Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Wehwehchen älterer Männer und Autos: Meine Materialfehler
> Klappert es irgendwo im Motor oder im Getriebe? Und ist es das Auto oder
> der Fahrer? Unterwegs auf dem Sandweg in Richtung Alter.
Bild: Auslaufmodell auf der Suche nach neuem Schwung – aber nicht mal der Uro…
Unser kleines Auto steht die meiste Zeit über rum, denn in der Stadt
braucht man eigentlich keins. Also kaum jemand, fast nie. Aber wir müssen
viel in unsere Datsche transportieren – Pflanzen, Essen, Sachen, uns. Die
Frau zahlt die Betriebskosten und ich kümmere mich um den technischen
Erhalt des Fahrzeugs. Das ist der Deal.
Nun interessieren mich Autos leider einen Scheiß. Das war schon immer so.
Ich bin offenbar kein kerniger [1][DMAX-Mann], ein Eindruck, der sich durch
die Andropause ohnehin noch verstärkt. Viele Altersgenossen versuchen ja
deshalb, diesen unaufhaltsamen Entkernungprozess durch pseudoviriles
Geklöter aller Art zu übertünchen, was am Ende aber doch nur böse oder
lächerlich wirkt.
Immerhin gebe ich mir Mühe, meinen Verpflichtungen nachzukommen und das
erforderliche Gespür für ein Automobil zu entwickeln. Klappert es irgendwo
im Motor oder im Getriebe? Der Wagen quietscht immer so komisch auf dem
Sandweg zum Grundstück. Ich halte den Atem an, mache das Radio aus, drehe
das Fenster runter, lausche. Das Auto wird alt. Wie ich. Oftmals horche ich
ein wenig paranoid auch in mich hinein: Schmerzt das Herz? Rasselt die
Lunge, drückt die Leber, sticht die Niere? Knirschen lose Teile, geht
irgendwo etwas kaputt: das Knie, der Rücken, die Stoßdämpfer?
Der Verschleiß droht allerorten. Wenn ich mit dem Fahrrad über die
Metallschwellen im verkehrsberuhigten Bereich fahre, ruft die Erschütterung
eine Reaktion im Oberkiefer rechts hervor, noch kein Schmerz, nur so eine
Ahnung davon. Doch sollte daraus erst mal ein echter Schmerz werden, droht
gleich wieder eine aufwändige Reparatur mit teuren Ersatzteilen.
## Erschütterungstest für den Arsch
Auch mein [2][Urologe Zbigniew] benutzt gern technische Vergleiche. „Bocken
wir die Kiste mal auf“, sagt er zu mir auf seiner Untersuchungsliege und
wedelt mit seinem Lieblingstool. „Mit Ultraschall kann man auch die
Schweißnähte am Auto auf Mikrorisse überprüfen.“
Das stimmt. Die eindeutigste Analogie zwischen Auto und Körper ist jedoch
der Erschütterungstest. Dabei fahre ich extra mit Schwung über die
Schwellen, die ich meinem Arsch zuliebe sonst gern umkurve. Oder ich hüpfe
auf der Stelle. Danach verharre ich still, um dem neuronalen Nachhall zu
entnehmen, wo exakt das Gebiss denn schadhaft sein könnte: zwischen
zwo-fünf und zwo-sechs oder zwischen zwo-sechs und zwo-sieben?
Und genau so, wie ich mit geschärften Sinnen durch die Schlaglöcher im Sand
schaukle; wie ich konzentriert versuche, eine hochsensible Einheit von
Mensch und Maschine herzustellen, um kleinste Fehler im Material
aufzuspüren, lasse ich meinem rostenden Leib jene Achtsamkeit zukommen, die
für seinen Erhalt notwendig ist.
28 Oct 2019
## LINKS
[1] /Die-Geschichte-des-SUV/!5623860
[2] /Menschliches-Mitgefuehl/!5609730
## AUTOREN
Uli Hannemann
## TAGS
Andropause
Männer
Altern
Autos
Andropause
Andropause
Andropause
Andropause
Andropause
Andropause
Andropause
## ARTIKEL ZUM THEMA
Malaisen alternder Männer: Krankheit ist der beste Witz
Übelgesinnte sagen, die Wehwehchen des alternden Mannes seinen nur ein
Schrei nach Liebe. Doch was wissen die schon über die Andropause!
Ängste im Alter: Mann gegen Maus
Mit dem Alter überkommt den Andro die Angst. Vor allem vorm Klimawandel,
vor Menschenmengen, manchmal sogar vor Eichhörnchen.
Vorteile des Älterwerdens: Strahlkraft meiner Seele
Was im Alter auf den ersten Blick als Nachteil erscheint, ist oft ein
evolutionärer Vorteil. Zum Beispiel die Tasthaare, die überall wachsen.
Andropause vs. Menopause: Die Menomädels
Die weiblichen Kameradinnen von der Menopausenfront bezeichnen uns Herren
als Trittbrettfahrer, wenn wir uns beklagen. Nicht ganz zu Unrecht.
Wenn sich die Hormone aufbäumen: Die wilde Wut
Sauer werden ist im Alter unvermeidlich. Da ändert auch die politische
Gesinnung nichts daran. Das wird man doch wohl sagen dürfen!
Schwierigkeiten beim Wasserlassen: Murphy’s Gesetz
Die Intervalle des Urinierens folgen im Alter sonderbaren
Gesetzmäßigkeiten. Über deren Wirken können polnische Klempner Auskunft
geben.
Menschliches Mitgefühl: Weinen ist gesund
Unser Autor wird zunehmend emotionaler. Wut, Angst und Freude wechseln sich
in rasender Geschwindigkeit ab. Empathie besitzt er trotzdem nicht.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.