# taz.de -- Riesiger Kokainfund auf den Kapverden: Das Drogenschiff | |
> 9,5 Tonnen Kokain hatte ein Frachter geladen, der aus Südamerika nach | |
> Marokko unterwegs war. Jetzt sitzt die russische Besatzung in Haft. | |
Bild: Das Kokain wurde inzwischen vor Ort verbrannt | |
BERLIN taz | Die Kapverden, 500 Kilometer vor der Küste Westafrikas im | |
Atlantik gelegen, sind normalerweise allenfalls für ihre [1][Musik], an | |
erster Stelle die Sängerin Cesária Évora, und ihre touristisch attraktiven | |
Vulkaninseln bekannt. Jetzt macht der kleine, arme Archipel aus ganz | |
anderen Gründen Schlagzeilen: Auf einem Schiff, das in der Hauptstadt Praia | |
andockte, fanden sich 9,5 Tonnen reines Kokain – der größte Fund dieser | |
Droge, der jemals außerhalb des amerikanischen Kontinents gemacht wurde. | |
Die Drogen, sorgsam in 260 Paketen im Format großer Ziegelsteine verpackt, | |
befanden sich an Bord des Frachtschiffs „Eser“, das eigentlich gar nicht | |
auf die Kapverden wollte. Unter panamaischer Flagge segelnd, war der | |
Frachter unterwegs nach Tanger in Marokko, aber während der Reise starb ein | |
Besatzungsmitglied, und in so einem Fall muss ein Schiff im nächsten Hafen | |
die Leiche abladen. | |
Drogenfahnder des Lissaboner EU-Zentrums für maritime Antidrogeneinsätze | |
hatten der Polizei der Kapverden rechtzeitig den Tip gegeben: Guckt doch | |
mal in den Frachtraum. | |
Armee und Küstenwache kamen bei der Landung am vergangenen Donnerstag dazu, | |
außerdem Beamte aus Portugal und Frankreich. Sie fanden das Kokain und | |
nahmen alle elf noch lebenden Besatzungsmitglieder fest. | |
## Spekulation um Russland-Connection | |
Pikant: Die elf sind allesamt Russen. Erst wenige Tage zuvor hatte ein | |
russisches Flugzeug auf den Kapverden haltgemacht, um nach Venezuela | |
weiterzufliegen – angeblich um 20 Tonnen Gold für das Maduro-Regime in | |
Sicherheit zu bringen. Aus diesem Transport wurde nichts, aber sofort | |
stellte sich bei dem Kokainfund die Frage, ob auch dieser etwas mit dem | |
Konflikt in Venezuela zu tun haben könnte. | |
Venezuela unter dem Maduro-Regime ist UN-Berichten zufolge eine Art | |
rechtsfreier Raum für kolumbianische Drogenexporteure geworden. | |
[2][Drogenschmuggel] per Flugzeug oder Frachtschiff zwischen Südamerika und | |
Westafrika ist seit der Jahrhundertwende immer wichtiger für die Versorgung | |
europäischer Kokainkonsumenten geworden. | |
Nach einigen Berichten, unter Berufung auf die EU-Fahnder, soll die | |
Drogenladung der „Eser“ für Irland bestimmt gewesen sein – ein wichtiges | |
Transitland für den lukrativen britischen Markt. | |
Die „Eser“ ist laut Internet-Trackingdiensten zuletzt vor allem im | |
Mittelmeer unterwegs gewesen, von Marokko bis zur Türkei. Ihr letzter | |
regulärer Hafenaufenthalt war Anfang Dezember 2018 in der spanischen | |
Nordafrika-Exklave Ceuta. Danach verschwand sie von der Bildfläche. | |
Das 1985 gebaute Schiff war laut der offiziellen Schiffsgeschichte | |
ursprünglich deutsch und gehörte unter dem Namen „MS Santa Helena“ – no… | |
so eine entlegene Insel im Atlantik – der deutschen Reederei Lohmann. Es | |
wechselte dann mehrfach Besitzer und Namen und gehört laut den Angaben seit | |
2013 der internationalen Handelsfirma „Step SG Corp“, mit der Billigflagge | |
Panamas. | |
Die elf Russen sitzen nun in kapverdischer Untersuchungshaft. Das Schiff | |
ist beschlagnahmt. Das Kokain wurde am Samstag verbrannt. Das Feuer loderte | |
vier Stunden lang. | |
5 Feb 2019 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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