# taz.de -- Neuer Integrationsversuch | |
> Die Arbeitslosenquote sinkt im Mai auf einen neuen Tiefststand. Trotzdem | |
> bleiben viele außen vor. Die Bundesregierung plant ein Programm, das sich | |
> explizit an Langzeitarbeitslose richtet | |
Die Bundesagentur für Arbeit freut sich derzeit über niedrige | |
Arbeitslosenzahlen. Im Mai 2018 seien 2,3 Millionen Menschen arbeitslos | |
gewesen; das ergibt eine Arbeitslosenquote von 5,1 Prozent. Tatsächlich ist | |
derzeit jedoch eine knappe Million mehr Menschen ohne Arbeit. Denn wer von | |
den Arbeitslosen etwa kurzzeitig krank ist oder an einer Maßnahme der | |
Jobcenter teilnimmt, wird von der Arbeitsagentur nicht mehr in die | |
Statistik als arbeitslos aufgenommen. | |
Will man wissen, wie viele Menschen „arbeitslos“ im alltäglichen Sinne des | |
Wortes sind, muss man daher die Daten zur „Unterbeschäftigung“ zurate | |
ziehen. Unterbeschäftigt waren im Mai in Deutschland 3,2 Millionen | |
Menschen, was eine Quote von 7,1 Prozent ergibt. | |
Dennoch ist die Konjunktur am Arbeitsmarkt gut. Die Zahl der Arbeitslosen | |
und Unterbeschäftigten in Deutschland ist in den letzten Jahren gesunken. | |
Im Jahr 2012 etwa lag die Quote der Unterbeschäftigung im | |
Jahresdurchschnitt noch bei 9,1 Prozent. | |
An der Zahl der Langzeitarbeitslosen änderte die gute Konjunktur jedoch | |
verhältnismäßig wenig (siehe Grafik). Etwas mehr als 830.000 Personen sind | |
in Deutschland schon länger als ein Jahr ohne Job und gelten damit als | |
langzeitarbeitslos. Vor einem Jahr waren es 900.000. | |
Wie lange genau diese Menschen schon ohne feste Arbeit sind, ist der | |
Statistik allerdings nicht zu entnehmen, weil die Dauer der | |
Arbeitslosigkeit zu verschiedenen Gelegenheiten wieder von null gezählt | |
wird. Das geschieht immer dann, wenn jemand an einer | |
„arbeitsmarktpolitischen Maßnahme“ wie einer Umschulung oder einem | |
1-Euro-Job teilgenommen hat. Wie groß die Gruppe von Menschen ist, die auch | |
nach vielen Jahren und trotz bisheriger Maßnahmen nicht wieder auf dem | |
Arbeitsmarkt Fuß fassen können, ist also nicht genau bekannt. | |
Für genau diese Langzeitarbeitslosen mit schweren Vermittlungshemmnissen | |
will die Bundesregierung nun jedoch ein neues Instrument zur Eingliederung | |
in den Arbeitsmarkt entwickeln. Dieses stellte Arbeitsminister Hubertus | |
Heil (SPD) gestern in Berlin vor. Auf einem sogenannten sozialen | |
Bundesarbeitsmarkt sollen bis zu 150.000 Jobs für Arbeitslose entstehen, | |
die schon länger als sechs Jahre Hartz IV beziehen und während dieser Zeit | |
allenfalls kurz erwerbstätig waren. | |
Die Stellen können bei privaten Arbeitgebern oder bei gemeinnützigen | |
Trägern und kommunalen Einrichtungen entstehen und sollen über fünf Jahre | |
mit staatlichen Lohnzuschüssen gefördert werden. Die Förderung kann im | |
ersten Jahr bis zu 100 Prozent des Lohns betragen. Gezahlt werden soll der | |
Mindestlohn. | |
„Beim neuen Regelinstrument im SGB II ‚Teilhabe am Arbeitsmarkt‘ geht es … | |
echte, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze mit längerfristiger | |
Perspektive“, äußerte sich Heil unlängst. Die Bundesregierung hofft, dass | |
die Angestellten nach Ende der Förderung vom Arbeitgeber übernommen werden. | |
Das Ziel sei die langfristige Integration in den ersten Arbeitsmarkt, | |
betonte Heil. | |
Das Budget für diese Maßnahmen soll im Zeitraum von 2018 bis 2021 4 | |
Milliarden Euro betragen. Außerdem sollen durch die Beschäftigungsmaßnahmen | |
eingesparte Hartz-IV-Gelder für die Zuschüsse verwendet werden können, im | |
sogenannten Passiv-Aktiv-Transfer. | |
Heil will das entsprechende Gesetz noch vor der Sommerpause vorlegen. Die | |
ersten geförderten Jobs könnten dann ab Januar 2019 entstehen. | |
Barbara Dribbusch, Hannah Bley | |
31 May 2018 | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
Hannah Bley | |
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