# taz.de -- Krise in Guinea-Bissau: Der Präsident ist jetzt machtlos | |
> Eine neue Regierung soll die diesjährige Präsidentenwahl vorbereiten. | |
> Eingefädelt hat den Deal die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft | |
> Ecowas. | |
Bild: Jetzt zum Zuschauen verdammt: Guinea Bissaus Präsident Vaz beim China-Af… | |
Abuja taz | José Mário Vaz kann nur noch zuschauen, denn als Präsident des | |
portugiesischsprachigen Guinea-Bissaus im Westen Afrikas hat er ab sofort | |
keinen Einfluss mehr auf die Staatsgeschäfte. Das hat die Westafrikanische | |
Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas am Samstagabend in Nigerias Hauptstadt Abuja | |
während ihres Gipfeltreffens betont. Damit soll eine neue Krise in dem gut | |
1,8 Millionen Einwohner großen Staat verhindert werden, der seit der | |
Unabhängigkeit 1974 zahlreiche Konflikte und Staatsstreiche erlebt hat. | |
Abgelaufen war Vaz’ Mandat bereits am 23. Juni, weshalb sich das Land | |
aktuell in einem Machtvakuum befindet. Um das zu beenden, hat die Ecowas | |
bereits in der vergangenen Woche versucht, Druck zu machen. | |
Nun heißt es, dass bis zum 3. Juli unter Aristides Gomes als | |
Premierminister eine Regierung gebildet werden soll, die alle | |
Entscheidungen fällt. Auch Vaz muss das unterzeichnen. Zudem soll ein neuer | |
Generalstaatsanwalt ernannt werden. | |
Die vorrangige Aufgabe der Regierung wird es sein, die | |
Präsidentschaftswahlen am 24. November dieses Jahres vorzubereiten. Die | |
aufwendige Vorgehensweise liegt nach Informationen von Radio France | |
Internationale (RFI) daran, dass Vaz als Staatschef nicht entlassen werden | |
kann. Zwar blockiere er das politische Geschäft, habe aber keine Straftaten | |
begangen. | |
## Blockade im Parlament | |
Festgefahren ist die politische Situation jedoch schon seit Jahren. Im | |
August 2015 entließ Vaz, der der Afrikanischen Partei für die | |
Unabhängigkeit von Guinea-Bissau und Kapverde (PAIGC) angehört, nach | |
Streitigkeiten seinen Premierminister Domingos Simões Pereira. | |
Dessen Nachfolger wurde nicht akzeptiert, weshalb sich das Parlament | |
seitdem gegenseitig blockiert. Dabei wären vor allem Entwicklungsmaßnahmen | |
dringend nötig, liegt Guinea-Bissau doch auf dem viertletzten Platz des | |
Entwicklungsindexes der Vereinten Nationen. | |
Vergangenes Jahr wurden die Parlamentswahlen mehrfach verschoben, die | |
letztendlich am 10. März stattfanden. Die regierende PAIGC verlor zehn | |
Sitze und somit ihre absolute Mehrheit im Parlament. Sie verfügt aktuell | |
über 47 von 102 Sitzen. Einen Ausweg aus der Krise hat die Wahl aber nicht | |
gebracht, im Gegenteil: Vaz brauchte über drei Monate, um Gomez zum Premier | |
zu ernennen. „Um des lieben Frieden willen“, soll er dabei gesagt haben, | |
heißt es in Berichten. | |
Während des Wartens auf die Ernennung war es regelmäßig zu Demonstrationen | |
gekommen. Anhänger von Pereira hatten gefordert, ihn wieder als | |
Premierminister einzusetzen. In dieser Phase hätte die Lage im Land, so | |
schätzt die Denkfabrik International Crisis Group, jederzeit kippen können. | |
## Lange Putsch-Tradition | |
Der Staat, der als ein Zentrum des internationalen Drogenhandels gilt und | |
einst von den Vereinten Nationen als Narco-Staat bezeichnet wurde, hat eine | |
lange Tradition von Putschen hinter sich. Zum letzten kam es 2012. Es ist | |
fast eine Überraschung, dass sich Vaz seitdem an der Macht halten konnte. | |
Um Stabilität zu schaffen, hat die Ecowas am Wochenende auch das Mandat für | |
die Stabilisierungsmission Ecomib um sechs Monate bis zum 31. März 2020 | |
verlängert. In der Begründung heißt es, dass sowohl die Sicherheit als auch | |
die politische Lage weiterhin fragil seien. | |
1 Jul 2019 | |
## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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Jose Mario Vaz | |
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