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# taz.de -- das portrait: Treuer Typ: Architekt Renzo Piano kreiert neue Brück…
Gerade einmal zwei Wochen waren seit dem Einsturz der Morandi-Brücke in
Genua vergangen, da lag schon der erste Entwurf für den Wiederaufbau vor:
ein schlank und elegant wirkendes weißes Band. 43 Leuchten sollen die gut
einen Kilometer lange Brücke als Erinnerung an die 43 Opfer der Katastrophe
schmücken.
Der, der sich damit selbst ins Spiel brachte, war keineswegs ein junger,
aufstrebender Architekt, der es nötig hätte, so auf sich aufmerksam zu
machen. Niemand anderes als der Stararchitekt Renzo Piano – in der
norditalienischen Hafenstadt geboren und aufgewachsen, mittlerweile
immerhin schon 81 Jahre alt – hatte da eine Sonderschicht eingelegt.
Schließlich kennt Piano sich mit Großbauwerken aus – und Millionen Menschen
kennen all die von ihm erdachten Gebäude, die sich ins Stadtbild
zahlreicher Metropolen eingeschrieben haben. Gerade 34 Jahre war Piano alt,
als er 1971 zusammen mit Richard Rogers den Wettbewerb für die Errichtung
des Centre Pompidou in Paris gewann, das mit seiner bunten, aus Rohren
gestalteten Fassade in Pianos Augen für „Hightecharchitektur“ stehen
sollte, „eine fröhliche urbane Maschine, eine Kreatur, die aus einem Buch
Jules Vernes stammen könnte“, wie er selbst später schrieb.
Mit seinem Renzo Piano Building Workshop, dessen Sitze sich in Genua, Paris
und New York befinden, realisiert(e) er weltweit gewaltige Bauprojekte, vom
Potsdamer Platz in Berlin bis zum 309 Meter hohen Shard-Wolkenkratzer in
London, vom Konzertkomplex Auditorium Parco della musica in Rom bis zum New
York Times Building in New York. In seiner Heimatstadt zeichnet er für das
Acquario di Genova, ein großes Schauaquarium zum Thema Biodiversität, im
alten Hafen verantwortlich. Auch ganze Stadtviertel wie Le Albere in
Trient, in dem ökologisch gestaltete Wohn- und Bürobauten in eine grüne
Umgebung eingebettet sind, entstanden auf seinem Reißbrett.
Zufall war Pianos Berufswahl nicht, schließlich stammt er aus einer Familie
von Bauunternehmern und hielt sich schon als Junge oft auf Baustellen,
zwischen Zementmischern und Kränen auf. Seine Freizeit verbringt er gerne
als Skipper auf seiner Segeljacht, und seine Tochter Lia weiß zu berichten,
dass er einst gerne gewagte Manöver fuhr, wenn sie ihren Freund mitbrachte,
um den jungen Mann ein wenig aus der Fassung zu bringen.
Sein Wirken trug dem heute 81-Jährigen zahlreiche Ehrungen ein, etwa den
von Frankreich verliehenen Orden Légion d’honneur. In Italien wurde er 2013
zum Senator auf Lebenszeit ernannt Dass Piano völlig uneigennützig sein
kann, zeigte er, als er 2016 für die italienische Verfassungsreform
stimmte: Sie hätte, wenn sie nicht schließlich in einem Referendum
gescheitert wäre, seine Amtszeit als Senator auf sieben Jahre begrenzt.
Auch mit der Autobahnbrücke von Genua, deren Bau nach seinem Entwurf jetzt
beschlossen wurde, demonstriert er diesen Zug: Er verlangt kein Honorar für
seine kreative Leistung, auch die architektonische Begleitung der Arbeiten
wird er gratis durchführen. Michael Braun, Rom
20 Dec 2018
## AUTOREN
Michael Braun
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