| # taz.de -- So viel Kritik muss sein: Florian Meier über „Benefiz – Jeder … | |
| Der Diaprojektor funktioniert nicht. Dabei hat Christine den ganzen Text | |
| für ihre Präsentation schon vorbereitet, inklusive aller dazugehörigen | |
| Emotionen. Manchmal betroffen, mit brüchiger Stimme und den Tränen nahe, | |
| manchmal schnippisch, weil ihr jemand ins Wort fällt, trägt sie ihre Rede | |
| vor. Hin und wieder klickt der Diaprojektor. Kein Bild erscheint. | |
| Das Bremer Tourneetheater zeigt das Stück „Benefiz – Jeder rettet einen | |
| Afrikaner“von Ingrid Lausitz, der Drehbuchautorin der erfolgreichen, | |
| humoristischen ARD-Serie „Der Tatortreiniger“. Der Plot: Fünf verschiedene | |
| Charaktere wollen eine Benefizaktion zu Gunsten einer Schule in | |
| Guinea-Bissau ausrichten. Dabei haben sie viele Meinungsverschiedenheiten | |
| und Probleme mit Fragen der Authentizität. Das Stück will sich über | |
| Benefizveranstaltungen lustig machen und trotzdem selbst eine sein: Die | |
| Schule in Guinea-Bissau gibt es wirklich. | |
| Wenn fünf Klischees aufeinander treffen kann das lustig sein. Wenn fünf | |
| weiße Personen überambitioniert versuchen, Afrika zu retten, geht das oft | |
| an die persönliche Schmerzgrenze. Glücklicherweise handelt es sich bei | |
| „Benefiz“ um eine „Schauspiel-Satire“, denn Satire darf ja bekanntlich | |
| alles. | |
| Ingrid Lausitz versucht in dem Stück, alle möglichen Formen von Rassismus | |
| aufzuzeigen. Da ist die bevormundende Ökomutti, die keine schwarzen | |
| Menschen auf ihrer Veranstaltung will – nicht dass man sie noch vorführe! | |
| Oder der Althippie, der ständig meint, es ginge um die Menschen in Afrika, | |
| gleichzeitig aber von Afrika spricht, als wäre der Kontinent nur ein großes | |
| Land. Das kann provozieren, tut es hier aber nicht. Die Figuren sind so | |
| eindimensional gezeichnet, dass man sich kaum auch nur in einer Person ein | |
| bisschen wieder erkennt. | |
| Leider findet kaum Figurenentwicklung statt, um dem Ganzen hin und wieder | |
| eine neue Humorseite abzugewinnen. Nach fünf Minuten hat man alle | |
| Figurenkonstellationen verstanden, wie in der zehnten, überflüssigen | |
| Staffel von „Friends“. So plätschern die aneinandergereihten Kalauer vor | |
| sich hin, ohne wirklich jemandem weh zu tun. | |
| Das Bremer Tourneetheater versucht, alles aus dem Stück herauszuholen. | |
| Sissi Zängerle mimt die selbstdarstellende Zicke gekonnt, nur Désirée Nick | |
| hätte sich selbst wahrscheinlich besser spielen können. Der typische | |
| Alt-68er wird von Claus Franke dargestellt. Hier erkennt man deutlich | |
| Rainer Langhans wieder. | |
| Am Ende findet man es fast schade, dass es diese Konstellation nie im | |
| Dschungelcamp gab, wo sowohl Langhans als auch Nick mal waren. Dort hätte | |
| es auf jeden Fall genug Zeit für eine Figurenentwicklung gegeben. Und | |
| selbst auf knapp zwei Stunden begrenzt gab es ja genug Reibungspotenzial | |
| zwischen den Klischees, sodass jede Person genau einmal ausrasten durfte. | |
| Und so ist das Beste an diesem Stück, dass es für einen guten Zweck | |
| gespielt wird: Alle Spenden gehen an den Verein | |
| Deutsch-Guinesische-Gesellschaft. | |
| 5. und 6. Oktober, 20 Uhr, Schwankhalle | |
| 4 Oct 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Florian Maier | |
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