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Seltsame Gestalten bevölkern derzeit die [1][Galerie Nagel Draxler] am | |
Rosa-Luxemburg-Platz: Organische Blasenformen scheinen auf dünnen | |
Spinnenbeinen durch den Raum zu staksen. So stellt man sich Tiefseewesen | |
auf Landgang vor. In den Rahmen an den Wänden stülpen sich hingegen die | |
Oberflächen wie große Wespennester oder Krater aus. Wachsgetränkte | |
Kleidungs- und Zeitungsreste sind zu neuen Formen erstarrt, Kultur und | |
Natur erscheinen miteinander verschmolzen. Pedro Wirz, der 1983 in São | |
Paulo geborene Bildhauer, hat der Ausstellung den Titel „Verwachsen“ | |
verpasst, in dem etwas Doppelbödiges mitschwingt. In einem kleinen | |
Rahmenkasten stehen Spielzeugautos in Reihe wie am Straßenrand. Doch sie | |
sind halb von einer bräunlich-gelben Masse überflutet. „Stau“ ist das Bild | |
einer Katastrophe im Miniaturformat, für welche der Künstler Bienenwachs | |
verwendete (bis 2. 11., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Weydingerstr. 2-4). | |
Zwischen Institutionskritik und der Grundlagenvermittlung von Museumsarbeit | |
pendelt die Ausstellung „Wer wir sind und was wir tun“ mit Werken von | |
Johanna Diehl, Seiichi Furuya, Wilhelm Klotzek, Stephan Kurr, Pia Linz, | |
Kathrin Sonntag und David Polzin im [2][Mitte Museum] – welches sich | |
allerdings in Berlin-Wedding befindet. Die beiden Kurator*innen Susanne | |
Weiß und Theo Thiesmeier bringen die fünf Säulen der Museumsarbeit – | |
Sammeln, Bewahren, Forschen, Vermitteln und Ausstellen – in einer hybriden | |
Schau mit zeitgenössischer Kunst und dem Regionalbezug der Institution | |
zusammen. So bezieht sich etwa die gemeinschaftlich produzierte Bild- und | |
Textmontage „Frauen verlassen das Museum“ von Cornelia Herfurtner und David | |
Polzin in kritisch-assoziativer Weise auf die Frauendarstellungen welche | |
die beiden Künstler*innen im Museumsdepot vorfanden. Überraschend | |
alltagspoetisch hingegen ist eine Vitrine, die für die Privatsammlungen des | |
Museumspublikums bereitgehalten wird: Dort sind zur Zeit Apfelkerne, auf | |
der Straße verlorene Spielkarten und Orangenpapiere zu sehen (bis 31. 10., | |
So.–Fr. 10–18 Uhr Pankstr. 47). | |
Neu in der Stadt ist ab sofort die Leipziger [3][Galerie Tobias Naehring], | |
die am Freitag zwischen 18 und 21 Uhr ihre Hauptstadt-Dependance in | |
Berlin-Schöneberg mit einer Ausstellung von Angela Mewes eröffnet. Die 1980 | |
geborene Künstlerin und Dichterin arbeitet unter anderem mit vorgefundenen | |
Objekten, die sie diskreten Modulierungen unterwirft. Für die Installation | |
„Forest of Conversion“ verwendete Mewes die historischen Bahren der | |
dänischen Zivilverteidigung (bis 7. 12., Sa. 12–16 Uhr, Blumenthalstr. 7). | |
24 Oct 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://nagel-draxler.de/city/berlin/ | |
[2] http://www.mittemuseum.de/ | |
[3] https://tobiasnaehring.de/ | |
## AUTOREN | |
Kito Nedo | |
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