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# taz.de -- heute in hamburg: „Ich versuche so, stückchenweise zu verstehen�…
Interview Leif Gütschow
taz: Frau Luckow, was sind für Sie die wichtigsten Ursachen für Flucht und
Migration?
Janina Luckow: Es gibt koloniale Kontinuitäten, etwa die Ausbeutung ganzer
Kontinente. Die dadurch geschwächten Länder bieten einen Nährboden für
Kriege, da die Ausbeutung von Ressourcen durch religiöse Gruppen,
islamistische als auch christliche, instrumentalisiert wird.
Ausgangspunkt Ihrer Arbeit ist die „List of Deaths“, in der seit 1993 Daten
von Menschen sammelt werden, die auf ihrem Weg nach Europa gestorben sind.
Ja, das ist eine Liste, die öffentlich ins Netz gestellt wurde. Der Ansatz
ist, dass weitere Gruppen, seien es JournalistInnen oder Künstlerinnen, das
Thema weiter bearbeiten können.
Und wie bearbeiten Sie dies weiter?
Ich lese die Liste subjektiv, das heißt aus meinem Background als
Kommunikationsdesignerin heraus. Ich lenke meinen Blick auf zwei Spalten
dieser Liste, auf das Todesjahr und das Herkunftsland der Verstorbenen.
Erst mal zähle ich dann, wie viele Menschen zu einem gewissen Zeitpunkt
geflüchtet sind, und wo diese Menschen herkommen. Dann gehe ich weiter zu
Youtube, Wikipedia oder anderen öffentlich zugänglichen Quellen. Ich
versuche so stückchenweise zu verstehen, was zu der Zeit und in dem Land
passiert ist.
In Ihrer Ausstellung eröffnen Sie einen interaktiven Wissensraum. Wie genau
machen sie das?
Ich lege ein ungefähr 100 Quadratmeter großes Diagramm aus PVC auf den
Boden, auf der meine Recherchen netzartig verlinkt sind. Über ein Tablet
können diese Inhalte an den Punkten und Linien auf dem Boden aufgerufen
werden. Das Tablet kann über eine Kamera und eine spezielle App die
Kombination von einem Jahr und einem Land lesen. Dann werden die von mir
gesammelten Inhalte auf dem Bildschirm gezeigt.
Das heißt, was jeweils entdeckt wird, hängt auch mit der Neugier der
Besucherinnen und Besucher zusammen?
Genau. Das ist auf jeden Fall sehr abhängig von den einzelnen Besuchern.
Natürlich ist es auch möglich, sich nur dieses Diagramm allein anzusehen.
Aber dann bleibt es bei einer sehr flachen Lesart. Wer etwas mehr entdecken
will, hat durch das Tablet die Möglichkeit, Hintergründe zum Vorschein
kommen zu lassen.
Interaktive Ausstellung „Working with the List of Deaths“, 19 Uhr,
Affenfaust-Galerie, Paul-Roosen-Straße 43, Eintritt frei
16 Feb 2018
## AUTOREN
Leif Gütschow
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