# taz.de -- Wo ist die Familienmutter? | |
Das Wort fiel in einem banalen Zusammenhang, einem, den man „klassisch“ | |
nennen könnte: In der Redaktion redete einer vom Sommer. Vom Urlaub, vom | |
Stau, von den Kindern, der Enge und Hitze im Auto – und dann vom genervten | |
„Familienvater“. | |
Den Familienvater, haben wir da überlegt, müssen eklatante Wesensmerkmale | |
vom einfachen „Vater“ unterscheiden. Sonst hätte man ihn nicht zum | |
Pleonasmus gemacht, einer Stilfigur wie dem „weißen Schimmel“. | |
Ob der Familienvater ein Mann ist, der gechillt am Strand mit seinem Kind | |
liegt, haben wir uns gefragt. Der Supermarkttüten trägt, Töchter auf seinen | |
Schultern; mit den Söhnen Basketballkörbe über der Garage wirft. Eine Art | |
amerikanischer Vorstadt-Daddy – während der Vater bloß schlichter Erzeuger | |
bleibt. Seine Verantwortung scheut, Typ „Ich hau noch mal mit der | |
Zwanzigjährigen im Cabrio ab“. | |
Schade, dachten wir jedenfalls, wie immer noch betont wird, dass zu einem | |
Vater oft eine Familie gehört. Und dass sich Sprache ja zum Glück | |
verändert. Sollte der „Familienvater“ irgendwann aus dem Duden gestrichen | |
werden, würde sich die Redaktion erstens freuen und zweitens vorschlagen, | |
die „Familienmutter“ gleich mit zu streichen, die dort auch steht – ein | |
Begriff, den niemand nutzt. Oder haben Sie schon mal von einer | |
„Familienmutter von zwei Kindern“ gehört? | |
Dann doch eher von der „Rabenmutter“. | |
Annabelle Seubert | |
21 Jul 2018 | |
## AUTOREN | |
Annabelle Seubert | |
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