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# taz.de -- Protestparty gegen Morrissey: Manchester missfällt Mozzas Mäkelei
> Der Ex-The-Smiths-Sänger hat seine Fans mit rassistischen Tiraden
> enttäuscht. Die haben sich für sein Konzert in Manchester was Spezielles
> ausgedacht.
Bild: Irgendwie kommt er in Manchester bei einigen nicht mehr so gut an – Mor…
Morrissey hat viele Fans – vor allem aber hat er viele von ihm enttäusche
Fans. Die lieben eigentlich sein musikalisches Schaffen, verübeln ihm aber
seine politischen Äußerungen, die seit Jahren einen rassistischen und
rechtsextremen Drall aufweisen.
Erst Anfang Juni kritisierte der ehemalige Sänger der legendären
Achtziger-Jahre-Band The Smiths ([1][„Meat is Murder“], [2][„This Charming
Man“]) [3][die „schockierende Behandlung“ Tommy Robinsons], des Führers …
rechtsextremen English Defence League. Robinson war da gerade zu 13 Monaten
Haft verurteilt worden – wegen Störung des öffentlichen Friedens. Er hatte
unerlaubt in einem Gerichtssaal Filmaufnahmen gemacht. Morrissey
wiederholte bei der Gelegenheit zudem seine Sympathiebekundung für die
Partei For Britain der rechtsextremen Politikerin Anne Marie Waters, einer
ehemaligen, erfolglosen Anwärterin auf das Amt des Ukip-Parteichefs.
Morrisseys immer stärker zutage tretende Sympathie für Politiker des
rechten Spektrums korreliert mit den unverhohlen rassistischen Ansichten,
die er in regelmäßigen Abständen in die Öffentlichkeit posaunt. Erst im
April hatte er behauptet, [4][dass Halal-Metzger eine Zertifikation
benötigten], „die ihnen nur Unterstützer von Isis geben können“. Obwohl
Morrissey schon Chinesen als „Untermenschen“ titulierte und insgesamt die
britische Identität durch Immigration gefährdet sieht, streitet er selbst
vehement ab, ein Rasssist zu sein.
In seiner Heimatstadt Manchester wollen ihm nun die enttäuschten Fans
dieses Verhalten nicht mehr unkommentiert durchgehen lassen. Sie planen,
dort eine antirassistische Party zu feiern – genau dann, wenn „Mozza“ ein
Konzert geben wird. Damit wollen sie öffentlich vor allem gegen Morrisseys
Unterstützung für Tommy Robinson protestieren.
Der Entertainer wird am 7. und 8. Juli in der Castlefield Bowl, einer
Freiluftarena, auftreten. Nur wenige hundert Meter davon entfernt steigt am
8. Juli die Protestparty in der Revolution Bar, unter dem Titel „One Nation
Under A Groove“. Sie soll bis Mitternacht andauern. Der Eintritt wird
kostenlos sein und die Organisatoren erklärten, auch
Noch-Nicht-Enttäuschte-Morrissey-Fans seien in der Revolution Bar vor oder
nach dem Konzert ihres Idols herzlich willkommen.
## Ex-Haçienda-DJ Dave Haslam in Aktion
Hinter dieser Veranstaltung steht niemand Geringeres als Dave Haslam. Er
war einer bekanntesten Residence-DJs des Clubs The Haçienda. Der Club galt
als Hochburg von Acid-House und Rave Music in den späten achtziger und
frühen neunziger Jahren.
„Manchester ist unsere Heimat. Es ist eine Stadt, die dank Immigration
großgeworden ist, eine Stadt mit einem großartigen Erbe an großen Bands und
tollen Clubs“, [5][sagte Haslam der Presse]. „Musik bringt die Menschen
zusammen. Fremde werden Brüder und Schwestern. All diese Positivität
verbreitet sich in der Stadt und darüberhinaus.“ Morrissey dagegen, so
Haslam, habe „seit 30 Jahren nicht mehr in der Stadt gelebt. Er residiert
im Steuerexil im Ausland und hat sich nun den diversen rechten Politikern,
Steuerflüchtlingen, der Boulevardpresse und den medialen Hassschleudern
angeschlossen, die versuchen, unser Gemeinwesen zu spalten.“
Gegen Morrisseys Auslassungen ließe sich eine Menge einwenden, betont
Haslam. Er habe aber entschieden, gegen den Hass eine Gratisparty zu
schmeißen. Mehr als ein Dutzend prominenter DJs Reggae, Funk, Soul und
Disco werden auflegen. Spenden sollen an die Organisation Love Music Hate
Racism gehen.
Dass Morrissey an den Ort, an dem seine Karriere begann, womöglich als
verlorener, aber nicht besonders willkommener Sohn zurückkehrt,
illustrieren auch Äußerungen seines einst engsten Musikerkollegen aus
Anfangstagen. Johnny Marr, führerer Smiths-Gitarrist und eingefleischter
Mancunian, erklärte [6][in einer Sendung im britischen TV-Kanal Channel 4]
am Montag: „Ich verspüre keinerlei Notwendigkeit jemandem beizustehen, mit
dessen Aussagen ich nicht übereinstimme.“
In den vergangenen Jahren geisterte immer wieder das Gerücht von einer
Reunion der 1987 aufgelösten Band The Smiths durch die Medien. Nach den
jüngsten Sticheleien Marrs ist wohl endgültig klar, dass mit einer
Wiedervereinigung der Originalbesetzung in Zukunft nicht mehr zu rechnen
ist. Fragt sich nur, wer von den beiden ehemaligen Smiths-Masterminds am
Ende bei der antirassistischen Gratisparty als Überraschungsgast auftauchen
könnte: Marr aus Solidarität mit den Veranstaltern oder Morrissey, weil er
noch für jede Provokation zu haben ist.
28 Jun 2018
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=LG3h80g8NhU
[2] https://www.youtube.com/watch?v=cJRP3LRcUFg
[3] https://www.independent.co.uk/arts-entertainment/music/morrissey-tommy-robi…
[4] https://www.theguardian.com/music/2018/apr/17/morrissey-denounces-halal-mea…
[5] https://www.manchestereveningnews.co.uk/whats-on/music-nightlife-news/dave-…
[6] http://www.nme.com/news/music/johnny-marr-says-doesnt-feel-need-stick-morri…
## AUTOREN
Oliver Pohlisch
## TAGS
Morrissey
Manchester
Schwerpunkt Rassismus
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