# taz.de -- heute in hamburg: „Ein Schleier der Apathie hing über dem Land“ | |
Interview David Günther | |
taz: Frau Huffschmid, wann waren Sie das letzte Mal in Mexiko? | |
Anne Huffschmid: Im Januar war ich dort. | |
Seit dem 1. Dezember 2018 ist Präsident López Obrador im Amt. Wie ist die | |
Stimmung in der Bevölkerung? | |
Unterschiedlich. Zwar gibt es Kritik und Skepsis zur Politik von López | |
Obrador. Doch die Stimmung war auch noch nie so hoffnungsvoll. Die Menschen | |
hoffen auf Veränderung. Ich beschäftige mich schon seit dreißig Jahren mit | |
Mexiko, reise sehr oft dorthin. Zum ersten Mal war in der Bevölkerung nicht | |
die Rede von Wahlbetrug. | |
Wie war es vorher? | |
Davor hing lange immer ein Schleier der Apathie über dem Land. Viele Leute | |
dachten, dass ihre Meinung eh nicht gefragt ist. | |
Sie sprachen aber davon, dass es auch Kritik gibt. Welcher Art? | |
Es gibt viele begründete Vorbehalte. Ein Beispiel ist das | |
Maya-Train-Projekt, das den Tourismus ankurbeln soll; dies wird nicht nur | |
von den indigenen Völkern, sondern generell von vielen ExpertInnen | |
kritisiert. Auch von vielen Leuten, die in den Regionen leben und sich mit | |
diesen Themen beschäftigen. Die großen Infrastrukturprojekte stehen ohnehin | |
in der Kritik. | |
Sie sprechen in ihrem Vortrag auch die Widersprüche an. | |
Obrador muss nach allen Seiten zusammenarbeiten und Kompromisse eingehen. | |
Für Obrador geht es zwar um soziale Gerechtigkeit und die Armutsbekämpfung, | |
jedoch nicht um ein neues Wirtschaftssystem. Er will zwar faire | |
Umverteilung, aber die großen Mächte sollen nicht angegriffen werden. Ein | |
zentraler Punkt ist die Bekämpfung von Korruption und damit, denn das hängt | |
eng zusammen, die Bekämpfung der Gewalt. Aber Obrador will explizit nicht | |
die Vergangenheit aufarbeiten. Somit müssen die Täter und | |
Mitverantwortlichen der schlimmen Verhältnisse Mexikos nicht mit | |
strafrechtlicher Verfolgung rechnen. Das ist ein zentrales Problem. | |
Wie sieht es mit der Gleichstellung von Frau und Mann aus? | |
Er ist ein christlich geprägter Mann und hat ein relativ konservatives | |
Weltbild und Frauenbild. Auf seiner Agenda spielten Themen wie | |
Gendergerechtigkeit oder auch Menschenrechte keine Rolle. Dennoch können | |
sich in seiner Regierung politische Räume für Frauen öffnen. | |
19 Mar 2019 | |
## AUTOREN | |
David Günther | |
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