# taz.de -- organspende: Mehr Spenden | |
> Bundestag debattiert über konkurrierende Gesetzentwürfe | |
Am Mittwoch, dem 26. Juni, debattiert der Bundestag über zwei | |
konkurrierende Gesetzentwürfe zur Steigerung der Organspendenrate. | |
Deutschland gehört europaweit zu den Ländern mit den wenigsten | |
Organspendern. Aus diesem Grund verhandelt die Politik seit vergangenem | |
Herbst über Änderungen des Transplantationsgesetzes. Der Fraktionszwang ist | |
für die Abstimmung am Mittwoch aufgehoben, der Ausgang völlig offen. | |
Der vom Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erarbeitete Entwurf | |
beinhaltet eine Widerspruchsregelung (Opt-out): Danach gilt jede Person als | |
Organ- oder Gewebespender, es sei denn, es liegt ein zu Lebzeiten erklärter | |
Widerspruch vor. Zudem werden die nächsten Angehörigen befragt, ob ihnen | |
ein Widerspruch des Verstorbenen bekannt ist. | |
Dagegen wendet sich der interfraktionelle Gesetzentwurf zur „Stärkung der | |
Entscheidungsbereitschaft zur Organspende“. Er sieht eine Zustimmungslösung | |
(Opt-in) vor, also dass Spender*innen sich weiter aktiv zur Organspende | |
bereit erklären müssen. Steigen soll die Rate vor allem infolge von | |
strukturellen Veränderungen und intensivierter Aufklärung. | |
## Hausärzte sollen regelmäßig aufklären | |
Dafür sollen das Sozialgesetzbuch, die Approbationsordnung für Ärzte und | |
die Fahrerlaubnis-Verordnung verändert werden. Außerdem ist vorgesehen, ein | |
digitales Register einzurichten, in dem sich die Spender*innen eintragen | |
lassen, aber auch jederzeit ihre Erklärung widerrufen können. Hausärzte | |
sollen alle zwei Jahre auf diese Möglichkeit hinweisen und regelmäßig über | |
die Organspende aufklären. | |
In 20 von 28 EU-Staaten gibt es Widerspruchslösungen. In einigen wie | |
Luxemburg ist seither die Spendenrate zurückgegangen, in anderen gestiegen. | |
Die politische Debatte wird von einer breiten wissenschaftlichen | |
Kontroverse begleitet. So hat eine [1][Studie] von Kevin Schulte vom | |
Universitätsklinikum Kiel nachgewiesen, dass der Rückgang der Organspenden | |
in Deutschland auf ein Erkennungs- und Meldedefizit von möglichen | |
Organspendern zurückzuführen ist. Eine Meta-[2][Studie] von Adam Arshad, | |
University of Birmingham, hat festgestellt, dass es „keinen signifikanten | |
Unterschied bei der Spenderate zwischen Opt-out- und Opt-in-Ländern gibt“. | |
Als Spender infrage kommen faktisch nur Menschen, die einen Hirntod infolge | |
von Hirnblutungen, -tumoren, Schlaganfällen, Hirnhautentzündungen oder | |
Unfallverletzungen [3][erleiden,] und zwar im Krankenhaus, wo der Hirntod | |
sachgemäß festgestellt und die Organe unmittelbar danach entnommen werden | |
können: Das traf im Jahr 2018 nur auf 4.000 Menschen zu, also weniger als | |
0,5 Prozent aller Sterbenden. (gre) | |
25 Jun 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://link.springer.com/article/10.1007/s00120-019-0962-x | |
[2] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0085253819301851 | |
[3] https://www.organspende-info.de/organspende/hirntod/definition-und-ursachen… | |
## AUTOREN | |
Benno Schirrmeister | |
Greta Schemmel | |
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