| # taz.de -- Rechtspopulist Joram van Klaveren: Koranstudien statt Islamkritik | |
| > Einst wollte er im Parlament über das „Marokkaner- Problem“ reden. Der | |
| > niederländische Rechtspopulist Van Klaveren ist nun überzeugter Muslim. | |
| Bild: „Ich habe nicht das Gefühl, dass ich zu einem anderen Gott geswitcht b… | |
| Amsterdam taz | Einen neuen Namen hat Joram van Klaveren noch nicht. Und er | |
| wird sich wohl auch keinen zulegen. Das zumindest sagt er niederländischen | |
| Medien, die den Mann nun, zwei Jahre nach dessen Abschied aus der Politik, | |
| plötzlich alle zum Thema machen. | |
| Van Klaveren, gerade 40 geworden, war [1][einst Mitglied der | |
| rechtspopulistischen „Partij voor de Vrijheid“] („Partei für die | |
| Freiheit“/PVV). Man hatte ihn beinahe schon vergessen in Den Haag, bis | |
| dieser Tage bekannt wurde: Ausgerechnet der Mann, der einst eine | |
| Parlamentsdebatte zum „Marokkaner-Problem“ anfragte, ist jetzt Muslim | |
| geworden. | |
| Sein Übertritt zum Islam liegt schon drei Monate zurück. Derzeit übt van | |
| Klaveren sich nach eigenen Angaben im Beten. Und er studiert fleißig den | |
| Koran, mit Hilfe eines „kleinen rosa Büchleins für zehnjährige Kinder“. | |
| Weiter als die beiden kürzesten Suren sei er noch nicht gekommen. Auf | |
| Alkohol zu verzichten falle ihm leicht, und Schweinefleisch habe er ohnehin | |
| nicht gegessen, weil er „schnell dick wird“. Das Zwischenfazit des | |
| Konvertiten: „Ich habe nicht das Gefühl, dass ich zu einem anderen Gott | |
| geswitcht bin.“ So sagte es van Klaveren kürzlich dem NRC Handelsblad. | |
| Immerhin ist er gewissermaßen vom Fach. Er studierte einst | |
| Religionswissenschaften an der Vrije Universiteit (Freien Universität) | |
| Amsterdam, die protestantische Wurzeln hat. Später unterrichtete er | |
| Religion und Gesellschaftslehre für die Sekundarstufe. Der | |
| Nachrichtensendung „Een Vandaag“ erzählte van Klaveren nun, er habe sich | |
| früher zum Judentum bekennen wollen. „Dort vermisste ich aber die | |
| Christus-Figur. Der Islam erkennt Christus als Propheten, das Judentum | |
| nicht.“ | |
| Politisch gesehen, stammt er aus der liberal-rechten regierenden | |
| Volkspartei für Freiheit und Demokratie (VVD) – ein Detail, das er mit | |
| PVV-Chef Geert Wilders teilt. 2010 kam er als Neuling für die PVV ins | |
| Parlament. 2014, nach der umstrittenen „Weniger Marokkaner“-Brandrede, | |
| gehörte van Klaveren zu jenen Abgeordneten, die die PVV verließen. Zunächst | |
| bildete er eine eigene Fraktion mit seinem Dissidenten-Kollegen Louis | |
| Bontes. Die neue Partei VoorNederland („Für die Niederlande“) schaffte es | |
| 2017 aber nicht ins Parlament. | |
| In der Folge zog sich van Klaveren aus der Politik zurück, um ein | |
| islamkritisches Buch zu schreiben. Dabei kam er seinem Thema so nahe, dass | |
| daraus ein ganz anderes Projekt wurde: Er stieß auf immer mehr Dinge, die | |
| seinen „Blick auf den Islam ins Wanken brachten“, steht auf dem | |
| Klappentext. Das Werk, auf dessen Cover man den kahlen früheren | |
| „Kronprinzen Wilders“ mit Bart sieht, ist gerade erschienen. Es heißt: | |
| „Abtrünniger. Vom Christentum zum Islam in Zeiten von Säkularisierung und | |
| Terror“. | |
| Rechtspopulist Geert Wilders kommentierte van Klaverens Schritt so: „Das | |
| ist, als ginge ein Vegetarier im Schlachthof arbeiten.“ Sein früherer | |
| PVV-Kollege Arnoud van Doorn, ebenfalls inzwischen Muslim, bot van Klaveren | |
| jedoch an, kurzfristig eine Pilgerfahrt für ihn zu organisieren. | |
| 7 Feb 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Tobias Müller | |
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