# taz.de -- Rechter Aufdruck bei C&A: Nazimode für Kinder | |
> Ein Kindershirt einer großen Modekette sieht aus wie ein beliebtes Motiv | |
> von Rechtsextremen. Wie kann so etwas passieren? | |
Bild: Nazi-Aufmarsch oder Stofflager bei C&A? | |
Berlin taz | Für 15 Euro kann man aus seinem Kind einen Nazi machen. | |
Einfach zu C&A gehen, in die Kinderabteilung zu den Sweatshirts und mit | |
einem beherzten Griff ein schwarzes aus dem Regal ziehen. [1][„Division“ | |
steht in fetter schwarzer Fraktur darauf], der Schriftzug darunter ist erst | |
weiß, dann rot. Zusammen ergibt das die Reichsflagge aus dem | |
Nationalsozialismus. Und sieht T-Shirts, die Rechtsextreme auf | |
Rockkonzerten tragen, erstaunlich ähnlich. | |
Unter Nazis ist es ein beliebtes Motiv: es gibt die Division Germania, eine | |
Rechtsrockband, die Division Franken, eine rechtsextreme Jugendorganisation | |
und auf der Website Druck18.de kann man sich sein persönliches | |
Divisions-Shirt bestellen. Division Baden, Division Sudetenland, Division | |
Mallorca. Alles in Fraktur, Reichsflagge inklusive. Getragen werden diese | |
Shirts normalerweise von Männern mit Glatzen und Frauen mit | |
Hakenkreuz-Tatoos, die auf Konzerten Lieder wie „National & Sozial“ oder | |
„Seht wer euch (ver)führt“ mitgrölen. Jetzt also auch Kinder. | |
Dass bei großen Modeketten solche Motive auftauchen, ist nicht neu. 2014 | |
gab es einen Aufschrei, als [2][bei Zara Babykleidung in KZ-Optik] | |
angeboten wurde. Bereits 2007 musste die spanische Marke eine Handtasche | |
mit Hakenkreuz-Aufdrucken aus dem Sortiment nehmen. | |
Und Anfang des Jahres bekam [3][H&M einen Shitstorm ab], weil in der | |
Werbekampagne ein schwarzer Junge auftauchte, der einen Pulli mit dem | |
Aufdruck „Coolest Monkey in the Jungle“ trug. Auf das Sweatshirt des | |
kleinen weißen Jungen daneben war „Mangrove Jungle – Survival Expert“ | |
gedruckt. Die erste Assoziation vieler Menschen in den Online-Netzwerken: | |
Reproduktion rassistischer und kolonialer Strukturen. | |
## „Wear the Change“ | |
Aber wie kann eine Modekette übersehen, dass das eigene blau-weiße T-Shirt | |
mit sechszackigem Stern auf der Brust an Häftlingsuniformen aus | |
Konzentrationslagern erinnert? Oder der schwarz-weiß-rote Pullover der | |
neuesten Nazimode entspricht? C&A äußerte sich auf Anfrage der taz zu dem | |
Sweatshirt: „Die Ähnlichkeit des Schriftzugs war uns leider nicht bewusst | |
und keinesfalls beabsichtigt. Wir entschuldigen uns ausdrücklich für diesen | |
bedauerlichen Vorfall.“ Die Firma positioniere sich „klar gegen | |
Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.“ | |
Trotzdem läuft jetzt fürs erste ein Haufen kleiner Jungen mit rechtsextrem | |
anmutenden C&A-Pullovern durch die Welt. Und egal ob das Absicht oder | |
Versehen war – für Opfer rechtsextremer Gewalt ist das belastend. Möglich | |
macht so etwas die Kombination aus Design vom Fließband und zu laxen | |
Kontrollen in der Branche, die immer wieder rassistische Aufdrucke | |
durchgehen lässt. Dass das Shirt in der „Wear the Change“-Kollektion | |
erscheint – ein Label für nachhaltig produzierte Kleidung – macht das Ganze | |
noch absurder. | |
Nach einem schockierten Tweet, der auf die Ähnlichkeit mit rechten Labels | |
aufmerksam macht, und der taz-Anfrage erklärte C&A am Freitag, man werde | |
den Pullover umgehend aus dem Onlineshop entfernen und nicht mehr | |
verkaufen. Tatsächlich tauchte das Shirt bereits am Nachmittag nicht mehr | |
im Onlinesortiment auf. Weiter hieß es: „Unsere Filialen werden im | |
Augenblick entsprechend informiert.“ | |
Und zumindest C&A will auch etwas ändern: „Wir nehmen diesen Vorfall zum | |
Anlass, unsere Design-, Schulungs- und Freigabeprozesse nochmal zu | |
überprüfen.“ Damit in Zukunft niemand mehr aus Versehen zum Nazi wird. | |
5 Oct 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/problematash/status/1047852140285313025 | |
[2] /Geschmacklose-Kinderkleidung-bei-Zara/!5034544 | |
[3] /Was-fehlt-/!5476361 | |
## AUTOREN | |
Sophie Spelsberg | |
## TAGS | |
Rechtsrock | |
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Zara | |
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