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# taz.de -- Pressefreiheit in der Türkei: Fotograf verurteilt
> Der taz-Stipendiat Uygar Önder Şimşek wurde aufgrund seiner Fotos zu
> zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Ihm wird Terrorpropaganda
> vorgeworfen.
Bild: Şimşek war drei Monate taz-Stipendiat in Berlin
Der Fotograf Uygar Önder Şimşek wurde am Dienstag von einem Strafgericht im
westtürkischen Bursa zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Ihm wird
vorgeworfen, in sozialen Medien mit seinen Fotos Terrorpropaganda
verbreitet zu haben.
Der 31-Jährige war am 3. Februar 2018 bei einem Zwischenstopp auf dem Flug
von Berlin nach Beirut am Flughafen in Istanbul festgenommen und nach Bursa
gebracht worden. Dort war er zu den Fotos befragt worden, die er für
internationale Medien in Kriegsgebieten aufgenommen hatte. Nach drei Tagen
wurde Şimşek unter Sicherheitsauflagen freigelassen. Er durfte die Türkei
aber nicht verlassen und musste sich einmal pro Woche bei der Polizei
melden. Die Anklage blieb bestehen.
Şimşek stritt die Vorwürfe vehement ab, wie sein Anwalt mitteilte. Er habe
die Fotos aus beruflichen Gründen aufgenommen. Sie seien nicht als
Terrorpropaganda zu bewerten. „Das ist meine Arbeit. Ich mache diese Fotos
im Auftrag von Medienunternehmen. Ich habe sie geteilt, um meine Arbeit zu
bewerben, nicht um Terrorpropaganda zu betreiben,“ sagte Şimşek. „In der
Türkei wird die Pressefreiheit durch Terrorvorwürfe beschnitten.“
## Journalismus ist kein Verbrechen
„Einem Fotografen wegen seiner Bilder aus Kriegs- und Krisengebieten
Propaganda für terroristische Organisationen vorzuwerfen, ist absurd“,
sagte der Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen, Christian Mihr. „Die
Justiz muss dieses Urteil ebenso aufheben wie das Ausreiseverbot, denn
Şimşek ist darauf angewiesen, ins Ausland zu reisen, um seinen
Lebensunterhalt zu verdienen.“
Der Fotograf war bis Ende Januar drei Monate Gast der taz-Panter Stiftung
und von Reporter ohne Grenzen in Berlin. In dem Auszeitprogramm bekommen
Journalisten aus aller Welt die Gelegenheit, sich zu erholen. Die
Stipendiaten sind Reporter oder Fotografen, die aus Kriegs- und
Krisengebieten berichten oder die in Ländern arbeiten, in denen Polizei,
Geheimdienste oder Rebellengruppen starken Druck auf Journalisten ausüben.
Uygar Önder Şimşek legte Widerspruch gegen das Urteil ein. „Journalismus
wurde als Verbrechen ausgelegt. Weder mein Anwalt noch ich haben dieses
Urteil erwartet. Wir dachten, dass ich freigesprochen werde oder dass das
Urteil ausgesetzt wird“, kommentierte er das Urteil. Der Fotograf bleibt
zwar bis zur Entscheidung im Berufungsverfahren auf freiem Fuß, darf die
Türkei aber nicht verlassen. Wann das Gericht die Entscheidung fällen wird,
ist bislang unklar.
20 Jun 2018
## AUTOREN
taz.gazete
## TAGS
taz.gazete
Schwerpunkt Türkei
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