# taz.de -- Neuer Ärger um alte Anlage | |
> Eine Halle auf dem Holsten-Areal ist älter als gedacht. Das deckte ein | |
> Experte auf. Womöglich muss das Gebäude erhalten und Baupläne geändert | |
> werden | |
Bild: Ist von 1911, nicht aus den 1950ern : die Schwankhalle auf dem Holsten- G… | |
Von Jana Eggemann | |
Eigentlich ist die Kulturbehörde dafür zuständig, schutzwürdige Gebäude in | |
Hamburg zu erhalten. Vorausgesetzt, sie erkennt den Wert eines Bauwerks. | |
Das ist bei der Schwankhalle auf dem ehemaligen Gelände der | |
Holsten-Brauerei in Altona wohl nicht passiert. Die Behörden prüfen | |
derzeit, ob das Gebäude doch erhalten bleiben muss. Das könnte zum Problem | |
für die Investoren werden: Die hatten geplant, die Halle abzureißen und | |
einen Neubau zu errichten. | |
Der Fehler entstand schon 2013, als das Baujahr der Halle auf Ende der | |
1950er-Jahre geschätzt wurde. Augenscheinlich eine Fehlentscheidung: Die | |
Halle, in der früher Bierfässer befüllt und auf Pferdewagen verladen | |
wurden, ist viel älter. „Von außen sieht der Bau aus wie aus den 1950ern, | |
ist aber eigentlich von 1911“, sagt Sven Bardua, Autor des „Hamburger | |
Ingenieurbauführers“, einer Schriftenreihe des Architekturarchivs. Bardua | |
hatte den Irrtum des Denkmalschutzamts Ende vergangenen Jahres in einem | |
Fachartikel aufgedeckt. | |
Bardua kritisiert die Behörde. Für ihn ist das Denkmalschutzamt | |
„quantitativ und qualitativ überfordert“. | |
Die verteidigt sich nun: Die Schwankhalle könne leicht mit Nachkriegsbauten | |
verwechselt werden. „Wie die meisten historischen Bauten auf dem | |
Holsten-Areal ist auch die Schwankhalle wiederholt umgebaut worden“, heißt | |
es von der Kulturbehörde. „Aus der Bauzeit erhalten ist lediglich die | |
Stahlbetonkonstruktion.“ Das Denkmalschutzamt hatte deshalb bei der Prüfung | |
beschlossen, dass die Halle „weder gesamt noch in Teilen als Denkmal | |
bewertet wird“. | |
Bardua bestätigt die Verwechslungsgefahr: „Generell ist so ein | |
Eisenbetonbau vor dem ersten Weltkrieg ungewöhnlich.“ Eisenbeton lege die | |
Datierung auf die Nachkriegszeit nahe. Anfang des 20. Jahrhunderts seien | |
eher andere Materialien genutzt worden. Gerade deshalb ist die Schwankhalle | |
für ihn aber so besonders. „Das ist ein schöner und wichtiger Bau“. | |
Er hofft, dass die Halle nun stehenbleibt. Und tatsächlich: „Eine | |
Erhaltungsperspektive der Schwankhalle wird derzeit geprüft“, so die | |
Kulturbehörde. | |
Eigentlich hätte auch die Schwankhalle für ein groß angelegtes Bauprojekt | |
auf dem Gelände weichen sollen. Bis zu 1.500 Wohnungen sollen entstehen. | |
Investitionsvolumen: rund 950 Millionen Euro. | |
Eine Änderung des Bauplans dürfte dem Investor nicht schmecken. „Das Ding | |
steht ihm im Weg“, schätzt auch Bardua. Eigentümerin des Areals ist die SSN | |
Group. Die antwortete auf taz-Anfrage: „Zur Frage von Ursprung und | |
Originalität der Schwankhalle sowie zu Möglichkeiten, diese zu erhalten, | |
steht die Grundstückseigentümerin im Dialog mit der Stadt.“ | |
Es ist nicht der einzige Ärger um das Holsten-Areal: Seit dem Verkauf vor | |
drei Jahren gab es mehrere Investorenwechsel und Chaos im Zeitplan. Erst | |
Ende des Jahres wurde das Holsten-Areal bereits zum dritten Mal verkauft. | |
Auch die SSN Group wurde als Eigentümerin mittlerweile zu 93 Prozent an die | |
Berliner Consus Real Estate AG verkauft. Die Consus AG wiederum gehört zu | |
70 Prozent der CG Gruppe. Das Holsten-Areal ist nicht das einzige Projekt | |
der Investorengruppen. Insgesamt stecken etwa 1,7 Milliarden Euro in | |
verschiedenen Bauprojekten in Hamburg. | |
29 Mar 2019 | |
## AUTOREN | |
Jana Eggemann | |
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