# taz.de -- Vor den Wahlen in der Türkei: Opposition bildet Parteienallianz | |
> Die sonst gespaltene türkische Opposition rauft sich zusammen: Wenige | |
> Wochen vor den Wahlen bildet sie ein Bündnis gegen Erdogans AKP. | |
Bild: Wahlkampf in der Türkei: CHP-Kandidat Muharrem Ince (auf dem Bus) am Fre… | |
Istanbul dpa | Sieben Wochen vor den Präsidenten- und Parlamentswahlen in | |
der Türkei haben vier Oppositionsparteien ein Wahlbündnis besiegelt, um die | |
regierende AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan herauszufordern. Die | |
Allianz sei ein Schritt hin zum „größtmöglichen Konsens“, sagte der | |
Sprecher der größten Oppositionspartei CHP, Bülent Tezcan, am Samstag. | |
Zugleich kritisierte die Opposition die Wahlkampfbedingungen. | |
Während Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan am 20. Mai in Bosnien- Herzegowina | |
auftreten will, entzogen die türkischen Behörden dem Chef der | |
pro-kurdischen Oppositionspartei HDP, Sezai Temelli, den Pass. Damit könne | |
er nicht ausreisen, teilte Temelli am Samstag auf Twitter mit. | |
CHP-Präsidentenkandidat Muharrem Ince forderte unterdessen die Freilassung | |
des inhaftierten HDP-Präsidentenkandidaten, um eine demokratische Wahl zu | |
gewährleisten. „Haltet Selahattin Demirtas nicht im Gefängnis fest“, sagte | |
er. | |
Die Parlaments- und Präsidentenwahlen werden am 24. Juni gleichzeitig | |
abgehalten. Die islamisch-konservative AKP war bereits vor Wochen ein | |
Wahlbündnis mit der ultranationalistischen MHP eingegangen. Im März hatten | |
sie das Wahlgesetz geändert, um ein solches Bündnis zu ermöglichen. Mit dem | |
neuen Gesetz gilt die Zehn-Prozent-Hürde nicht für die einzelne Partei, | |
sondern für das Bündnis insgesamt. Damit kann etwa die MHP, die auch | |
Erdogans Präsidentschaftskandidatur unterstützt, die Zehn-Prozent-Hürde | |
umgehen. | |
Die CHP schloss das „Volksallianz“ genannte Bündnis mit der | |
[1][nationalkonservativen Iyi-Partei] der ehemaligen Innenministerin Meral | |
Aksener, der islamistischen Saadet-Partei und der konservativen | |
Demokratischen Partei. Die Parteien stellen jedoch jeweils eigene | |
Kandidaten zur Präsidentenwahl auf. | |
CHP-Sprecher Tezcan sagte, die Gruppe habe sich auf wichtige Prinzipien | |
geeinigt. Dazu gehörten die Wiederherstellung der vollen Rede- und | |
Pressefreiheit. Auch solle die Justiz unabhängiger von der Regierung | |
werden. Amtsinhaber Erdogan kritisierte die Oppositionsallianz und sagte, | |
es fehle ihr an Prinzipien. | |
## Opposition kritisiert TV-Sender | |
CHP-Kandidat Ince begann seinen Wahlkampfauftakt am Samstag in seinem | |
Wahlkreis, dem westtürkischen Yalova. Wichtige Nachrichtensender wie CNN | |
Türk und NTV, sowie der Staatssender TRT übertrugen die Veranstaltung | |
nicht. Ince kritisierte vor allem den Sender TRT und sagte, er habe die | |
Pflicht, auch über die Opposition zu berichten. | |
Um Erdogans Wahlkampfauftritt am 20. Mai in Bosnien-Herzegowina gibt es | |
unterdessen Streit. Weder das Außenministerium noch das Staatspräsidium | |
seien über die Veranstaltung unterrichtet worden, berichteten die Medien | |
des Balkanlands am Samstag. Es handele sich möglicherweise um eine private | |
Einladung des muslimischen Spitzenpolitikers Bakir Izetbegovic, der ein | |
sehr enges Verhältnis zu Erdogan hat. | |
Der Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, Michael Roth, sprach sich | |
vor seinem Türkei-Besuch unterdessen für eine engere Zusammenarbeit mit | |
Ankara aus. Nach Angaben des AA wird Roth bei seinem Besuch von Sonntag bis | |
Dienstag unter anderem seinen türkischen Kollegen, Europa-Minister Ömer | |
Çelik, sowie Vertreter der Opposition und der Zivilgesellschaft treffen. | |
6 May 2018 | |
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