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# taz.de -- angestimmt: Das Recht der anderen
Mit der [1][Solidarität] ist es so eine Sache. Menschen, die sich gerne als
„links“ deklarieren, führen sie im Munde, als gehörte sie immer schon
ihnen, adeln mit „solidarischem Handeln“ diese und jene Facette im eigenen
Weltbild – und beklagen so folgerichtig wie erwartbar als „unsolidarisch“,
was nicht blanker Beifall ist. So weit, so Waffe bzw. „Zärtlichkeit der
Völker“, also: Kitsch.
Zur Solidarität rief dieser Tage aber auch einer auf, der, nennt man ihn
„links“, vermutlich den Kärcher aus dem Hobbykeller holt: Dirk Nockemann,
der, ahem, Fraktionsführer der AfD in der Bürgerschaft.
Zur Solidarität mit einem örtlichen Amtsrichter rief also dieser Nockemann
auf, man könnte mutmaßen: aus alter Gewohnheit, so als langjähriger
Schill-Getreuer. Einen konkreten Anlass gab es aber auch: Der linke Mob –
oder das, was einer wie Nockemann dafür hält – will dem erwähnten Juristen
auf die Pelle rücken. Beim einschlägigen Portal Indymedia [2][wird seit dem
9. Dezember mobilisiert] zum gemeinsamen Ausflug nach Buxtehude, da nämlich
wohne der Mann, und das an diesem Samstagnachmittag.
Den Anlass stiften des bösen Buxtehuders „zähnefletschende, harte Urteile“
[3][in Sachen G20-Proteste], so heißt es im Ausflugsausruf, dessen
Urheber*innen ehrlicherweise aber auch andeuten, dass sie „ein
grundsätzliches Problem mit der Justiz haben“ könnten. Ganz ohne lustvollen
Verstoß geht es halt auch nicht: Sie könnten den Richter „als das
kritisieren, was er ist: Ein reaktionäres Arschloch, ausgerüstet mit Macht
und Willen, Menschen einzusperren. Das tun wir aber nicht“.
Stattdessen, nicht ohne der Jahreszeit gemäßen Charme – aber auch nicht
ohne passiv-aggressiven Grundton – heißt es da weiter, man wolle den
„Knallhart-Richter“ davor bewahren, allein zu sein an diesen schwierigen
Tagen. „Zieht Euch warm und dem Anlass angemessen an! Bringt Elche,
Schlitten, geschmückte Tannenzweige und Lametta mit! Zwischenkundgebung in
Rufweite des einsamen Richters! Seid textsicher im Repertoire der üblichen
Weihnachtslieder!“
Übers allernaheliegendste Stöckchen, den Nazi-Vergleich, sollen gerne die
Nockemännner dieser Wert springen. Auszusetzen bleibt immer noch genügend
an solchem Protest, der die Gruppe dem Einzelnen auf den Hals hetzt und
sich, wo mühselige juristische Erwiderung stattfinden müsste, lieber
flüchtet ins bequeme Besserwissen. Aus noch mal eigenen Motiven verbot die
Stadt Buxtehude den Linken das vorgebliche Liedersingen. Und diese? Legten
[4][„vor dem Verwaltungsbericht Stade Widerspruch ein“]. Alexander Diehl
21 Dec 2019
## LINKS
[1] /!5646732/
[2] https://de.indymedia.org/node/52132
[3] /!5472369/
[4] https://de.indymedia.org/node/54652
## AUTOREN
Alexander Diehl
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