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# taz.de -- das ding, das kommt: Die Stimmung der Stadt
Bild: Gute Miene: Die Installation „Public Face“ steht jetzt ein Jahr lang …
Dass Gefälliges drohen könnte, war nicht ganz von der Hand zu weisen: In
der Hafencity, diesem in kurzer Zeit – manche sagen: auf dem Reißbrett
(noch mal andere: in der Retorte) – entstandenen Stück Hamburg war Kunst im
gerne so genannten öffentlichen Raum zu enthüllen. Und wer dann, vielleicht
nur halb aufmerksam, vor allem mitbekommen hatte, dass es um irgendeinen
Smiley ging, der mochte annehmen: Da wird wohl das Stadtmarketing
kuratorisch den Ton angegeben haben.
Ein bisschen vielschichtiger ist die Sache dann doch. Seit Donnerstag und
für ziemlich genau ein Jahr leuchtet nach Einbruch der Dunkelheit nun ein
Smiley im Stadtbild über der Kibbelstegbrücke, technisch gesehen am der
alten Stadt zugewandten Rand des neuen Viertels; tagsüber gibt es ihn auch
zu sehen, aber dann leuchtet er halt nicht. Konstruiert haben das „Public
Face“ Julius von Bismarck, Benjamin Maus und Richard Wilhelmer. Der Clou:
An nicht genanntem Ort fischt eine Überwachungskamera, weitere sollen
dazukommen, die Gesichtsausdrücke von Passant*innen ab; Software übersetzt
die abgelesene Stimmung in Zahlenwerte, und deren Durchschnitt bildet das
stählerne Mondgesicht ab: Sind die erfassten Menschen also heiter – oder
sehen wenigstens so aus –, lächelt „Public Face“, sind sie grimmig, sink…
seine Mundwinkel. Und so weiter.
Für Hamburg ist „Public Face“ vielleicht vor allem das erste weithin
sichtbare Zeichen der Existenz der Hafencity-Kuratorin: Besetzt wurde diese
Position schon im Sommer vergangenen Jahres, und in Hamburg waren sie
bannig stolz, mit Ellen Blumenstein nicht irgendwen gewonnen zu haben: Die
42-Jährige hat für die Documenta und das Berliner KW Institute for
Contemporary Art gewirkt, für Museen in Spanien, Portugal, Brasilien und
den USA, auch Islands Biennale-Pavillon hat sie schon verantwortet.
Zu ihren Aufgaben in der Hafencity, vorerst ist sie bis Sommer 2019 unter
Vertrag, sagte Blumenstein jetzt, es gehe da um langfristige Bespielung und
um Kultur ganz unterschiedlicher Formate – und sie betont ein Interesse an
den „emotionalen Implikationen“ von Kunst. Indem er eben diesen Aspekt
beinahe allzu wörtlich nimmt, das mit den Gefühlen und der Kunst, ist der
Smiley auf dem Brückengeländer vielleicht genau richtig: Als eine Art
Objekt gewordenes Programm, dessen Einlösung folgen muss. (aldi)
24 Nov 2018
## AUTOREN
Alexander Diehl
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