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Tomás Saraceno verfolgt eine Kunstmission. Der 1973 in Tucumán, | |
Argentinien, geborene Installationskünstler will den Menschen nicht nur die | |
Angst vor Spinnen nehmen, sondern seine eigene große und umfassende | |
Faszination für die Gliederfüßer teilen. In der Galerie Esther Schipper ist | |
nun eine spektakuläre Raum-Klang-Installation mit dem Titel | |
„Algo-r(h)i(y)thms“ zu erleben. In Filzpantoffeln tastet man sich in dem | |
komplett weiß getünchten Ausstellungsraum durch unzählige kreuz und quer | |
gespannte schwarze Schnüre voran. Jede Berührung erzeugt einen | |
elektronischen Klang. Inspiriert ist dieser Raum von den webenden Spinnen, | |
die im Wesentlichen blind sind. Sie nehmen ihre Umgebung stattdessen über | |
das von ihnen produzierte Netz wahr, indem sie Schwingungen aussenden und | |
empfangen. Dahinter steht die durchaus politische Frage, wie eine Welt wohl | |
wäre, in der man die Komplexität der Koexistenz aller Lebewesen anerkennen | |
würde und versuchte, diese zu erhalten (bis 21. 12., Di.–Sa. 11–18 Uhr, | |
Potsdamer Str. 81E). | |
Auf den Herzschlag und die Verletzlichkeit zugleich scheint sich der | |
Ausstellungstitel „Pound my Hurt“ von Jutta Zimmermann zu zielen. In der | |
Galerie Lars Friedrich sind Gedichte und Zeichnungen auf sieben | |
großformatigen Leinwänden zu sehen. Die Künstlerin hat sie mit blauer | |
Pastellkreide ausgeführt. Text und Bild gehen ineinander über. Diese | |
Textzeichnungen wirken offen, dringlich und poetisch zugleich. „Eat less | |
sharks, they are really important for the balance of the sea“ steht auf | |
einer Leinwand geschrieben (Eröffnung heute am Do., 18–21 Uhr, Laufzeit bis | |
11. 1., Do.–Sa. 13–18 Uhr, Kantstr. 154a). | |
Alisa Yoffe hat einen Weg gefunden, jederzeit und überall zu malen. Auf | |
ihrem iPhone produziert sie zunächst mit ihren Fingern digitale | |
SchwarzWeiß-Zeichnungen. Später dann überträgt die 1987 in der usbekischen | |
Hauptstadt Taschkent geborene Künstlerin ihre reduzierten Motive mit | |
schwarzer Farbe auf große, über zwei Meter hohe und mehr als ein Meter | |
breite Papierbögen. Das satte Schwarz der Vinylfarbe saugt sich regelrecht | |
in das Papier hinein. Es geht um Schnelligkeit, das Springen zwischen den | |
Medien, die Techniken der Selbstvermarktung als Künstlerin und den | |
hektischen Rhythmus der Großstadt. „Zeichnen ist wie tanzen“ sagt Yoffe, | |
die in Moskau lebt und ihre Bilder derzeit im Aperto Raum in den | |
Sophie-Gips-Höfen zeigt. Auf dem Fußboden liegen die Ausgaben einer von ihr | |
gestalteten Zeitung in schöner Unordnung herum. Der White Cube wirkt ganz | |
unsakral (bis 19. 1., Fr. + Sa. 12–19, Sophienstr. 21). | |
21 Nov 2019 | |
## AUTOREN | |
Kito Nedo | |
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