| # taz.de -- Das ist kein Kapitalismus | |
| > Georg Seeßlen und Markus Metz zufolge wird aus dem Realismus ein | |
| > Surrealismus und jeder Versuch von Weltbeschreibung zerstört | |
| Von Jakob Hayner | |
| Mark Fisher prägte 2011 für die neoliberale Ideologie, die sich im Schein | |
| der Alternativlosigkeit präsentiert, den Begriff des „kapitalistischen | |
| Realismus“. Veränderungen seien nicht mehr denkbar, die Welt funktioniere | |
| nur noch als Loop; daher auch die Retro-Moden der Gegenwart. | |
| Markus Metz und Georg Seeßlen nehmen in ihrem neuesten Buch Fishers These | |
| auf und spitzen sie zu. In „Kapitalistischer (Sur-)realismus. | |
| Neoliberalismus als Ästhetik“ zeigt das Autorenduo, wie gegenwärtig die | |
| Ökonomie ästhetisiert und die Ästhetik ökonomisiert wird. Alles wird der | |
| Logik der Warenform unterworfen. Der kapitalistische Surrealismus | |
| funktioniert dabei wie René Magrittes Darstellung einer Pfeife mit dem | |
| Titel „Ceci n’est pas une pipe“: Das ist kein Kapitalismus (mehr), sagt d… | |
| neoliberale Ideologie. | |
| Verstärkt wird dies durch die Auratisierung des Alltags und vermeintlich | |
| nur aus bloßer Menschenliebe motivierte Sharing Economy. Die ökonomischen | |
| Gesetze wirken aber auch dort, wo sie scheinbar außer Kraft gesetzt werden. | |
| Versuchte der kapitalistische Realismus noch, eine fatalistische, weil | |
| alternativlose Weltbeschreibung zu etablieren, unterläuft und zerstört der | |
| kapitalistische Surrealismus jeden Versuch von Weltbeschreibung von | |
| vornherein. | |
| Seeßlen und Metz beschränken sich in ihrer Analyse nicht auf Kunst im | |
| engeren Sinne, sondern auf ästhetische Phänomene, wie sie etwa in der | |
| Werbung vorzufinden sind – ein außerordentlich gelungener Beitrag zur | |
| Aufklärung des Unbehagens in der neoliberalen Kultur. | |
| 27 Oct 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Jakob Hayner | |
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