Rückreise nach Kanada. Dort studieren derzeit rund 11.000
iranische Staatsangehörige. Nicht wenige Studenten bleiben nach ihrer
Ausbildung in Kanada und nehmen die kanadische Staatsbürgerschaft an.
Schätzungen zufolge haben bis zu 300.000 Kanadier einen persischen
Hintergrund.
Viele Kanadier mit iranischer Abstammung besitzen Pässe beider Länder. Da
Iran doppelte Staatsbürgerschaften nicht anerkennt, geht man in Kanada
davon aus, dass die Zahl der kanadischen Opfer noch steigen könnte, da
viele Kanadier ihren zweiten Pass womöglich nicht angegeben haben.
Die Flugstrecke von Teheran über Kiew nach Kanada gilt in der iranischen
Gemeinde des Landes als populär. Wegen der internationalen Sanktionen gegen
Iran gibt es nur wenige günstige Flugverbindungen und keinerlei direkte
Flüge von Teheran nach Kanada. Auch der Weg über die USA ist vielen
Reisenden versperrt, seit US-Präsident Donald Trump 2017 ein Einreiseverbot
gegen iranische Staatsangehörige verhängt hat. (mit rtr, ap)
9 Jan 2020
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## AUTOREN
Jörg Michel
## TAGS
Kanada
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