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# taz.de -- Neue Mailadressen mit .berlin-Endung: Digitale Faultiere wie wir
> Künftig können alle BerlinerInnen eine Mailadresse mit .berlin-Endung
> kaufen. Eine Idee, die man leider nicht braucht.
Bild: Nach dem @-Zeichen geht's weiter, aber wie?
Mit E-Mailadressen ist es so ähnlich wie mit Telefonnummern und den drei
bis fünf Passwörtern für die drei bis fünf Onlineshops, in denen man so
unterwegs ist: Man wechselt nur äußerst ungern, denn dann muss man sich ja
erst wieder mühsam neue Buchstaben und Zahlenkombinationen ins Hirn
stopfen. Die Firma dotBerlin hofft trotzdem, dass ganz viele BerlinerInnen
haben wollen, was sie nun feilbieten: Mailadressen mit .berlin-Endung.
Künftig können sich alle, die hier in der Stadt mit einem Wohnsitz gemeldet
sind – eine Firmensprecherin beteuert, man prüfe das nach –, mittels eines
digitalen Postfachs zu dieser Stadt bekennen. Es gibt eine Gratis-Variante,
die auf @mail.berlin endet. Für 3,99 Euro im Monat darf man sich eine
andere Endung wie @vip.berlin aussuchen. Und für 5,99 Euro im Monat kriegt
man fünf Mailadressen gleichzeitig. Ist das nicht toll?
Nun wage ich, als potenzielle Zielgruppe von dotBerlin, zu behaupten: Das
ist mal wirklich eine Idee, auf die das Internet nicht gewartet hat. Und
zwar, weil es offenbar sehr viele Leute gibt, die genauso digitale
Faultiere sind wie ich. Wir pfeifen auf „digitale Alleinstellungsmerkmale“
(O-Ton dot.Berlin), weil: siehe oben. Man muss sich ja sonst schon viel zu
viel merken.
DotBerlin weiß das eigentlich. Zur Erinnerung: Das ist die Firma, die sich
zehn Jahre lang dafür eingesetzt hatte, dass Domains nicht unbedingt auf
.de, .com oder .org enden müssen. Ab 2011 gab die ICANN, eine Art
Internetbehörde in den USA, die das Geschäft mit den Domainendungen
koordiniert, tatsächlich nach und nach den Markt frei, zum Beispiel für
Städtenamen. Seit 2013 gibt es .berlin.
## „Zäher Aufwärtstrend“
Aber leider kann es auch coolen Ideen passieren, dass man sie nicht
unbedingt braucht. Auf ihrer Homepage wirbt die Firma mit ein paar
prominenten Beispielen, viel mehr gibt es allerdings auch nicht: Hinter
palast.berlin steckt der Auftritt des Friedrichstadtpalasts, das
Naturkundemuseum hat auch eine .berlin-Domain. Gut, der Müggelturm steht
auch in .berlin.
Insgesamt 56.000 .berlin-Endungen sind laut dotBerlin derzeit im Internet
unterwegs, Tendenz: „ein zäher Aufwärtstrend“, sagt die Sprecherin. Mit
anderen Worten: So richtig gefunzt hat die Idee nicht.
Nun habe man immer öfter die Rückmeldung erhalten, dass die Idee mit der
.berlin-Endung ja eigentlich ganz nett sei, sagt die Firmensprecherin.
„Aber nicht jeder braucht eben eine eigene Homepage.“ Deshalb jetzt die
Idee mit den Mailadressen, die hat schließlich jeder. Genau.
Und weil Mails an mich auch weiterhin ankommen sollen, belasse ich es bei
meiner alten Adresse und hoffe, dass mein Adressbuch ähnlich denkt.
1 Jun 2018
## AUTOREN
Anna Klöpper
## TAGS
Internet
Mail
Digitalisierung
Google
ICANN
Internet
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