# taz.de -- New Yorker Kulturzentrum The Shed: Das Sponsoring der Plutokraten | |
> Superreiche Mäzene überhäufen das neue Kulturzentrum The Shed mit Geld. | |
> Alteingesessene New Yorker Kulturinitiativen lassen sie links liegen. | |
Bild: Im Innern des Shed, Teil des teuersten nicht-öffentlichen Bauprojekts in… | |
Das Auftaktprogramm, mit dem [1][The Shed], das neue Kulturzentrum in den | |
Hudson Yards in Manhattan, seinen Betrieb aufnahm, sollte Sensibilität | |
signalisieren. Fünf Konzerte unter dem Motto „Soundtrack of America“ | |
feierten den Einfluss der afroamerikanischen Musik auf das nationale wie | |
internationale Musikgeschehen. Kuratiert wurde das Programm von dem | |
legendären Musikproduzenten Quincy Jones und dem Oscar-prämierten Regisseur | |
Steve McQueen. | |
Ob es diese Konzertreihe wirklich braucht, ist fraglich. Schließlich ist es | |
in New York eine alltäglich gepflegte Übung, den maßgeblichen Einfluß der | |
afroamerikanischen Musik für den Sound der Moderne und der zeitgenössischen | |
Welt zu feiern. Freilich geschieht das im Allgemeinen durch ganz andere | |
kulturelle Institutionen, etwa die [2][Jazz for Peace Foundation], [3][The | |
Manna House Workshops] in Harlem oder [4][The School for Improvisational | |
Music] in Brooklyn, um nur drei von hunderten lokalen New Yorker | |
Non-Profit-Intitiativen zu nennen. Viele von ihnen kämpfen um ihre prekäre | |
Existenz. | |
Sie wären für Spenden ausgesprochen dankbar wie sie The Shed jüngst | |
zugekommen sind, etwa von New Yorks ehemaligem Bürgermeister Michael | |
Bloomberg, der 75 Millionen US-Dollar überwies, oder vom | |
Immoblienentwickler Frank McCourt, der 45 Millonen locker machte, oder von | |
den Tourismusunternehmern Jonathan und Lizzie Tisch, denen The Shed eine | |
Spende von knapp 30 Millionen wert war. | |
Leider ist es wenig wahrscheinlich, dass sich die Mäzene für Kunst und | |
Kultur jenseits des Mainstreams engagieren. Denn Blumenthal und Co. kennen | |
die fraglichen Institutionen nicht und möchten sie auch nicht wirklich | |
kennenlernen. Sie wollen für ihr Geld schon Steve McQueen oder Björk | |
treffen und ihren Namen auf einer Architektursensation lesen, die sich in | |
fünf Minuten ihre Außenhülle, eine Art Daunenjacke an- oder ausziehen kann. | |
## The Shed soll für Inklusion und soziale Gerechtigkeit stehen | |
Dass im Zusammenhang mit The Shed trotzdem von Inklusion und sozialer | |
Gerechtigkeit gesprochen wird und sein künstlerischer Leiter, der Brite | |
Alex Poots sich gar davon überzeugt gibt, dass man „die Privilegien | |
umverteilen“ müsse, gehört zur rhetorischen Standardausrüstung solcher | |
Unternehmungen. | |
Natürlich meint das auch, dass ein wenig Geld tatsächlich in Soziales | |
investiert wird. Zehn Prozent der Tickets sind für Geringverdiener | |
reserviert, und über das Schulprogramm des Shed erhalten 600 Kinder aus 20 | |
Schulen Kunstunterricht. All das ist aber nur der kleine Beifang eines | |
Unternehmens, das coole Hochkultur-Events an ein zahlungskräftiges Publikum | |
vermarkten möchte. | |
Der Kommentator von [5][Artnet News], Tim Schneider, empfiehlt daher gleich | |
den Besuch traditionsgesättigter Hochkultur im [6][Metropolitan Museum of | |
Arts]. Für Auswärtige kostet dieser Besuch seit dem vergangenen Frühjahr 25 | |
US-Dollar. Der Aufschrei war laut, als das Museum die Einführung eines | |
Eintrittspreises bekanntgab. Was es merkwürdigerweise bis vor kurzem nicht | |
öffentlich machte, ist der Umstand, dass ein Teil dieser Einnahmen an die | |
freie Szene geht, wie man in Deutschland sagen würde. | |
Konkret werden 1,4 Millionen US-Dollar an 160 Einrichtungen, wie die | |
[7][Harlem Stage] oder das [8][Staten Island's St. George Theatre] | |
verteilt, die in bildungspolitisch und kulturell unterversorgten bis | |
besonders bedürftigen Stadtteilen zuhause sind. Dort finden sich auch die | |
16 größeren Institutionen in städtischem Eigentum, die weitere 1,4 | |
Millionen Dollar erhalten, darunter das [9][El Museo del Barrio] in East | |
Harlem, das [10][Studio Museum] in Harlem und das [11][Bronx Museums of | |
Arts]. | |
Schön, das der gemeine Jedermann mit seinem Eintrittsgeld sinnvolles | |
Sponsorentum betreiben und damit dem vermeintlichen Mäzenatentum der | |
Superreichen etwas entgegensetzen kann. Denn letztere, als waschechte | |
Plutokraten, die sie sind, bedienen sich am Ende doch immer nur selbst. | |
15 Apr 2019 | |
## LINKS | |
[1] /!s=The+Shed/ | |
[2] https://jazzforpeace.org/tree/ | |
[3] http://www.mannahousejazz.org/ | |
[4] https://www.schoolforimprov.org/ | |
[5] https://news.artnet.com/ | |
[6] https://www.metmuseum.org/ | |
[7] https://www.harlemstage.org/ | |
[8] https://stgeorgetheatre.com/ | |
[9] https://www.elmuseo.org/ | |
[10] https://www.studiomuseum.org/ | |
[11] http://www.bronxmuseum.org/ | |
## AUTOREN | |
Brigitte Werneburg | |
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