# taz.de -- Freiwillig nicht fair genug | |
> Unternehmen sollen für Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzung | |
> haften: Gewerkschaften und Umweltverbände fordern ein Lieferkettengesetz. | |
> Eine Initiativen hat sich in Hamburg dafür stark gemacht | |
Von Jana Hemmersmeier | |
Niedriglöhne für Näher*innen und Regenwaldrodungen: Für | |
Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung auf dem Weg zum Produkt | |
sollen Unternehmen künftig haften. Gewerkschaften und Verbände fordern | |
dafür ein sogenanntes Lieferkettengesetz. Ihre Initiative präsentierten sie | |
am Montag zur „Fairen Woche“ in Hamburg. Vertreter*innen der Verbände und | |
Gewerkschaften warfen der Stadt vor, zu wenig für den fairen Handel zu tun. | |
Sie hoffen auf Unterstützung aus der Bürgerschaft. Viel Spielraum hat das | |
Parlament allerdings nicht, denn Handelsrecht ist Bundesrecht. Auch durch | |
den Hafen habe die Stadt wenig Einfluss. „Fairtrade lässt sich schwer über | |
Hafenentgelte regeln“, sagt Dominik Lorenzen, hafenpolitischer Sprecher der | |
Grünen. | |
Möglichkeiten hätte die Stadt bei ihren eigenen Ausgaben. Sowohl die Grünen | |
als auch die SPD beteuern, beispielsweise Vergabeverfahren zunehmend nach | |
ökologischen Kriterien zu bewerten. Fairtrade-Koordinatorin Christine | |
Priessner sieht Verbesserungsbedarf: Selbst bei der Anschaffung fair | |
gehandelter Fuß- und Handbälle gebe es Hürden. | |
„Hamburg ist seit zehn Jahren Fairtrade-Stadt, aber das weiß kaum jemand“, | |
kritisiert der Kaffeeimporteur Arthur Darboven vom Rat für nachhaltige | |
Entwicklung. Der schlägt eine Kampagne in Zusammenarbeit mit der | |
Gastronomie und dem Einzelhandel vor. Damit sei er beim Senat allerdings | |
bisher abgeblitzt. | |
Rückenwind für ein Lieferkettengesetz kommt aus Teilen der Wirtschaft. Wer | |
jetzt schon auf Menschenrechte und Umwelt achte, habe bisher einen | |
Wettbewerbsnachteil, sagt Klaus Stähle vom Verband Unternehmensgrün. | |
Einzelne große Unternehmen wie Tchibo und Kik haben sich hinter die | |
Initiative gestellt. | |
Nicht nur deshalb rechnet Lia Polotzek vom BUND der Initiative gute Chancen | |
aus. Zurzeit befragt die Bundesregierung deutsche Unternehmen zu ihrer | |
Lieferkette. Erfüllen weniger als die Hälfte die bisher freiwilligen | |
Kriterien, soll 2020 ein Gesetz kommen. „Das Gesetz wird kommen, wenn der | |
öffentliche Druck groß genug ist“, meint Polotzek. Dafür hat die Initiative | |
bereits fast 40.000 Stimmen in einer Petition gesammelt. | |
25 Sep 2019 | |
## AUTOREN | |
Jana Hemmersmeier | |
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