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# taz.de -- „Am schlimmsten ist die Einsamkeit“
Bild: Ali Mohammed, 25, kommt aus Ghana und ist über Italien nach Hamburg gefl…
Ich lebe erst seit vier Monaten in Hamburg, den langen Kampf ums
Bleiberecht kenne ich vor allem aus Erzählungen der anderen. Gerade bin ich
einfach nur froh, irgendwo angekommen zu sein. Ich komme aus Ghana, habe
die letzten Jahre aber in Libyen verbracht und dort in verschiedenen
Gelegenheitsjobs gearbeitet.
Weil die Stimmung im Land gegenüber schwarzen Einwanderern immer schlechter
wurde und die politische Lage immer gefährlicher, bin ich übers Meer nach
Italien gereist. Dort habe ich sechs Monate gelebt, mal in einer
Unterkunft, mal auf der Straße.
Mein eigentlicher Traum war aber schon immer ein Leben in Deutschland. Ich
hatte gar keine genauen Bilder vom Land im Kopf, ich wusste nur, dass es
hier sicher sein soll, dass die Menschen sehr hilfsbereit wären. Und dass
ich hier eine Zukunft haben könnte, eine Chance. Und so bin ich mit dem Zug
nach München gereist, wurde dort registriert, später in einer Unterkunft in
Bamberg untergebracht.
Ich bekam eine Duldung, die nach ein paar Monaten wieder auslief. Als ich
nach Italien abgeschoben werden sollte, hatte ich Panik. Ich habe mich
allein auf den Weg nach Hamburg gemacht, wollte einfach nur möglichst weit
in den Norden. Außerdem hatte ich gehört, dass es hier rund um die
Lampedusa-Gruppe viele Unterstützer gebe.
Und heute? Hamburg, das ist für mich das Infozelt, die Stadt kenne ich
kaum. Hier gibt es Essen und Schlafplätze, vor allem aber Orientierung und
wenigstens ein bisschen Sicherheit. Bequem ist mein Leben sicher nicht, ich
schlage mich so durch. Am schlimmsten ist die Einsamkeit. Hier sind zwar
immer Leute um mich herum, auch solche, denen ich vertraue. Trotzdem fühle
ich mich oft allein, Freunde habe ich nicht gefunden.
Ich habe keine Ahnung, wie es weitergeht. Doch die Hoffnung gebe ich sicher
nicht auf. Ich bin künstlerisch veranlagt und würde gern als Modedesigner
arbeiten. Natürlich geht das nicht einfach so, erst mal muss ich Deutsch
lernen. Ein paar Helfer haben mir ein Übungsheft besorgt, damit ich das
deutsche Alphabet lernen kann, außerdem ein paar erste Sätze: „Ja“, „Ne…
„Wie geht es dir?“ und so.
Noch tue ich mich aber ziemlich schwer damit, auch, weil ich hier so selten
mit anderen Deutsch reden kann.
30 Jun 2018
## AUTOREN
Annika Lasarzik
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