# taz.de -- Bernhard Clasen über Uranlieferungen an die russische Atomwirtscha… | |
Fünf Atomexperten waren bei einem Waffentest am 8. August in der Nähe von | |
Archangelsk ums Leben gekommen. Sie sind die ersten Opfer des von Donald | |
Trump aufgekündigten INF-Abrüstungsvertrags: Russischen Quellen zufolge | |
hatten sie an einer neuen Waffe gearbeitet. | |
Etwas an diesem tragischen Unfall hätte den Rest der Welt stutzig machen | |
müssen. Als Erstes hatte ausgerechnet die russische Atomenergieagentur | |
Rosatom den Tod ihrer fünf Mitarbeiter im militärischen Testgebiet | |
bekanntgegeben. Kurz danach hatte auch das russische | |
Verteidigungsministerium vom Tod zweier seiner Angehörigen berichtet. | |
Nun stellt sich natürlich die Frage, was eigentlich Mitarbeiter der | |
Atomwirtschaft auf einem militärischen Sperrgebiet machen, und auch noch | |
just zu einem Zeitpunkt, an dem gerade eine neue Waffe getestet wird. | |
Die Atomwirtschaft, so lässt man uns ja immer glauben, sei nur für das | |
sogenannte friedliche Atom zuständig. Und dass das so bleibt, dafür sorgt | |
eine seriöse Organisation, die IAEO, die ja sogar den Friedensnobelpreis | |
bekommen hat. | |
Wir sollten aufhören, derartige Geschichten zu glauben. Insbesondere in | |
Russland sind die Grenzen zwischen friedlicher Atomenergie und | |
kriegerischen Atomwaffen fließend, sehr fließend. Das hat ja gerade der | |
Unfall vom 8. August gezeigt. Und genau jene Organisation, die an Waffen | |
mitarbeitet, die eines Tages auf Zivilisten, auf den Westen, gerichtet sein | |
werden, beliefert die Gronauer Urenco mit abgereichertem Uran – einem | |
Abfallprodukt der Urananreicherung. | |
Und damit auch niemand erfährt, was mit diesem abgereicherten Uran | |
passiert, haben sich Urenco und Rosatom etwas Schönes einfallen lassen: Sie | |
schicken das abgereicherte Uran in die Stadt Nowouralsk. Nowouralsk ist | |
eine geschlossene Stadt. Geschlossene Städte sind ein Relikt aus der | |
Stalin-Zeit. Die Stadt ist umgeben von einem Zaun, betreten darf man sie | |
nur mit Sondererlaubnis. Und die wiederum kann man nur bei Rosatom | |
erhalten. Urenco und Rosatom können auf diese Weise ungestört Gronauer | |
Atommüll parken und brauchen sich nicht vor irgendwelchen | |
Greenpeace-Aktivisten oder kritischen Journalisten zu fürchten. | |
30 Oct 2019 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Clasen | |
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