# taz.de -- Im sicheren Hafen | |
> Das Betreiber-Team der queeren Kultkneipe „Hafen“ in der Motzstraße hat | |
> einen neuen Mietvertrag | |
Von Marc Feuser | |
Anderthalb Jahre haben sie gerungen – und es war auch ein bisschen | |
blödsinnig. So beginnt Ulrich Simontowitz, einer der Gründer des | |
Schöneberger „Hafen“, das Gespräch mit der taz. | |
Der Blödsinn begann vor gut einem Jahr. Da war schon lange klar, dass der | |
Mietvertrag des Hafen zum 31. Dezember 2018 ausläuft und über einen neuen | |
Vertrag verhandelt werden muss. Der Eigentümer und das Hafen-Team einigten | |
sich – fast. Denn trotz einkalkulierter und akzeptierter Mieterhöhung zog | |
der Eigentümer das Mietvertragsangebot zurück. Es wäre das Aus für die | |
queere Kneipe gewesen, die nun nächstes Jahr ihr 30-jähriges Bestehen | |
feiern kann (taz berichtete). | |
Es folgte eine Solidaritätswelle, die in Berlin ihresgleichen sucht. Selbst | |
die CDU bedauerte das nahende Ende des Hafen. Der 3. Januar – der Tag, an | |
dem der Eigentümer die Räumung samt Übergabe der Schlüssel angesetzt hatte | |
– wandelte sich zur großen Goodbye-Party. Menschen standen auf der Straße | |
und im Laden, schlürften Cocktails und machten den Betreibern Mut, weiter | |
zu verhandeln und nicht aufzugeben. | |
„Der 3. Januar hat mich so glücklich gemacht, so beseelt. Ohne diese | |
Unterstützung wären wir jetzt auf der Straße“, sagt Ulrich Simontowitz | |
ernst, „alle, die da mitdemonstriert haben, haben ganz deutlich gezeigt, | |
dass der Hafen mehr als eine Kneipe ist. Wir sind ein Ort.“ | |
Auch der Eigentümer habe dadurch gesehen, dass es besser ist, wenn der | |
Hafen bliebe. Trotzdem hatte er erst mal nur einen Untermietvertrag für ein | |
weiteres Jahr angeboten. Denn eigentlich habe der Vermieter ja schon | |
Nachfolgepläne für das Lokal gehabt, die wohl kommerziell erfolgreicher zu | |
werden versprachen. Fast wäre also am 31. Dezember dieses Jahres wieder | |
Schluss gewesen. | |
Doch der große öffentliche Druck – die taz berichtete wie viele andere | |
Medien, Politiker*innen wie Kultursenator Lederer (Die Linke) erklärten | |
ihre Solidarität – stimmte den Eigentümer offenbar um. Jetzt gibt’s einen | |
Hauptmietvertrag für den Hafen. Die Nachfolgepläne haben sich laut | |
Simontowitz „erst mal erledigt“. „Wir sind erst mal erleichtert und froh. | |
Schade, dass es so schwierig und kompliziert war. Aber den Hafen und damit | |
auch ein Stück Szene im Kiez zu erhalten ist toll.“ | |
Der 3. Januar ist jetzt die Wiedergeburt und ein zweiter Geburtstag. Und | |
soll gefeiert werden – am liebsten jedes Jahr. Für die Planungen haben | |
Simontowitz und das Team ja jetzt ein paar Monate Zeit. | |
24 Sep 2019 | |
## AUTOREN | |
Marc Feuser | |
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