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# taz.de -- Protest in bayerischem Transitzentrum: 150 Flüchtlinge im Hungerst…
> Asylbewerber verweigern seit dem Wochenende die Nahrungsaufnahme. Sie
> üben Kritik an den schlechten Zuständen in den „Abschiebelagern“.
Bild: Die niederbayerischen Behörden weisen die Kritik zurück
München taz | Die Lage in den sogenannten Transitzentren für Flüchtlinge
mit geringer Bleibeperspektive kann sehr schnell eskalieren. Das zeigen die
Ereignisse seit dem Wochenende in der Unterkunft im niederbayerischen
Deggendorf: Dort befinden sich nach Angaben der Flüchtlinge rund 150
Menschen aus Sierra Leone seit Samstag im Hungerstreik und im „Streik der
geschlossenen Türen“ – neben Nahrung verweigern sie auch ihre minimalst
bezahlten Beschäftigungsmöglichkeiten in dem Camp, die Kinder gehen nicht
in den angebotenen Schulunterricht.
„Alle Leute aus Sierra Leone sind gerade in diesem Streik“, sagte gestern
ein Flüchtling auf Anfrage der taz. Er nennt sich Moussa und ist nach
eigenen Angaben 30 Jahre alt. Organisationen wie der Bayerische
Flüchtlingsrat kritisieren die Transitzentren, die es in dieser Form nur in
Bayern gibt, [1][als „Abschiebelager“]. Dort untergebrachte Flüchtlinge
sollen nach dem Willen der bayerischen Staatsregierung freiwillig ausreisen
oder abgeschoben werden. Dass jemand aus dem „Transitzentrum“ noch einen
Aufenthaltsstatus erhält, ist nicht vorgesehen, Dementsprechend gibt es in
den Zentren nur wenige Integrationsmaßnahmen wie etwa Deutschkurse.
„Wir möchten mit den Verantwortlichen sprechen, mit der deutschen
Regierung“, sagt Moussa. Die Flüchtlinge im Hungerstreik fordern
Bleiberecht in Deutschland. In einem Schreiben, das der Flüchtlingsrat an
die Öffentlichkeit geleitet hat, kritisieren sie „sehr schlechte
Unterkunftsmöglichkeiten“ mit bis zu acht Personen auf einem Zimmer,
verschmutzte Toiletten sowie schlechte Nahrung. Auch Schwangere, Kinder,
Kranke und stillende Mütter würden abgeschoben. Für Flüchtlinge mit
speziellen Krankheiten gebe es keine Medikamente. Auch wehren sich die
Flüchtlinge dagegen, dass Journalisten keinen Zugang zu der Einrichtung
haben. Offiziell ist das so, die zuständigen Behörden arrangieren nur
gelegentlich und bei einer gewissen Nachfrage geführte Pressetermine.
Auslöser des Massenprotestes war die Abschiebung eines Mannes aus dem Camp
am Freitag vergangener Woche. Er sollte nach Italien gebracht werden, die
Aktion wurde dann laut den Bewohnern in letzter Minute am Flughafen
gestoppt. Neben den Flüchtlingen aus Sierra Leone, die allesamt
protestieren, sind noch einige aus Aserbeidschan in Deggendorf
untergebracht.
## Niederbayerische Bezirksregierung wehrt sich
Die zuständige Regierung des Bezirks Niederbayern weist die Vorwürfe in
weiten Teilen zurück. In dem Camp herrsche eine „humanitäre Unterbringung�…
schreibt die Pressestelle. Jugendliche und junge Erwachsene erhielten auf
dem Gelände Schulunterricht. Es herrsche keine mangelhafte Hygiene, auch
gebe es Arztsprechstunden und wenn nötig, werde an Fachärzte überwiesen.
Zudem stellt die Bezirksregierung infrage, ob die Menschen tatsächlich
nichts mehr essen. Sie würden derzeit nicht mehr in der Kantine an der
Gemeinschaftsverpflegung teilnehmen. Aber: „Mit Blick auf die Zimmer muss
dies nicht automatisch Hungern bedeuten.“
Nach Auskunft der Flüchtlinge ist der Protest nicht so drastisch, wie es am
Sonntag ausgesehen hatte: Alle Protestierenden trinken, Kinder und
schwangere Frauen essen zudem auch. In Bayern kommt es immer wieder zu
Hungerstreiks von Asylbewerbern, die auf ihre hoffnungslose Lage hinweisen.
Im November vergangenen Jahres hatten sich bis zu 85 Flüchtlinge in München
in den Hungerstreik begeben. Nach einigen Tagen war die Versammlung von der
Polizei aufgelöst worden, nachdem die Gesundheit der Streikenden ernsthaft
gefährdet war.
18 Dec 2017
## LINKS
[1] /Fluechtlingspolitik-der-Union/!5456390
## AUTOREN
Patrick Guyton
## TAGS
Schwerpunkt Flucht
Abschiebung
Niederbayern
Schwerpunkt Flucht
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