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# taz.de -- heute in hamburg: „Die Welt rast auf eine Wand zu“
Interview Jana Hemmersmeier
taz: Herr Bagehorn, warum entscheidet der Klimawandel über Krieg und
Frieden?
André Bagehorn: Da steht die Wasserfrage im Vordergrund. Einige Bereiche
werden nicht mehr bewohnbar sein, dann wird es zu Migration kommen. Die
Menschen suchen zunächst im eigenen Land neue Siedlungsbereiche, aber da
wohnen natürlich schon Menschen. Das geht meist nicht friedlich aus.
Ist so ein Szenario noch zu vermeiden?
Die Welt rast auf eine Wand zu. Die Chance, das aufzubrechen, sehe ich
momentan leider nicht. Viele politische Handlungsträger haben alles
Mögliche auf der Agenda, nur nicht den Umweltschutz. Wenn Bolsonaro den
Amazonas abbrennen lässt oder in Russland die Moore brennen, dann sieht es
ganz düster aus.
Was müsste denn passieren?
Es hätte schon längst viel passieren müssen. Die Klima-Enquetekomission im
Bundestag hat im Prinzip 1988 schon alles dargestellt, was heute aktuell
ist. Wenn man damals langsam angefangen hätte, dann wären wir schon viel
weiter. Wir hätten es einfacher und auch industriefreundlicher gehabt. Nur
ist eben überhaupt nichts passiert. Jetzt müsste man mit einer sehr rigiden
Politik arbeiten. Das ist aber gesellschaftlich nicht unbedingt vertretbar.
Sind wir der Politik ausgeliefert oder kann jede*r Einzelne etwas tun?
Das ist vielleicht unsere größte Hoffnung. Wir müssen uns immer wieder mit
unserem Handeln konfrontieren. Ich kann in meinen Vorträgen natürlich an
die Leute appellieren, aber man muss selbst merken, dass man im Zug mehr
Zeit hat, dass Autofahren anstrengend ist und vor allem in der Innenstadt
überhaupt keinen Vorteil darstellt.
Wie betrifft der Klimawandel Hamburg?
Wir hatten in den letzten Jahren vermehrt Starkregen, da ist die
Bodenversiegelung ein Problem. Wir müssten viel mehr Grünstreifen haben,
die größere Wassermengen aufnehmen können und für Belüftung sorgen. Wir
müssten Straßen zurückbauen.
Warum ist das so schwierig?
Es birgt Konfliktpotenzial mit vielen Menschen, die noch auf Automobilität
setzen. Und der Siedlungsraum wird verdichtet, um die Wohnungsnot
aufzuhalten. Das ist nötig, aber die Stadt bebaut zum Beispiel auch Flächen
von Kleingärten. Da nützt dann auch ein bisschen Dachbegrünung nichts, für
massive Regengüsse ist das keine Lösung. Die Stadtplanung ist eigentlich
noch am Anfang.
18 Sep 2019
## AUTOREN
Jana Hemmersmeier
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