# taz.de -- nord🐾thema: Wann, wenn nicht jetzt? | |
> Wer sein Saatgut selber vorziehen möchte, muss damit jetzt anfangen. | |
> Gemüse wie Tomaten oder Paprika benötigen einen warmen, gut beleuchteten | |
> Platz, um zu keimen | |
Bild: Ökologisch und praktisch: Die Anzuchtpalette aus Pappe, in der dichtes W… | |
Von David Günther | |
Wenn es langsam zum Frühling hingeht, kann jede*r Gärtner*in die ersten | |
Gemüsesorten aussäen. Aber nicht draußen, sondern im Haus. Viele | |
Gemüsearten sind kälteempfindlich und müssen warmgehalten werden. Drinnen | |
können sie einen kleinen Wachstumsvorsprung bekommen, bevor es nach den | |
Eisheiligen ins Freie geht. | |
Vorteilhaft ist die Methode vor allem für Gemüsesorten, die hohe | |
Temperaturen brauchen, um zu keimen. Damit die aus Südamerika stammenden | |
Tomaten oder Paprika richtig keimen, benötigen sie 20 bis 24 Grad. | |
Das Vorziehen sollte zwischen Februar und März beginnen, damit die Pflanzen | |
im Spätfrühling nach draußen umgepflanzt werden können. Je nach Pflanze | |
unterscheidet sich die optimale Anzucht-Zeit. Ein Blick auf das Saattütchen | |
sollte weiterhelfen. | |
Das Wichtigste bei der Anzucht sind die Umgebung und das Substrat, in dem | |
der Samen keimen soll. Die Saat sollte an einem warmen, gut beleuchteten | |
Ort keimen. Der typische Platz sei die Fensterbank, sagt Jens Rönneweg, | |
Fachberater beim Bezirk Hamburg-Bergedorf. | |
Die Anzuchterde ist ausschlaggebend für den Erfolg. Sie sollte möglichst | |
Nährstoffarm sein und wird oft mit Sand versetzt. Dadurch sind das | |
Krankheitsrisiko. Meist besteht diese Erde überwiegend aus Torf. Jedoch | |
achten viele Gärtner inzwischen auf den ökologischen Aspekt und wollen die | |
noch bestehenden Moore schützen. Die Alternative: Erde, die überwiegend aus | |
Kokosfasern besteht. | |
Wer die klassische Methode bevorzugt, muss die Jungpflanze pikieren, | |
nachdem sich die ersten Blätter gebildet haben. Dabei werden die zarten | |
Jungpflanzen voneinander getrennt und in größeren Töpfe mit normaler | |
Blumenerde umgepflanzt. Wichtig ist, dass der Wurzelballen der Jungpflanze | |
vollständig in den größeren Topf kommt. | |
Wer es einfacher möchte, greift zur Quelltablette. Die Tabs ersparen viel | |
Arbeit: Das Substrat in der Quelltablette ist getrocknet und in ein | |
Pflanzennetz gepresst. Durch das Aufgießen mit Wasser quellen sie auf und | |
geben eine Grundlage für das Saatgut. Da jede Pflanze einen eigenen | |
Wurzelballen hat, entfällt das Pikieren. Meist sind die Quelltabletten aus | |
Weißtorf oder aus der ökologischeren Kokoserde. Nachhaltig seien die | |
„Quelltabs“ dennoch nicht, sagt Fachberater Rönneweg. „Wenn man die | |
Quelltabletten auf den Kompost wirft, zersetzten sich die Pflanzennetze | |
nicht, da sie aus Kunststoff bestehen.“ | |
Roger Gloszat, Fachberater beim Landesbund der Gartenfreunde Hamburg, | |
bevorzugt eine Anzuchtpalette mit vielen kleinen Fächern, in denen die | |
Samen keimen können. Anzuchtpaletten sind nachhaltig, da sie entweder aus | |
Pappe bestehen, die mit eingepflanzt werden kann und im Boden vergeht, oder | |
aus Kunststoff und damit wiederverwendbar sind. „Ich hab meine Palette | |
schon zehn Jahre“, sagt Gloszat. Durch die kleinen Fächer bildet die | |
Pflanze eher einen stabilen Fuß als in einem herkömmlichen Topf. | |
Manche Hobbygärtner verzichten jedoch auch komplett auf das Vorziehen von | |
Gemüse. „Man hat am Ende zu viele Pflanzen“, sagt Willi Fuchs, Vorsitzender | |
der Hamburger Gartengemeinschaft Windmühle. Der Aufwand lohne sich nicht, | |
da meist mehr Pflanzen entstünden als benötigt. Fuchs besorgt sich lieber | |
Jungpflanzen aus dem Fachgeschäft. Genau wie Fachberater Rönneweg: Er habe | |
kein Fenster zur Südseite und somit nicht genügend Licht für das Saatgut. | |
16 Mar 2019 | |
## AUTOREN | |
David Günther | |
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