# taz.de -- Das Mea culpa des Mark Zuckerberg im US-Kongress | |
> Der Facebook-Gründer stellt sich Fragen von 42 Senatoren zum | |
> Datenskandal. Er räumt ein, Fehler gemacht und 2016 Russlands | |
> „Informationsoperation“ im US-Wahlkampf zu spät erkannt zu haben | |
Bild: Mark Zuckerberg während einer Befragung über den Datenskandal bei Faceb… | |
Aus Washington Frank Herrmann | |
Mark Zuckerberg trägt Krawatte und Jackett. Er sitzt in einem Ledersessel, | |
bereit, sich in einer Marathonsitzung des Rechts- und des | |
Handelsausschusses von 42 Senatoren befragen zu lassen. Fünf Stunden wird | |
die Anhörung dauern, es ist ein Ausflug auf fremdes Terrain, denn | |
Zuckerberg fliegt nicht gern nach Washington. Waren in der Hauptstadt die | |
eigenen Interessen zu vertreten, überließ er das gern seiner rechten Hand | |
Sheryl Sandberg, die Stabschefin beim ehemaligen Finanzminister Larry | |
Summers war. Er selber dachte nicht daran, Kalifornien für einen Auftritt | |
im Parlament zu verlassen. | |
Was ein Datenskandal doch für einen Unterschied macht! Reue an den Tag | |
legen, geduldig antworten, Besserung geloben und dabei allzu konkrete | |
Zugeständnisse vermeiden – so ließe sich Zuckerbergs Verteidigungsstrategie | |
vielleicht zusammenfassen. „Wir haben unsere Verantwortung nicht breit | |
genug gesehen, und das war ein großer Fehler“, liest er aus einer Erklärung | |
vor. „Es war mein Fehler, und es tut mir leid. Ich habe Facebook gegründet, | |
ich betreibe es, ich bin verantwortlich für das, was hier geschieht.“ | |
Allerdings seien Pannen fast unvermeidlich, wenn man ein Unternehmen in | |
einem Internatszimmer gründe und es bis zur heutigen Größe ausbaue, bittet | |
er um Verständnis. | |
Das Mea culpa eines noch unlängst gefeierten Genies, manche stimmt die Pose | |
tatsächlich milde, andere nehmen sie dem Protagonisten schlicht nicht ab. | |
Ausgelöst wurde die Krise durch den Skandal um das Abschöpfen der Daten von | |
bis zu 87 Millionen Facebook-Nutzern durch die Politikberatungsfirma | |
Cambridge Analytica (CA), die dann unerlaubt für die Kampagne Donald Trumps | |
genutzt wurden. Im Kongress ist es denn auch die Opposition, die am | |
schärfsten Kritik übt. | |
Man habe solche Kniefall-Tourneen schon früher erlebt, „aber ich sehe | |
nicht, wie Sie ihr Geschäftsmodell ändern, solange nicht andere | |
Straßenverkehrsregeln gelten“, sagt Richard Blumenthal, ein Demokrat aus | |
Connecticut. „Ihr Geschäftsmodell besteht darin, den Profit über die | |
Privatsphäre zu stellen.“ Er sei keineswegs sicher, schiebt der Senator | |
hinterher, ob vage Zusicherungen konkretes Handeln zur Folge hätten. | |
Pointiert stellt er infrage, was Zuckerberg zu seiner Entlastung in der | |
Causa CA vorgebracht hatte. Er habe der Firma ebenso wie dem | |
Cambridge-Professor Aleksandr Kogan geglaubt, als beide Seiten beteuerten, | |
sämtliche via Facebook beschaffte Datensätze gelöscht zu haben, hatte er | |
erklärt. Blumenthal kontert, indem er aus einer Vereinbarung mit Kogan | |
zitiert. Demnach hat Facebook dem Erfinder des später zum Datenfischen | |
missbrauchten Persönlichkeitstests ausdrücklich gestattet, Daten zu | |
verkaufen und zu archivieren. | |
Richard Durbin, ein Demokrat aus Illinois, fragt Zuckerberg, ob er dem | |
Publikum verrate, in welchem Hotel er die letzte Nacht verbracht habe. Ob | |
er mit persönlichen Informationen genauso verfahre, wie Facebook es seinen | |
Nutzern zumute. Die Antwort ist ein Nein, was Durbin die erhoffte | |
Steilvorlage liefert. „Das ist, worum es geht. Es geht um Ihr Recht auf | |
Privates.“ Aber auch in den republikanischen Reihen mangelt es nicht an | |
Politikern, die das Rampenlicht nutzen, um sich zu profilieren. | |
Lindsey Graham, ein Parlamentsveteran aus South Carolina, kommt mit einem | |
Vergleich aus der Autowelt. Wer sich über seinen Ford ärgere, kaufe sich | |
eben einen Chevy. Zu wem man wohl wechseln könne, wenn einem Facebook auf | |
die Nerven gehe. „Glauben Sie nicht, dass Sie ein Monopol haben?“ | |
Ted Cruz, 2016 einer der Konservativsten unter den | |
Präsidentschaftsbewerbern, beschwert sich über „Zensoren“, die | |
rechtsgerichtete Inhalte löschten, während sie auf dem linken Auge blind | |
seien. Worauf Zuckerberg erwidert, er achte schon deshalb auf | |
Ausgewogenheit, weil er wisse, dass linkes Denken im Silicon Valley klar | |
dominiere. Am meisten bedauere er, 2016 die russische | |
„Informationsoperation“ im US-Wahlkampf zu spät erkannt zu haben. Nur: | |
Solange in Russland Leute säßen, deren Job es sei, sich in aller Welt in | |
Wahlen einzumischen, sei dies ein andauernder Konflikt. Ohne | |
hundertprozentige Erfolgsgarantie. „Es ist ein Wettrüsten“, sagt Zuckerberg | |
12 Apr 2018 | |
## AUTOREN | |
Frank Hermann | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |