| # taz.de -- Gepflegtes Image | |
| > Die Arbeit in der Pflege ist besser als ihr Ruf, meint die Stadt. | |
| > Beschäftigte werfen ihr Heuchelei vor | |
| Von Jana Hemmersmeier | |
| Pflegende umarmen Patient*innen, lachen mit Kolleg*innen. So zeigen es die | |
| Image-Filme von Stadt und Klinikbetreiber*innen. Mit Sprüchen wie: „Ich | |
| pflege mehr als meinen Feed“ soll die neue Kampagne junge Menschen für eine | |
| Pflegeausbildung gewinnen. Die Videos zeigten authentisch den Berufsalltag, | |
| sagt Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks. Die Darsteller*innen | |
| arbeiten selbst in der Alten-, Kinder- oder Krankenpflege. | |
| „Reine Augenwischerei“, nennt das Hamburger „Bündnis für mehr Personal … | |
| Krankenhaus“ die Kampagne. Der erste Schritt müsse sein, die | |
| Arbeitsbedingungen zu verbessern. „Wir müssen keine neuen Auszubildenden | |
| suchen, wenn wir sie gleich wieder vergraulen“, sagt Constanze Weichert vom | |
| Bündnis. Sie selbst hat ihre Arbeit im Krankenhaus aufgegeben. | |
| Ohne eine feste Personalbesetzung werde sie nicht zurückkehren, sagt | |
| Weichert. Während ihrer Nachtschichten sei sie häufig praktisch allein für | |
| fast 40 Menschen verantwortlich gewesen, sagt Weichert. Dazu komme ein | |
| psychischer Druck: „An freien Tagen hatte ich das Gefühl, meine | |
| Kolleg*innen im Stich zu lassen.“ | |
| „Wenn alle immer nur schlecht über die Pflege reden, kommen keine neuen | |
| Kolleg*innen“, verteidigt Prüfer-Storcks die Kampagne. Auch bei den | |
| Arbeitsbedingungen tue sich etwas. Die Senatorin verweist auf die Hamburger | |
| Allianz für Pflege, in der sich im April Krankenhäuser und | |
| Sozialeinrichtungen zusammengeschlossen haben. | |
| Die Unterzeichner*innen versprechen verlässliche Dienstpläne und die | |
| Einhaltung von Mindestbesetzungen. Ein Online-Portal ist im Aufbau, in dem | |
| die Arbeitgeber*innen das nachweisen sollen. Konkrete Sanktionen gebe es | |
| aber nicht, kritisiert das Bündnis für mehr Personal. | |
| Ab Januar soll eine generalisierte Ausbildung die Pflegeberufe attraktiver | |
| machen. Kranken-, Alten und Kinderpflege sind dann zusammengelegt. | |
| Schulsenator Ties Rabe rechnet mit rund 1.300 Ausbildungsplätzen, die Zahl | |
| der Auszubildenden ist bereits in den vergangenen Jahren gestiegen. | |
| Das ändert jedoch nichts an den hohen Aussteiger*innenquoten. „Wir müssen | |
| verhindern, dass so viele nach den ersten Berufsjahren wieder aufhören“, | |
| gibt Prüfer-Storcks zu. Ob Videos und Plakate dabei helfen? Laut | |
| Pflege-Comeback-Studie sind bis zu 200.000 ehemalige Pfleger*innen zur | |
| Rückkehr bereit – allerdings nur mit mehr Personal und unter deutlich | |
| verbesserten Bedingungen. | |
| 11 Sep 2019 | |
| ## AUTOREN | |
| Jana Hemmersmeier | |
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