# taz.de -- heute in bremen: „Diese Zahl ist geradezu lächerlich“ | |
Interview Lea Schweckendiek | |
taz: Frau Arndt, Sie demonstrieren in dieser Woche jeden Tag vor einem | |
anderen Konsulat: Italien, Niederlande und Malta. Warum? | |
Marie Arndt: Anlass für unsere Aktionswoche „#FreeTheShips“ ist, dass diese | |
Staaten derzeit massiv repressiv gegen Seenotrettung vorgehen. Italien und | |
Malta etwa halten ihre Häfen für Schiffe geschlossen, wenn sie gerettete | |
Menschen an Bord haben. | |
Und die Niederlande? | |
Die Niederlande lassen derzeit durch verschiedene Ministerien prüfen, ob | |
die „Sea Watch 3“ für den Aufenthalt einer größeren Anzahl Menschen über | |
längere Zeit geeignet ist. Die Notwendigkeit, Gäste auf dem Schiff über | |
Tage und Wochen zu versorgen, ist einzig Produkt der Blockadepolitik, die | |
etwa Italien und Malta fahren. Noch 2018 haben Rettungseinsätze ein bis | |
zwei Tage gedauert – heute sind es meist mehrere Wochen. | |
Was wünschen Sie sich von den Konsulaten, vor denen Sie demonstrieren? | |
Wir haben an jeden Konsul einen Brief verfasst. Wir wünschen uns, dass | |
unsere Anliegen mit Nachdruck an betreffende Regierungen weitergeleitet | |
werden, dass sich die Konsulate für menschenwürdige Seenotrettung | |
einsetzen. Natürlich sind wir auch offen für Gespräche. Die Rückmeldungen | |
aus den Konsulaten, die wir diese Woche besuchten, waren allerdings wenig | |
positiv. | |
Heute stehen Sie vor der Bremischen Bürgerschaft. Was hat die damit zu tun? | |
Die EU blockiert die Aufnahme von Geflüchteten unter Anderem, weil sich die | |
Staaten nicht auf eine tragfähige Verteilungslösung einigen können. Darauf | |
ruht sich das Bundesministerium des Inneren aus, obwohl es diverse | |
Aufnahmeangebote aus Städten, Kommunen und Ländern gibt. Diese Angebote | |
werden ignoriert. Das Innenministerium mauert. Deshalb setzen wir auf | |
kommunale Möglichkeiten, die auch Bremen ausschöpfen könnte. | |
Auf welche denn? | |
Das Land Bremen hat sich im Sommer zum sicheren Hafen erklärt, das heißt, | |
die Bereitschaft zur Aufnahme von aus Seenot geretteten Menschen | |
signalisiert. Im Januar kam dann das Angebot, zehn Überlebende aus dem | |
Mittelmeer aufzunehmen. Diese Zahl ist geradezu lächerlich, daher fordern | |
wir ein eigenes Landesaufnahmeprogramm für diese Menschen. Außerdem fordern | |
wir, dass der Senat konkrete Schritte unternimmt, Bremen zu einem sicheren | |
Ort für Geflüchtete zu machen. Das bedeutet für uns: medizinische | |
Versorgung, Zugang zu Bildung, zum Wohnungs- und Arbeitsmarkt sowie | |
Teilhabe am kulturellen Leben. | |
22 Feb 2019 | |
## AUTOREN | |
Lea Schweckendiek | |
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