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# taz.de -- Mit dem Bob-Ticket über die Weser
> Eine Online-Petition fordert den Betrieb der Sielwallfähre auch im Winter
> und ihre Eingliederung in das Tarifsystem des ÖPNV. Das aber ginge nicht
> ohne Zuschüsse vom Land Bremen
Bild: Ist bereits im Winterschlaf: die Sielwallfähre
Von Lea Schweckendiek
Eine Online-Petition fordert den ganzjährigen Betrieb der Sielwallfähre
zwischen Osterdeich und Café Sand. Noch knapp zwei Wochen lang kann die
Petition online unterschrieben werden, 494 Unterstützer*innen haben das
bislang getan.
„Unsere Forderungen sind nicht aus der Luft gegriffen“, sagt Kathrin
Schmidt-Bäumler, Mitinitiatorin der Petition. Das geforderte Konzept, den
ganzjährigen Fährbetrieb in den Verkehrsbund Bremen/Niedersachsen (VBN) zu
integrieren, funktioniere in Hamburg bereits seit Jahren.
Dass auch Bremer*innen eine bessere Nutzung der Weser im Stadtverkehr
fordern, ist keine Neuheit. Zuletzt gingen 2016 ähnliche Vorschläge durch
die Stadtentwicklungsdeputation der Bürgerschaft, damals auf Anfrage der
SPD. Heute stellen sich auch CDU und Linke hinter den Petitionsinhalt. Die
Grünen halten sich zunächst mit einer Stellungnahme zurück. Sie wollen fürs
Erste Neutralität wahren und das Bürger*innenanliegen nicht schon vor der
Behandlung im Petitionsausschuss inhaltlich bewerten.
„Auch wenn wir noch einiges zu klären haben, technische Anpassungen zum
barrierefreien Zugang etwa, lohnt es sich, die Fährverkehrserweiterung zu
diskutieren“ sagt Deputationsmitglied Nelson Janßen von der Linken. Bei
einem Trend, Wege immer weiter zu verkürzen, müsse man neben den
klassischen Verkehrsmitteln auch mal unkonventionell sein und „seiner Zeit
voraus denken“.
Hinter der Petition ständen vor allem betroffene Nutzer*innen, die im
Winter von ihrem üblichen Arbeits- oder Schulweg auf die
Wilhelm-Kaisen-Brücke ausweichen müssten, so Schmidt-Bäumler. Sie wünscht
sich, dass die Weser als Teil der Stadt nicht nur für Tourist*innen,
sondern auch für die Anwohnenden verstanden wird. „Wir können über den
Fluss die beiden Weserseiten besonders einfach verbinden.“ Eine
Fahrradbrücke, wie sie immer wieder in der Bürgerschaft diskutiert wird,
würde zwar auch helfen, doch viel zu lange brauchen. „Die Debatte um die
Brücken dauert schon ewig, der Bau wird noch mal Jahre in Anspruch nehmen.
Warum also nicht bestehende Infrastruktur nutzen?“, sagt Schmidt-Bäumler.
Darüber würde sich auch Dieter Stratmann freuen. Als Geschäftsführer des
Fährunternehmens Halöver ist er von der Idee der Petition angetan. „Dass
wir im Winter keinen Verkehr anbieten, liegt vor allem an finanziellen und
personellen Gegebenheiten“, sagt er. Er könne seine Mitarbeiter*innen nicht
auch noch im Winter arbeiten lassen, und neue Schiffsführer*innen zu
finden, sei außerordentlich schwierig. „Der Arbeitsmarkt in unserer Branche
ist wie leer gefegt. Es gibt kaum Personal, das ich einstellen könnte.“
Auch die Integration in den Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN)
wäre, so Stratmann, im Sinne des Unternehmens. Auch Nelson Janßen ist von
den Vorteilen überzeugt. Denkbar sei für ihn eine jährliche Kostenzuwendung
des VBN, durch die auch Nahverkehrstickets für Bus und Bahn auf der Fähre
gültig wären, vielleicht sogar eine Anbindung des Semestertickets.
„Wenn es der Wunsch der Bremer ist, auch im Winter transportiert zu werden,
machen wir das gern“, sagt Fährbetreiber Stratmann. Nur die Finanzen
müssten dann eben stimmen.
Genau hier aber scheint, wie so oft in Verkehrsfragen, der wunde Punkt zu
liegen. Rund 400.000 Euro zusätzliche Kosten würden für Halöver durch die
Winterfahrzeiten entstehen. Für die Autor*innen der Petition ist klar:
Diese Kosten muss das Land Bremen tragen.
Die SPD äußerte sich auf Anfrage der taz dazu nicht und die CDU sagt, einer
Eingliederung der Sielwallfähre in den VBN könne die Fraktion nur nach
Prüfung der Wirtschaftlichkeit des Vorhabens zustimmen. Und die sei, das
ist auch Stratmann klar, nicht gegeben. „Winterfährverkehr ist immer teurer
als der im Sommer. Eine Masse an Mehrarbeit, angefangen bei regelmäßigen
Wartungen und Säuberungsarbeiten käme auf uns zu“, sagt er.
Finanzielle Unklarheiten rund um Fährverkehr gibt es nicht nur bei der
Sielwallfähre. Auch die „Alma“, die im Sommer die Überseestadt und das
Stadion probehalber über die Weser verband, wird vorerst wieder eingestellt
– die Strecke trägt sich selbst nicht. Genau wie bei anderen
Fährverbindungen, die eine Alternative zum Autoverkehr darstellen könnten,
ist auch hier eine Finanzierung durch das Land bislang nicht infrage
gekommen.
26 Oct 2018
## AUTOREN
Lea Schweckendiek
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