# taz.de -- Rosa-Parks-Haus wird verkauft: Ein Stapel Holz für drei Millionen | |
> Das Haus der Bürgerrechtsaktivistin Rosa Parks, 2017 vom Künstler Ryan | |
> Mendoza in Berlin ausgestellt, wird nun in den USA versteigert. | |
Bild: Ryan Mendoza 2017 in Berlin vor dem Haus | |
Berlin taz | Nun ist tatsächlich alles ganz genau so gekommen, wie sich der | |
Berliner Künstler Ryan Mendoza das ausgerechnet hatte. Das Haus der | |
amerikanischen Bürgerrechtlerin Rosa Parks, das in den USA damals keiner | |
haben wollte und das er deshalb im Herbst 2016 für ein Jahr nach Berlin | |
holte und dann zurück verschiffen durfte, wird Ende Juli in New York | |
versteigert. Es könne zwei bis drei Millionen Dollar einbringen, teilte das | |
Auktionshaus Guernsey’s am Donnerstag mit. | |
Ryan Mendoza hat mit seiner Aktion einen vernachlässigten Stapel Holz mit | |
Bedeutung aufgeladen, mit Wert. Mendozas tiefe Zufriedenheit, sein Stolz | |
über den Hergang der Dinge sind am Telefon kaum zu überhören. | |
Die Geschichte beginnt im Jahr 1955 in den Vereinigten Staaten. Die | |
schwarze Näherin Rosa Parks, damals 42 Jahre alt, weigert sich, im Bus für | |
einen weißen Mann aufzustehen, und wird deshalb verhaftet. Das löst den | |
Busboykott von Montgomery aus, der als Anfang der Schwarzen | |
Bürgerrechtsbewegung gilt. Zwei Jahre später flüchtet Rosa Parks mit ihrem | |
Mann aus dem rassistischen Süden nach Detroit, ins Haus ihres Bruders und | |
dessen 13 Kindern. | |
61 Jahre später bekommt Ryan Mendoza einen Anruf von einem dieser Kinder, | |
von Rosa Parks’ Nichte Rhea McCauley. Detroit wolle das Haus abreißen | |
lassen, erzählt sie. Für 500 Dollar hat sie es der Stadt abgekauft, jetzt | |
weiß sie nicht weiter. Mendoza versucht, das Haus zu retten, schreibt an | |
den Bürgermeister von Detroit, ans Weiße Haus. Niemand will es haben. | |
## Da, wo es hingehört | |
Also beschließt Mendoza, das Haus mit eigenen Mitteln in Detroit abzubauen | |
und über den Atlantik nach Deutschland zu verschiffen. Im Oktober 2016 | |
gießt er im Garten seines Wohn- und Atelierhauses in Wedding das Fundament | |
für Rosa Parks’ Haus. Es wird Winter, Donald Trump wird US-Präsident. Es | |
wird Frühling, Trump ist immer noch Präsident, Mendoza zeigt das Haus den | |
BerlinerInnen. Im Winter 2017 bekommt er eine Anfrage der Brown University | |
in Provindence, Rhode Island: Sie will das Haus ausstellen. Mendoza | |
beginnt, es wieder abzubauen. Vielleicht, hofft er, hat sein Projekt dazu | |
beigetragen, in den USA endlich eine Diskussion in Gang zu setzen, die | |
dringender fehlt denn je. Er nimmt an, dass das Haus nicht zurückkommen | |
wird nach Berlin. | |
Auf die Frage, was er getan hätte, wenn er in Berlin gefragt worden wäre, | |
ob er es verkauft, muss Ryan Mendoza erst einmal einen Moment lang | |
nachdenken. „Rhea McCauley hätte das gefallen“, sagt er. „Und ich bin ja | |
nur ein winziges Rädchen im Getriebe“, fügt er an. Eine Stadt, die gerade | |
darüber nachdenkt, im Zentrum ein ganzes Humboldt Forum auch mit kolonialer | |
Beutekunst zu füllen, die endlich ernsthaft über die Umbenennung von | |
Straßen diskutiert, die noch immer nach deutschen Kolonialherren benannt | |
sind – es hätte ihr gut zu Gesicht gestanden. | |
Andererseits: Es ist natürlich auch gut so, wie es ist. Das „Haus ohne | |
Zuhause“, wie Mendoza es nannte, ist wieder da, wo es hingehört – weil es | |
dort viel mehr bewirkt. Und: Es wird spannend, wer es am Tag der Auktion, | |
am 26. Juli, kaufen wird. | |
13 Jul 2018 | |
## AUTOREN | |
Susanne Messmer | |
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