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# taz.de -- inklusion im sport (I): Inklusionsmanagerin will Ängste abbauen
> Tennis im Dunkeln, Eishockey im Sitzen, Tanzen ohne Beine: Ein Handicap
> hindert Athlet*innen nicht, Leistung zu bringen. Hürden gibt es oft nur
> in den Köpfen. Wir stellen im Sommer Sportler*innen aus dem Norden vor
Bild: Abb.: shutterstock.com
Die Inklusionsmanagerin des Kieler Männerturnvereins (KMTV), Julia Drum,
ist eine Pionierin in Schleswig-Holstein. Klar, Inklusion sollte es in
jedem Verein geben und auch andere Sportvereine bemühen sich darum, sagt
die 41-Jährige. Aber sie ist die einzige in Schleswig-Holstein von
bundesweit derzeit 22 Inklusionsmanager*innen. Ihr Ziel ist es, Ängste
abzubauen.
Angefangen hat Drum mit einer Schwimmgruppe, die sie vor ein paar Jahren
gründete, weil ihr ein passendes Angebot fehlte. Drum lebt mit
Achondroplasie (Kleinwuchs). „Wir waren eine bunte Truppe: ein Borderliner,
Kleinwüchsige, Teilnehmer mit einer Sehbehinderung oder Lähmung und eine
ganz ohne Einschränkungen“, sagt sie. Die Unterschiede fielen beim
Schwimmen nicht auf. „Viel wichtiger waren die gemeinsamen Fortschritte und
vor allem der Spaß“, sagt Drum. Diese Erfahrung habe ihr gezeigt, dass
Inklusion funktioniert. Als die gelernte Erzieherin und studierte
Ernährungswissenschaftlerin von dem zweijährigen Projekt des Deutschen
Olympischen Sportbundes hörte, Menschen mit Schwerbehinderungen als
Sport-Inklusionsmanager*innen einzustellen, wusste sie: Das ist genau ihr
Ding. Knapp ein Jahr ist sie nun dabei und hofft, nach Ende des Projekts
weitermachen zu können.
Drum bereitet Sportkurse vor, berät die Sportler*innen und begleitet sie zu
den ersten Stunden, organisiert Hilfsmittel. Auch die Website des KMTV
betreut sie und sorgt dafür, dass sie für Menschen mit Sehbehinderung oder
Hörschwierigkeiten zugänglich ist. Und dann sind da noch ihre Kolleginnen
und Kollegen, die Trainer*innen des Sportvereins. Im Seminar
„Inklusionsteeküche“ führt Drum sie an das Thema Inklusion heran,
beantwortet Fragen und versucht, Hemmschwellen abzubauen – zum Beispiel,
indem sie die Trainer*innen Rollstuhl fahren lässt. „Dann können sie
ausprobieren, wie sich das anfühlt, was geht und was nicht.“ Als nächstes
steht ein Tast-Leitsystem für die Räumlichkeiten des KMTV auf dem Plan,
damit sich Menschen mit Sehbehinderung besser zurechtfinden.
„Inklusion braucht Zeit“, sagt Drum. „Ich habe mich selbst in vielen
Situationen gefragt: Schaffe ich das oder gucken mich alle blöd an?“ Häufig
trauten Menschen mit Behinderung sich nicht, an Sportkursen teilzunehmen
oder es gebe andere Schwierigkeiten, wie schwer zugängliche Umkleiden oder
es fehle eine Rollstuhlrampe. „Dann duschen die Teilnehmer eben zu Hause
oder schaffen mit Hilfe auch die Treppe“, sagt Drum, die pragmatisch immer
eine Lösung parat hat. Hürden der Inklusion gebe es eigentlich nur in den
Köpfen der Menschen, und zwar auf beiden Seiten, so Drum. Oft merkten
Teilnehmer *innen und Trainer*innen, dass viel mehr möglich ist, als sie
gedacht hatten.
Um Sportbegeisterte zu ermutigen, steht Drum nun seit Juni selbst in der
Halle und leitet den Inklusionszirkel „Fit an den Geräten“ für Menschen m…
und ohne Behinderung. Für die Zukunft wünscht sie sich, dass es bundesweit
mehr Inklusionsmanager*innen gibt. „Dann können wir das Netzwerk weiter
ausbauen und voneinander lernen.“ Milena Pieper
17 Jun 2019
## AUTOREN
Milena Pieper
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