# taz.de -- heute in hamburg: „Hamburgs Radnetz ist ein Flickenteppich“ | |
Interview Cara Westerkamp | |
taz: Herr Bitting, würden Sie Ihr Kind alleine mit dem Fahrrad ins | |
Gymnasium Allee fahren lassen? | |
Philipp Bitting: Das würde ich gern, könnte ich aber nicht. | |
Warum? | |
In der Theorie sollten in der Max-Brauer-Allee nur Busse und Taxen auf der | |
rechten Spur fahren, nicht schneller als 50 Kilometer pro Stunde. Aber de | |
facto ist es so, dass dort auch Autos auf die Spur wechseln und teilweise | |
sehr schnell fahren. Wenn man Hamburg betrachtet, herrschen auf dieser | |
Straße für Radfahrer die schlechtesten Bedingungen. | |
Was fordern Sie? | |
Sichere Radwege. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder einen breiten | |
Radfahrstreifen, ohne physische Abtrennung zur Straße. Dann muss die | |
Geschwindigkeit allerdings auf 30 Kilometer pro Stunde reduziert werden. | |
Oder einen Schutz zwischen Radweg und Straße. Auf Englisch nennt man das | |
„Protected Bike Lane“, geschützte Radfahrspuren. Dann ist es auch okay, | |
wenn der Verkehr mit 50 Kilometern pro Stunde fließt. | |
Um das zu erreichen, bilden Sie eine Menschenkette. Warum? | |
Da es keinen physischen Schutz gibt, werden wir uns dort hinstellen, als | |
menschliche Poller, als Symbol für unsere Forderungen. | |
Sie protestieren auch gegen Luftverschmutzung. Was ist denn gefährlicher, | |
schnelle Autos oder deren Abgase? | |
Die schnellen Autos sind das größere Problem. Aber Abgase sind natürlich | |
auch eines. | |
Und da soll ein abgetrennter Radweg helfen? | |
Indirekt schon. Man kann zum Überholen auf „Protected Bike Lanes“ nicht | |
einfach die Spur wechseln, weil es eine Barriere gibt. Deshalb müssten die | |
neuen Radwege breiter sein. Das bedeutet, es würde Platz für den | |
Autoverkehr wegfallen. Weniger Autos, weniger Abgase. | |
Müsste das Radnetz in ganz Hamburg ausgebaut werden? | |
Bisher ist es ein Flickenteppich. Hier mal drei Meter Radweg, da mal gar | |
keiner. Hamburg will Fahrradstadt werden, aber das passiert langsam und so, | |
dass niemandem wehgetan wird. Vor allem nicht den Autofahrern. Wir können | |
nicht einfach zusehen und warten. | |
Was passiert nach der heutigen Aktion? | |
So eine Protestaktion machen wir jetzt jeden Monat. Unser Plan ist es, | |
einen Radentscheid durch Unterschriften herbeizuführen, sodass die Politik | |
gezwungen wird, zu handeln. | |
Protestaktion der Initiative „Radentscheid Hamburg“ für sichere | |
Fahrradwege, 7.30 Uhr vor dem Gymnasium Allee in der Max-Brauer-Allee | |
28 Mar 2018 | |
## AUTOREN | |
Cara Westerkamp | |
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