# taz.de -- VomGlück,eineuntermArmzutragen | |
Bild: Foto: getty images | |
Schreib was über das Glück, eine Wassermelone zu tragen, sagen die | |
Kollegen. Über ihre feste Schale, an der die Finger abrutschen. Über die | |
Art, wie das Messer durchs rote Fruchtfleisch gleitet; ein Fest der Farben, | |
dieser saubere Schnitt. | |
Schreib über die seltsame Konsistenz im Mund: Essen, das kracht und | |
zerfällt. Einfach zu Wasser wird. Dass es für jenes Obst, das ein | |
Kürbisgewächs ist und damit eigentlich Gemüse, nur eine Jahreszeit gibt – | |
die beste. | |
Die, in der es heiß wird. Wie es oh, so hot war, als Patrick Swayze mit bis | |
zur Taille geöffnetem Hemd und Schweiß um den Adamsapfel in „Dirty Dancing�… | |
zum ersten Mal sein Baby antanzte, dem nichts anderes zu sagen blieb als: | |
„Ich habe eine Wassermelone getragen.“ Wie Babys Blick danach zu Boden geht | |
– schüchtern, sich selbst verfluchend. Was habe ich eben gesagt? | |
Egal, es war der Beginn von etwas Großem. Etwas Wildem, Körperlichem. | |
„Hungry Eyes“. Ihre Haut triefte wie ein Stück Melone. | |
Worauf also warten? | |
„Wollen Sie die wirklich?“, fragt die Verkäuferin an der Kasse, vor ihr | |
liegt die Melone auf dem Band. Äh – ja. „Ist aber teuer. 2,29 Euro das | |
Kilo. Und das sind mindestens sechs.“ Stimmt. Ja. „Ich muss die wiegen. | |
Soll ich jetzt sechs Kilo auf die Waage wuchten?“ Bitte. Ja. | |
Dann liegt die 15-Euro-Melone in den Armen wie ein schwerer Stein. | |
Unhandlich. Unübersehbar. Ein dicker Volleyball. Es ist Juni, eine trägt | |
eine Wassermelone durch Kreuzberg und merkt dabei, wie glücklich das macht. | |
Annabelle Seubert | |
9 Jun 2018 | |
## AUTOREN | |
Annabelle Seubert | |
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